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Ziemetshausen: Geiger Automotive: So könnte das Werk in Ziemetshausen weiter bestehen

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Geiger Automotive: So könnte das Werk in Ziemetshausen weiter bestehen

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    Die Firma Geiger Automotive will Ziemetshausen verlassen. Im Hintergrund laufen aber allerlei Pläne, das Werk als Standort zu retten und an einen Investor aus der Kunststoffspritzgussbranche zu veräußern.
    Die Firma Geiger Automotive will Ziemetshausen verlassen. Im Hintergrund laufen aber allerlei Pläne, das Werk als Standort zu retten und an einen Investor aus der Kunststoffspritzgussbranche zu veräußern. Foto: Peter Voh

    Sorgen, wie es mit ihrem Arbeitsplatz weitergeht, machen sich derzeit die Mitarbeiter von Geiger Automotive in Ziemetshausen. Wie berichtet, hat die Tochterfirma des Sanoh-Konzerns mit Sitz in Tokio, Japan, im Herbst 2020 bekannt gegeben, dass die bayerischen Standorte Ziemetshausen und Murnau aufgegeben und am neuen Standort Penzberg in Oberbayern zusammengeführt werden. Zuerst ist der Standort Murnau des Unternehmens aus der Automobilzuliefererbranche mit Hauptsitz in Murnau mit dem Umzug auf das ehemalige Gelände der Firma Hörmann in Penzberg dran. Der gesamte Firmen-Umwandlungsprozess soll längstens bis Ende des Jahres 2022 abgeschlossen sein. Solange ist auch bisher die Zukunft des Standortes Ziemetshausen sicher. Mitte 2021 sollte die Verlagerung jedoch auch für das Werk Ziemetshausen beginnen. Als Grund für die Zusammenlegung der bayerischen Standorte hatte die Geschäftsführung übrigens neben dem fehlenden strategischen Vorteil mit zwei sehr nahe beieinanderliegenden Werken die „geringe Auslastung der Werke“ angeführt. Mit ihrer letzten Gehaltsabrechnung haben die rund 140 Beschäftigten in Ziemetshausen nun Post von ihrem Arbeitgeber erhalten.

    Auf Anregung von Betriebsratsvorsitzendem Erwin Wucherer soll das nun öfter geschehen, damit die Belegschaft Informationen darüber erhält, wie es mit der Firma, speziell mit dem Werk in Ziemetshausen weitergeht. Für das Werk Ziemetshausen bestehen nämlich eigene Hoffnungen: Die Immobilie des angefangen von Nokia öfter unter anderen Unternehmensnamen firmierenden Kunststoffspezialisten befindet sich in dessen Besitz. Die Belegschaft setzt sich aus spezialisierten Fachkräften zusammen, die auf dem Markt derzeit nicht so leicht aufzutreiben sind. So ist das Werk in Ziemetshausen durchaus attraktiv für Investoren. Eine Lösungsmöglichkeit für das Werk ist nämlich die Veräußerung des Standortes samt Anlagen und Beschäftigten an einen Investor aus der Kunststoffspritzgussbranche.

    Betriebsrat von Geiger Automotive: Die Auftragslage ist richtig gut

    Natürlich sei die Belegschaft richtig nervös. Immer wieder werde er gefragt, ob es etwas Neues gebe, sagt Betriebsratsvorsitzender Erwin Wucherer. Wucherer begann 1979 seine Lehre am Standort und hat bereits die verschiedensten Arbeitgeber in dem Werk erlebt. Seit 1987, noch unter Nokia, ist er im Betriebsrat, den er mit gegründet hat. Seit dem Jahr 1996, als das Unternehmen zur Firma Faist gehörte, wurde er Betriebsratsvorsitzender. Er berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Auftragslage richtig gut sei. Man arbeite zurzeit auch an Samstagen, fahre teils Sonderschichten und beschäftige zehn Leiharbeiter. Zum Beispiel produziere man die Luftklappensteuerung für den kleinsten SUV von BMW, den X1. Ebenso konnte das letzte Geschäftsjahr trotz Pandemie gut abgeschlossen werden. Auch das sei für mögliche Investoren interessant.

    Seit die geplante Verlagerung des Geschäftsbetriebs des Automobilzulieferers nach Penzberg in eine dann gemietete Immobilie bekannt geworden war, hatten mehrere Gesprächsrunden zwischen Gesamtbetriebsrat, örtlichem Betriebsrat, Geschäftsführung und der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE) stattgefunden. Bezirksleiter Torsten Falke bekräftigte damals zusammen mit Erwin Wucherer, dass an einem Fortbestand des Werkes in Ziemetshausen gearbeitet werden müsse. Eine Möglichkeit wäre die Veräußerung des gesamten Betriebes, inklusive Anlagen und Aufträge. Alternativ könnte auch eine Veräußerung des Betriebsvermögens und der Anlagen an einen anderen Produzenten, der mit eigenen Aufträgen das Werk auslastet, in Betracht gezogen werden, waren die Überlegungen. Die in Ziemetshausen zur Verfügung stehenden gut ausgebildeten Fachkräfte der Kunststoffindustrie seien auch im Transformationsprozess der Automobilindustrie sehr gefragt. Der Betriebsrat forderte damals die Geschäftsführung auf, diese beiden Varianten stärker in den Fokus der Überlegungen zu nehmen und die entsprechenden Beschlüsse hierzu zu fassen. Dies geschah offenbar, auch wenn sich die Geschäftsleitung nicht zu einem eventuell neuen Stand der Dinge gegenüber der Presse äußern wollte. Schriftlich teilte man der Redaktion mit, „bisher gibt es noch keine spruchreifen Entwicklungen seit dem Stand unserer letzten Pressemitteilung“ und verwies auf diese vom Ende September 2020.

    Es gibt wohl Interessenten für das Werk in Ziemetshausen

    Ende November 2020 hatte Erwin Wucherer berichtet, dass sich bereits Interessenten aus der Automotive-Branche bei ihm gemeldet hätten und Interesse am Ziemetshauser Werk bekunden. Aktuell wisse er, dass mit zwei Interessenten aus der Zuliefererbranche der Kunststoffindustrie verhandelt werde. Auch Landrat Hans Reichhart und Vertreter der Regionalmarketinggesellschaft im Landkreis haben Unterstützung für die Verkaufsabsicht des Ziemetshauser Werks zugesagt, erzählt Wucherer. Vonseiten der Marktgemeinde Ziemetshausen habe man zugesichert, dass man diesen Transformationsprozess wohlwollend begleiten möchte, was zum Beispiel das Baurecht betreffe, ließ Bürgermeister Ralf Wetzel wissen. Gleichzeitig mit der Option des Verkaufs des Ziemetshauser Werks strebt der Betriebsrat an, erste Gespräche für den Interessenausgleich beziehungsweise Sozialplan für die Unterstützung der Beschäftigten bei einem Betriebsübergang nach Penzberg zu führen. Dafür hat man sich auch professionelle Hilfe durch einen erfahrenen Anwalt für Arbeitsrecht sowie bei der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE) geholt.

    Im Moment seien aufgrund der Corona-Pandemie und den geltenden Abstandsregelungen keine Präsenz-Betriebsversammlungen durchführbar, so Wucherer, daher habe er bei der Geschäftsleitung in Murnau (Geschäftsführer für die bayerischen Standorte ist Martin Thorbjörnson) darauf gedrungen, dass die Belegschaft schriftlich immer wieder über den Stand der Dinge informiert werde, genauso wie über Aushänge im Werk. Er forciere seine Bemühungen, dass die Geschäftsleitung die Beschäftigten nicht im Unklaren lasse und sämtliche Informationen fließen lasse. Ab April, so hofft Wucherer, will er versuchen, eventuell in Arbeitspausen an einem Gockel-Imbisswagen im Freien mit der Belegschaft zwanglos ins Gespräch kommen zu können.

    Am 31. März tagt wieder der Wirtschaftsausschuss des Unternehmens. Ihm gehören die Geschäftsleitung, der Betriebsrat sowie ein Mitarbeiter eines wirtschaftlichen Sachverständigenbüros an. Vielleicht gibt es dann schon mehr an Informationen für die Belegschaft, die man wieder in einen Informationsbrief zur Gehaltsabrechnung packen kann.

    Lesen Sie dazu:

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