Am 2. Mai 1729 wählten die Prämonstratenser von Steingaden ihren Prior Pater Hyazinth Gaßner zum Abt ihres Klosters. Die erste Baumaßnahme, die er durchführte, war die Fertigstellung der Hl.Kreuzkirche, die 1564 erbaut worden war und von seinem Vorgänger wegen Baufälligkeit umfangreich restauriert wurde. Um ihre Fertigstellung kümmerte sich Abt Hyazinth Gaßner. Gemälde von drei Heiligen ließ der Abt anfertigen, die alle als Pferdepatrone verehrt werden: St. Coloman, St. Wendelin und St. Ulrich. Der heilige Ulrich erhielt ein großes Deckenfresko, schließlich handelte es sich um den Namenspatron des Abtes, der am 5. Jul 1692 in der Balzhauser Pfarrkirche auf den Namen Johann Ulrich getauft worden war. Erst bei seinem Ordenseintritt wurde aus dem Ulrich ein Hyazinth.
Abt Hyazinth Gaßner bemühte sich das religiöse Brauchtum in Steingaden durch neue Andachtsformen zu beleben. Er sah in der Volksfrömmigkeit den Glauben verwurzelt. Der Geist der Aufklärung hatte in ihm keinen Anhänger. Diesem Ziel diente auch 1730 die Einführung einer Karfreitagsprozession in Steingaden. Für diese Prozession wurde auch ein Gegeißelter Heiland von zwei Mitbrüdern zusammengebastelt, der allerdings nur ein einziges Mal in der Prozession mitgeführt wurde, weil er gar zu erbärmlich anzusehen war. Dieser Gegeißelte Heiland wurde zum Schicksal von Abt und Kloster.
1732 ließ er für die Balzhauser Leonhardskapelle eine Votivtafel anfertigen
Doch davon ist 1732 noch nicht die Rede, als Abt Hyazinth für die Leonhardskapelle in Balzhausen eine Votivtafel anfertigen ließ zum Dank, dass die Abtei von einer Viehseuche bewahrt geblieben ist. Gerne erinnerte sich der Abt an seine Kindheit. Ein Höhepunkt war alljährlich das Leonhardsfest im November. Alle Pferde des Ortes wurden von den Knechten und Hütebuben zur Leonhardskapelle gebracht. Sie empfingen nach der Andacht den Segen, dann schwangen sich die Knechte und Hütebuben auf die Pferde und es folgte der unorganisierte Ritt durchs Dorf, der sich mitunter zu einem Wettreiten entwickelte. Daran erinnerte sich der Abt. Manches hat sich in der Erinnerung verklärt.
Als 1735 die Hl.Kreuzkirche mit dem Ulrichsfresko fertiggestellt war, regte der Abt eine Pferdesegnung an, der ein dreimaliger Umritt um die Kapelle folgen sollte. Der Abt legte Wert darauf, dass alles in geordneten Bahnen verlief. Der Ulrichsritt fand dann jedes Jahr statt. Er erfreute sich großer Beliebtheit, so dass er nach einer kurzen Unterbrechung bis heute jedes Jahr durchgeführt wird. Ohne große Werbung kommen etwa 100 Reiter und Pferdebesitzer zum Ulrichsritt nach Steingaden. Pate stand bei dieser Veranstaltung der Volksfrömmigkeit der Leonhardiritt von Balzhausen, aber das ist längst vergessen worden.
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