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Billenhausen: Der Krumbacher Ortsteil Billenhausen feiert gleich drei Jubiläen

Billenhausen

Der Krumbacher Ortsteil Billenhausen feiert gleich drei Jubiläen

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    Die heutige Mannschaft der Feuerwehr Billenhausen. Feuerwehr, Schützenverein und Sportverein feiern am 15. und 16. Juni ihr Jubiläum.
    Die heutige Mannschaft der Feuerwehr Billenhausen. Feuerwehr, Schützenverein und Sportverein feiern am 15. und 16. Juni ihr Jubiläum. Foto: FFW Billenhausen (Archivbild)

    Menschen sind auf den Zusammenhalt in Dörfern und Städten angewiesen, das erlebte man in diesen Tagen bei der Flutkatastrophe. Wer um sein Hab und Gut oder gar sein Leben fürchten muss, ist dankbar für eine helfende Hand. Ebenso wichtig ist das Gefühl, nicht alleingelassen zu sein, besonders wenn klar wird, dass die Menschheit trotz aller möglichen Schutzmaßnahmen der Naturgewalt ausgeliefert ist, was ein Gefühl der Hilflosigkeit erzeugt. Um solchen Gefühlen entgegenzuwirken, braucht es die Solidarität einer Gemeinschaft, in der man sich aufeinander verlassen kann, weil man sich schon lange kennt und einander schätzen gelernt hat, in der man gemeinsame Ziele verfolgt. Dies leisten insbesondere die Vereine und ehrenamtlichen sozialen Gruppen.

    Gemeinschaft bildet sich aber nicht von heute auf morgen, sondern braucht eine Tradition, die über Generationen weitervermittelt wird. Um diese Tradition zu pflegen, erinnern die Vereine in regelmäßigen Abständen an ihre Geschichte, feiern und lassen sich feiern. Das tun am 15. und 16. Juni drei Billenhauser Vereine, die große Jubiläen feiern können: Die Freiwillige Feuerwehr wird 150, der Schützenverein wird 100 und der Sportverein 75 Jahre alt. Auftakt der Feier ist am Samstag um 18 Uhr mit einem Bieranstich. Sonntag um 8.30 Uhr folgt ein Umzug mit Fahnenabordnungen und um 9 Uhr ein Gottesdienst. Danach sind verschiedene Aktionen geplant.

    Viele Personen sind in mehreren Vereinen in Billenhausen

    Es sind für ein Dorf mit gut 500 Einwohnern ungewöhnlich mitgliederstarke Vereine. Viele Personen gehören mehreren Vereinen an, und in den verschiedenen Vorständen findet man oft die gleichen Namen. Deshalb ist es selbstverständlich, dass in Billenhausen die Vereine eng zusammenarbeiten und vieles gemeinsam organisieren, wie das Maibaumaufstellen, Kinder-, Faschings- und Theaterveranstaltungen oder die Waldfeste.

    Die Freiwillige Feuerwehr: „Retten, löschen, bergen“, mit diesen Schlagworten umschreibt Erster Kommandant und Zweiter Vorsitzender Tobias Klein die heutigen Pflichten der Feuerwehr. Die ureigene Aufgabe ist seit jeher, Brände zu bekämpfen, vom Mülltonnenbrand bis zu Großeinsätzen zusammen mit anderen Wehren, wie etwa beim Brand des Sägewerks Striegel in Krumbach vor über zehn Jahren. „Das war eine echte Herausforderung“, erinnert sich Zweiter Kommandant und Vorsitzender Thomas Dempfle, „da haben sich Doppel-T-Stahlträger gebogen, als wären sie aus Gummi“.

    Die Einsatzleitung hat bei solchen Ereignissen immer die Ortsfeuerwehr. Um ein gut koordiniertes Vorgehen zu gewährleisten, werden gemeinsame Übungen mit den Wehren benachbarter Orte abgehalten. Damit auch unter enormem Zeitdruck alles wohlgeordnet abläuft, muss regelmäßig trainiert werden. Jede Anordnung muss sofort verstanden werden, jeder Handgriff muss sitzen und alle möglichen Situationen müssen durchbesprochen werden. So muss zum Beispiel jeder wissen, dass man das Löschwasser bei Minusgraden keinesfalls abstellen darf, „so wie bei einem Stallbrand in einer extrem kalten Winternacht im Jahr 1984, in der das Wasser sofort gefror“, erinnert sich Ehrenvorsitzender Karl Konrad. 

    Der heutige Vorstand der Feuerwehr: von links Andreas Negele (Beisitzer), Tobias Klein (Zweiter Vorsitzender), Daniela Klein (Kassiererin), Verena Hillemeyr (Schriftführerin), Thomas Dempfle (Vorsitzender).
    Der heutige Vorstand der Feuerwehr: von links Andreas Negele (Beisitzer), Tobias Klein (Zweiter Vorsitzender), Daniela Klein (Kassiererin), Verena Hillemeyr (Schriftführerin), Thomas Dempfle (Vorsitzender). Foto: FFW Billenhausen (Archivbild)

    Tobias Klein und Thomas Dempfle freuen sich, dass sie auch zwei Frauen in ihren Reihen haben, „wobei da schon noch Luft nach oben wäre“. Besonders stolz sind sie auf ihre sechs engagierten Jugendlichen, die vom Jugendwart Nico Schnitzler und dessen Stellvertreter Max Grönig in eigenen Übungen gut geschult werden.

    In den letzten Jahrzehnten hatte die Feuerwehr immer öfter die Aufgabe einer Wasserwehr, wie man erst neulich erleben musste. Da sind die anderen beiden Kernkompetenzen gefragt: Retten und Bergen. Menschen sind aus Häusern zu befreien, einzelne Gebäude oder auch ganze Ortsteile durch Sandsäcke oder andere Barrieren zu schützen, Keller leer zu pumpen, Hab und Gut aus Wohnungen zu bergen, der Verkehr zu regeln, überflutete Straßen zu sperren. Und all dies ohne Pause rund um die Uhr, wenn nötig. 

    Die Feuerwehr ist immer zur Stelle

    Überhaupt ist die Feuerwehr immer dann zur Stelle, wenn im Ort Hilfe gebraucht wird. Sie regelt den Verkehr bei der Fronleichnamsprozession und befreit auch mal Menschen aus stecken gebliebenen Aufzügen. Die Nachwuchsförderung liegt den Vorständen besonders am Herzen. Deshalb besucht die Billenhauser Wehr jährlich den Kindergarten und organisiert Kinderferienprogramme, bei denen die Kinder auch mal im Feuerwehrfahrzeug mitfahren dürfen. Gelegentlich werden natürlich interne Feiern organisiert, was sich für den Zusammenhalt und eine hohe Motivation bewährt hat. 

    Der Schützenverein: Schützenvereine haben eine lange Tradition und sind in unserer Region weit verbreitet. Sie betreiben nicht nur den Schießsport, sondern pflegen auch ihre alten Bräuche. Man ehrt die Vereinsfahne, würdigt verdiente Mitbürger bei ihren Jubiläen und nimmt an Umzügen teil, so wie die Billenhauser auch mal beim Oktoberfest in München. Natürlich trägt man Tracht. Die Billenhauser Schützen sind stolz, dass sie als Erste im Gau Krumbach sich im Jahr 1976 mit der neuen schwäbischen Tracht einkleideten.

    Die Fahnenweihe des Schützenvereins im Jahr 1935.
    Die Fahnenweihe des Schützenvereins im Jahr 1935. Foto: Schützenverein (Archivbild)

    Vor 100 Jahren, am 26. Juli 1924, wurde der Schützenverein Billenhausen im Gasthaus Krone gegründet. In den ersten Jahren wurde unter einfachsten, heute kaum mehr vorstellbaren Bedingungen geschossen. Der Schießstand befand sich im Saal der Krone. „Von dort aus wurde durch Küche und Hausgang in den Stadel geschossen“, berichtet Hermann Thalhofer, einer der drei Vereinsvorstände. „Erst 1968 wurde im Keller der Krone ein neues Schützenheim eingerichtet.“ Heute befindet es sich im 2019 eingeweihten Dorfgemeinschaftshaus. Noch heuer werden elektronische Schießstände eingebaut, sodass die Schüsse digital vermessen werden können.

    1980 wurde die neue Fahne des Schützenvereins eingeweiht.
    1980 wurde die neue Fahne des Schützenvereins eingeweiht. Foto: Schützenverein Billenhausen (Archivbild)

    Der Verein hat 110 Mitglieder, darunter 27 Jugendliche. Zweimal pro Woche ist Schießbetrieb, und zwar ganzjährig. Auch öffentliche Schießen werden veranstaltet, wie etwa das Ostereierschießen oder das Faschingsschießen. Und im Sommer werden Spiel- und Sportveranstaltungen für Jugendliche organisiert, um im Dorfleben präsent zu sein. Mit den Nachbargemeinden werden Rundenwettkämpfe ausgetragen und man nimmt an Gauschießen teil, was dem gegenseitigen Kennenlernen dient und zur Verständigung beiträgt. 

    Der Sportverein: Erstaunlich, dass der Sportverein Billenhausen mit 174 Mitgliedern keine gemeldete Fußballmannschaft mehr hat, zumal das Gründungsmotiv der Fußball war. Gleich nach der Vereinsgründung im Jahr 1949 wurde auf dem damals gerade abgeholzten Brandberg der Sportplatz gebaut, in erster Linie für den Fußball. Die schweren Arbeiten wurden alle ehrenamtlich erledigt. In Handarbeit wurden Wurzelstöcke ausgegraben und sehr viel Erde bewegt. Schulkinder klaubten die Steine ab und sammelten auf den Heuböden Samen für den Rasen. „In den ersten 20 Jahren hatte der Platz ein starkes Gefälle zwischen den beiden Toren, was aber durch den Richtungswechsel nach der Halbzeitpause ausgeglichen werden konnte“ erinnert sich Hermann Thalhofer, einer von vier Vereinsvorständen. 

    Eine Mitgliedskarte des Sportvereins Billenhausen aus dem Jahr 1950.
    Eine Mitgliedskarte des Sportvereins Billenhausen aus dem Jahr 1950. Foto: Sportverein Billenhausen (Archivbild)

    In guten Zeiten hatte der Verein zehn Fußballmannschaften. 1987 wurde sogar eine Damenmannschaft gegründet, zu der auch die junge Tanja Wörle aus Thannhausen gehörte, die später in der Nationalmannschaft und beim FC Bayern spielte. Anfang der 80er-Jahre war die einfache Holzbaracke als Umkleide nicht mehr zeitgemäß und wurde durch ein neues Vereinsheim ersetzt. Die Rolle des Fußballs war so zentral, dass bei der großen Jubiläumsfeier vor 25 Jahren, als der Sportverein seinen 50. Geburtstag feierte, sogar die Juniorenmannschaft aus Moldawien zu Gast war. In den vergangenen Jahren ging es mit dem Fußball allerdings steil bergab. Es gab immer mehr alternative Freizeitangebote, und anders als in den Jahren nach dem Krieg ist es heute auch für junge Leute ein Leichtes, in die nahe Stadt Krumbach zu pendeln, um sich dort zu vergnügen.

    Der Sportverein hat vier Abteilungen

    Derzeit hat der Verein vier Abteilungen, die jeweils von einem der vier Vereinsvorstände geleitet werden: Damengymnastik (Annemarie Harder), Herrengymnastik (Thomas Schmidt), die Stadelradler (Hermann Thalhofer) und eine Nordic-Walking-Gruppe (Walter Wohllaib). Thomas Schmidt sieht den Verein vor enormen Herausforderungen, die insbesondere durch den demografischen Wandel bedingt sind. „Unter unseren 174 Mitgliedern sind nur 20 Kinder“, sorgt er sich. Deshalb treffen sich die Vorstände regelmäßig, um den Verein zu beleben, mit neuen Ideen und attraktiven Angeboten etwa von Trendsportarten wie Pickleball, Beachvolleyball oder Boccia. „Für solche Aktivitäten bietet sich unser schöner Sportplatz geradezu an, Platz genug ist da“, so Schmidt.

    Die Gründungsmannschaft beim Jubiläumsspiel des zehnjährigen Jubiläums: Vorne von links: Willi Broll, Anton Dempfle, Johann Fetschele. Hinten von links: Hugo Danner, Engelbert Danner, Josef Ganser, Georg Schmid, Josef Peiser, Thomas Dempfle, Michael Sommer, Fritz Kiening, Rudi Kuka. Nicht auf dem Foto: Kurt Polda, Balthasar Schmid, Max Seitz.
    Die Gründungsmannschaft beim Jubiläumsspiel des zehnjährigen Jubiläums: Vorne von links: Willi Broll, Anton Dempfle, Johann Fetschele. Hinten von links: Hugo Danner, Engelbert Danner, Josef Ganser, Georg Schmid, Josef Peiser, Thomas Dempfle, Michael Sommer, Fritz Kiening, Rudi Kuka. Nicht auf dem Foto: Kurt Polda, Balthasar Schmid, Max Seitz. Foto: Sportverein Billenhausen (Archivbild)

    Um den Nachwuchs soll mit Kinderprogrammen wie Faschingsveranstaltungen, einer Waldweihnacht und einem bunten Ferienprogramm geworben werden. Schmidt, der erst seit 2018 in Billenhausen ansässig, aber bereits bestens in die Dorfgemeinschaft integriert ist, kennt die Geschichte und alle Details des Vereins genau und entwickelt zusammen mit den anderen Vorständen innovative Konzepte, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. 

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