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Ziemetshausen: Neues Angebot: Wie Schwangeren in Ziemetshausen geholfen wird

Ziemetshausen

Neues Angebot: Wie Schwangeren in Ziemetshausen geholfen wird

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    Von links: Hebamme Marietta Endrös, Kinderkrankenschwester Irmgard Neu und Fitnesstrainerin Canan Nagl in den neuen Räumen von Mamafreude Fitness in der Ziemetshauser Wiedengasse.
    Von links: Hebamme Marietta Endrös, Kinderkrankenschwester Irmgard Neu und Fitnesstrainerin Canan Nagl in den neuen Räumen von Mamafreude Fitness in der Ziemetshauser Wiedengasse. Foto: Tina Köbler

    Hinter der nur angelehnten Tür in der Ziemetshauser Wiedengasse hört man Stimmen und das Rascheln einer angeregten Geschäftigkeit. Tritt man ein, findet man sich in einem freundlichen, lichtdurchfluteten Raum und sieht in drei strahlende Gesichter. Canan Nagl, Irmgard Neu und Marietta Endrös heißen die Frauen und ihre Augen blitzen, als ob sie soeben den Coup ihres Lebens ausgeheckt hätten. Der Coup heißt „Mamafreude Fitness“ und zum Strahlen hat das Trio allen Grund. Denn ob „in anderen Umständen“, in „froher Erwartung“ oder, etwas verschämt und augenzwinkernd, „vom Storch gebissen“, Frauen die sich ab dem 1. August hier treffen sollen, haben alle eines gemeinsam: Sie werden in wenigen Wochen oder Monaten, zum ersten Mal oder erneut, ein Baby bekommen und somit Mama werden. Und hier in diesem Raum mit den Gymnastikmatten und den zartbunten Stillkissen ist der Ort geschaffen, wo sie sich darauf vorbereiten können.

    Ideengeberin und treibende Kraft hinter „Mamafreude Fitness“ ist Canan Nagl. Die 39-jährige Fitnesstrainerin und ausgebildete Familienbegleiterin war schon zuvor, als Beamtin in München in ihrer Funktion als Dienstsportleiterin aktiv. „Aber als ich dann schwanger wurde und 2014 nach Ziemetshausen kam“, erzählt sie, „gab es kaum passende Angebote für werdende Mütter auch in dieser besonderen Zeit aktiv etwas für ihren Körper zu tun.“ Kurz entschlossen entwickelte sie ein eigenes Programm, das speziell auf die Bedürfnisse von schwangeren Frauen zugeschnitten ist. „Es geht in der Schwangerschaft nicht darum, sich zu verausgaben“, erklärt Canan Nagl, „oder an seine Leistungsgrenze zu gehen. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, mit Achtsamkeit auf den eigenen Körper zu hören.“

    Mit ihrem Programm schien sie einen Nerv getroffen zu haben. Nicht nur, dass in kürzester Zeit Anmeldungen für mehrere Kurse eingingen, darunter auch von Schwangeren aus Niederraunau, Langenneufnach und Dinkelscherben. Auch Ziemetshausens Bürgermeister Anton Birle erkannte 2017 die Möglichkeit, für den weiblichen Teil seiner Bürger etwas zu tun und bot Canan Nagl Räume zur Miete an. Darunter auch den großen Saal im Dachgeschoss der Taferne. „Der ist besonders stimmungsvoll und passend“, freut sich Canan Nagl, „weil wir dort auch Platz haben für Mütter, die mit ihren Kleinkindern kommen.“

    Schwangere und frischgebackene Mütter haben viele Fragen. Und Canan Nagl ist eine gute Netzwerkerin. In Hebamme Marietta Endrös und Kinderkrankenschwester Irmgard Neu fand sie zwei kompetente Mitstreiterinnen für ihr Projekt ein Rundum-Sorglos-Paket für Schwangere anzubieten. Schwangerschaftsvorbereitung, Yoga für Schwangere, Stillberatung, Babymassage, Fitness und Rückbildungsgymnastik nach der Geburt sind nur einige der Angebote die künftig in der Wiedengasse 14 zur Verfügung stehen werden.

    Wie wichtig dieses breite Spektrum ist, zeigt sich besonders, wenn man sich die Situation von typischen, heutigen Kleinfamilien vor Augen führt. Kaum eine Frau hatte in ihrer Kindheit noch so viele jüngere Geschwister, dass sie genügend Erfahrung und Übung im Umgang mit Babys hat. Viele werdende Mütter halten nach ihrer ersten Entbindung auch zum ersten Mal ein Neugeborenes im Arm. Und es ist auch nicht mehr wie in früheren Zeiten, wo zeitnah mit der eigenen Schwangerschaft in der großen Verwandtschaft vielleicht auch Schwägerinnen oder Cousinen vor der Niederkunft standen. Wo der Erfahrungsaustausch sich praktisch im Alltag ergab.

    Heute gut ausgebildet

    Eine andere Notwendigkeit sieht Irmgard Neu: „Die allermeisten Frauen sind heute gut ausgebildet und beruflich hochqualifiziert. Sie sind es gewohnt strukturiert und effektiv zu arbeiten. Dann bekommen sie ein Kind und plötzlich regiert das Chaos. Ein Kind hält sich nicht an Vorgaben aus dem Lehrbuch, schreit vielleicht viel oder schläft nicht nach Plan und die Frauen sind zutiefst verunsichert, erleben sich vielleicht gar als Versagerinnen. Da ist es wichtig ihnen das Vertrauen in ihre Intuition zu geben, ihnen Sicherheit zu vermitteln.“ Genau das hat Hebamme Marietta Endrös so am eigenen Leib erfahren. „Ich habe“, so erzählt sie, „zehn Jahre lang Frauen vor, während und nach der Geburt begleitet, bevor ich selber ein Kind bekam. Bei Vielem was ich mit den Frauen erlebt habe, dachte ich immer, dass mir das so niemals passieren wird. Dann kam mein Baby und ich spürte genau die gleichen Unsicherheiten, die gleichen Ängste, die gleiche Frustration.“ Sie schaut auf Kollegin Irmgard Neu: „Du hast mir damals so geholfen, den Druck rauszunehmen, und mir wieder Vertrauen in meine Fähigkeiten zu geben.“

    Bei so viel gegenseitiger Unterstützung und Wertschätzung ist auch gut nachvollziehbar, wie gut aufgehoben sich die künftigen Mütter bei „Mamafreude Fitness“ fühlen. Und der Erfolg gibt ihnen recht. Bis Anfang Oktober sind schon jetzt fünf Kurse mit insgesamt 40 Frauen ausgebucht. Ein neuer Kurs, Yoga für Schwangere, soll Ende September beginnen. Da wollen die Frauen auch am 8. September ein großes Straßenfest zur Einweihung ihrer Räume auf die Beine stellen. Bei einer Spielstraße für die Kleinen und Verköstigung vom Biohof gleich nebenan haben künftige Mamas und Papas Gelegenheit, sich die Räume von „Mamafreude Fitness“ genauer anzuschauen. Und wer bis dahin noch nicht guter Hoffnung ist, hat vielleicht spätestens dann Lust, sich einmal „vom Storch beißen“ zu lassen.

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