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Ziemetshausen: Eine mehr als 50-jährige musikalische Botschaft aus Ziemetshausen

Ziemetshausen

Eine mehr als 50-jährige musikalische Botschaft aus Ziemetshausen

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    Wolfgang Flödl hat die lange Zeit einzige kommunale Sing- und Musikschule im Landkreis Günzburg 1971 begründet und nahezu ein halbes Jahrhundert geleitet.
    Wolfgang Flödl hat die lange Zeit einzige kommunale Sing- und Musikschule im Landkreis Günzburg 1971 begründet und nahezu ein halbes Jahrhundert geleitet. Foto: Peter Voh

    Rund 50 Jahre stand Wolfgang Flödl an der Spitze der Ziemetshauser Sing- und Musikschule. Auch nach seiner Verabschiedung bleibt die bekannte Ziemetshauser Einrichtung ein Aushängeschild für die Region. Das ist auch maßgeblich mit Natalija Volk verbunden.

    Im Dezember des Jahres 2020 wurde Wolfgang Flödl als Leiter der kommunalen Sing- und Musikschule Ziemetshausen von Bürgermeister Ralf Wetzel und Marktgemeinderat unter den Corona geschuldeten Umständen verabschiedet. Nahezu 50 Jahre leitete Flödl die von ihm 1971 unter dem letzten ehrenamtlichen Bürgermeister Anton Seethaler gegründete und stets von allen Markträten und zahlreichen Förderern unterstützte Einrichtung. Für lange Jahre war sie die einzige ihrer Art im gesamten Landkreis, die weit über den Kreis hinaus bekannt ist.

    Nachdem Flödl, noch als Gymnasiast mit 18 Jahren wegen Erkrankung des damaligen Chorleiters von 1964 an die Leitung des Frauenchors und wenige Jahre später auch den Kirchenchor übernommen hatte, kam ihm damals schon die Idee, frühzeitig für Nachwuchs im Chorgesang zu sorgen. Da aber auch die Blasmusik in Ziemetshausen schon immer einen hohen Stellenwert hatte, schwebte ihm eine musikalische Einrichtung als Keimzelle des gesamten musikalischen Lebens am Ort vor.

    Wolfgang Flödl hat die lange Zeit einzige kommunale Sing- und Musikschule im Landkreis Günzburg 1971 begründet und nahezu ein halbes Jahrhundert geleitet.
    Wolfgang Flödl hat die lange Zeit einzige kommunale Sing- und Musikschule im Landkreis Günzburg 1971 begründet und nahezu ein halbes Jahrhundert geleitet. Foto: Peter Voh

    Was er damals nicht ahnen konnte, war, dass er es sein würde, der ein halbes Jahrhundert lang nahezu allen, die aktiv mit Gesang und Instrumentalmusik zu tun hatten und noch haben, die Grundlage dazu mit auf den Weg gegeben hat.

    Nachdem im September 1971 der Singschulunterricht mit 52 Singschülerinnen und Schülern aufgenommen wurde, kam von den Eltern der Wunsch nach Instrumentalunterricht auf. So waren beim ersten Schlusskonzert in der Volksschule bereits sechs Instrumentalisten mit dabei. Der Instrumentalunterricht wurde neben dem Leiter um vier Lehrkräfte erweitert, die Singschule in Sing- und Musikschule umbenannt, sie wurde Mitglied im Verband der deutschen Musikschulen.

    Mit Einrichtung der musikalischen Früherziehung als Basis des Ganzen zwei Jahre später wurde die Sing- und Musikschule Ziemetshausen landesweit als Musterschule geführt. Die Zahl der qualifizierten Lehrkräfte für die verschiedenen Instrumente erhöhte sich auf acht, neben der Singschule wurden Block- und Querflöte, Klarinette, Saxofon und Trompete sowie Violine, Cello, Gitarre, Klavier und E-Orgel, aber auch Melodica, Akkordeon und Schlagwerk angeboten.

    1973 wurde in Ziemetshausen ein Kinderchor gegründet

    Ebenfalls 1973 wurde der Kinderchor mit etwa 50 Teilnehmern aus dem gesamten Umland gegründet. Die Jahresschlusskonzerte im voll besetzten damals noch existierenden Riedlersaal zeigten die ganze Bandbreite der musikalischen Fähigkeiten der über alle Maßen engagierten Schüler auf. 1974 wurde der Kinderchor in Hyazinth-Wäckerlechor umbenannt und erfuhr Bekanntheit weit über Ziemetshausen hinaus. DerBayerische Rundfunk weilte öfter zu Aufnahmen in der Marktgemeinde und strahlte die ganze Klangfülle des Chores in vielen Chorsendungen aus. Schallplatten und (damals noch) Musikkassetten zeugten von der qualitativen Arbeit des Chores.

    Konzertreisen in Begleitung begeisterter Eltern von Italien bis England und von Frankreich bis nach Ungarn sorgten für enormen Bekanntheitsgrad im europäischen Ausland. Bei unzähligen weltlichen und kirchlichen Veranstaltungen an der Zusam und in weiterer Umgebung wirkten sowohl der Chor als auch Instrumentalschüler mit.

    Nach den Zeiten erfolgreicher Expansion folgte eine lange Phase der Konsolidierung und erfolgreicher Kontinuität.

    2016 erhielt Wolfgang Flödl die Ehrenbürgerwürde des Marktgemeinderats

    Als Anerkennung für die Summe all seiner Arbeit auf dem musikalischen Sektor, nicht zuletzt für die Verdienste bei Aufbau und Fortführung der Sing- und Musikschule, hat der Marktgemeinderat im Sommer 2016 den so innig mit der Musik Verwurzelten Wolfgang Flödl mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.

    Ein hohes Maß an Beständigkeit und überaus große Anerkennung sind Beweis für die hervorragende Arbeit, die der mittlerweile pensionierte Musiklehrer Wolfgang Flödl unablässig erbracht hat. Dokumentiert wird dies auch mit jahrzehntelangem großem Vertrauen, das die Eltern der Musikschülerinnen und Musikschüler, aber auch die jeweiligen Bürgermeister und Marktgemeinderäte in diesem halben Jahrhundert Flödl entgegenbrachten.

    Er hat mit seinem Konzept die Jugend an die Musik herangeführt und die Älteren mit Musik gesellschaftlich zusammengehalten. Die jährlichen Abschlusskonzerte der Sing- und Musikschule zeigten stets die reichen Früchte der Arbeit von Flödl auf und ließen die Entwicklung so mancher begnadeter Sänger oder Musiker weiterverfolgen. Ein gutes Beispiel dafür ist Manfred Ziegler, der 1974 mit acht Jahren begann, seine Stimme dem Gesang zu widmen und der über Jugendchor und Hyazinth-Wäckerle-Chor sowie dem Chor der Chorgemeinschaft bis heute in seiner Freizeit gesanglich aktiv ist und bei Aufführungen mit seiner Baritonstimme einen unverzichtbaren Part für die Chorgemeinschaft und andere Chöre darstellt.

    Ende vergangenen Jahres wurde Wolfgang Flödl von Bürgermeister Ralf Wetzel und dem Marktgemeinderat in einer der Corona-Pandemie geschuldeten bescheidenen Weise geehrt und verabschiedet. Die letzten Monate seines Schaffens in der kommunalen Einrichtung waren weitgehend von den Auswirkungen von Covid-19 geprägt. Wenn überhaupt, so konnte Unterricht nur noch per Videoschalte als Einzelunterricht durchgeführt werden.

    Bereits einjährige Kinder waren mit Begeisterung dabei

    Dies traf auch Natalija Volk, die von der Marktgemeinde mit der kommissarischen Leitung seit Anfang dieses Jahres betraut ist. Bereits geraume Zeit als Lehrerin in der Sing- und Musikschule tätig, ist es zumindest am Klavier mit dieser Art Unterrichtung nicht leicht gewesen. Trotz Erschwernissen für ihre Schüler mit Homeschooling sind sie ihr alle bei der Stange geblieben. Nachdem zu Herbstbeginn etliche Corona-Einschränkungen wieder vorübergehend gefallen waren, hat die Sing- und Musikschule einen Infotag für Interessierte abgehalten, wo sich erfreulicherweise fast 20 neue Teilnehmer in unterschiedlichen Altersstufen angemeldet haben. Bereits einjährige Kinder in Begleitung ihrer Eltern haben an Glöckchen, Klanghölzern und Rasseln ihren Spaß gefunden.

    Natalija Volk, bislang schon als Lehrerin im Einsatz, führt die musikalische Einrichtung in Ziemetshausen zunächst kommissarisch weiter.
    Natalija Volk, bislang schon als Lehrerin im Einsatz, führt die musikalische Einrichtung in Ziemetshausen zunächst kommissarisch weiter. Foto: Peter Voh

    Im Musikgarten (Phase 1) werden die Jüngsten so an die Musik herangeführt. In der musikalischen Früherziehung bei Musik und Tanz für Kinder können Kinder von vier bis sechs Jahren gemeinsames Singen und Sprechen, Bewegen und Tanzen sowie Hören und Verstehen, aber auch schon elementares Instrumentalspiel erlernen. Kinder im Grundschulalter erhalten in der Singschule im Gruppenunterricht ihre musikalische Grundausbildung, mit der sie die Basis für weitere gesangliche Aktivitäten schaffen. Instrumentalausbildung ist für Kinder ab etwa sechs Jahren vorgesehen, wird aber auch interessierten Jugendlichen und Erwachsenen angeboten. Derzeit wird Unterricht an Klavier und Keyboard erteilt, bei entsprechender Nachfrage sind auch Alternativen mit externen Lehrkräften möglich.

    Natalija Volk ist die Begeisterung für ihre Tätigkeit in der Sing- und Musikschule ins Gesicht geschrieben. Voller Elan für eine Wiederbelebung des Unterrichtsbetriebes in vollem Umfang hofft sie inbrünstig, dass die Pandemie nicht dauerhaft die Kinder und Jugendlichen aus Ziemetshausen und dem Umland von zukunftsweisendem Musikunterricht abhält. Mit viel Herzblut würde sie ihren Part dazu beitragen und wünscht sich daher nichts mehr, als dass ihr in absehbarer Zukunft die volle Leitung der musikalischen Einrichtung übertragen wird. Mehr Informationen zur Sing- und Musikschule unter www.vgziemetshausen.de.

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