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Ziemetshausen: Als nach Ziemetshausen noch Züge fuhren

Ziemetshausen

Als nach Ziemetshausen noch Züge fuhren

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    Als Fahrdienstleiter gekleidet konnte Joachim Böck, Vorsitzender des Heimatverein Ziemetshausen, vor zahlreichen Besuchern und Ehrengästen anlässlich der Museumsnacht eine bemerkenswerte Ausstellung über die frühere Bahnstrecke von Dinkelscherben nach Thannhausen eröffnen.
    Als Fahrdienstleiter gekleidet konnte Joachim Böck, Vorsitzender des Heimatverein Ziemetshausen, vor zahlreichen Besuchern und Ehrengästen anlässlich der Museumsnacht eine bemerkenswerte Ausstellung über die frühere Bahnstrecke von Dinkelscherben nach Thannhausen eröffnen. Foto: Peter Voh

    Der 50. Jahrestag der Einstellung des Personenzugverkehrs von Dinkelscherben nach Thannhausen ist für den Heimatverein Ziemetshausen Anlass, eine Dauerausstellung darüber für die diesjährige Museumssaison auf die Beine zu stellen.

    In seiner Eröffnungsrede stellte 1. Vorsitzender Joachim Böck die Dienste der Gönner und auch vieler Mitglieder heraus, die zum Gelingen dieser Ausstellung beigetragen haben. Dabei konnte er auch Hubert Teichmann, den Geschäftsführer der Staudenbahn, sowie den letzten Dienststellenleiter vom Bahnhof Dinkelscherben und eine Delegation vom Heimatverein Neuburg/Kammel begrüßen. Hat man immer noch die große Feier im Jahr 1994 zum 100-jährigen Bestehen der seinerzeit unter großen Mühen und Anstrengungen der Lokalpolitiker errichteten Bahnstrecke im Hinterkopf, so sei der Anlass für die Ausstellung doch ein mehr trauriger. Während 1959 zunächst die bis dahin die Region prägenden Dampflokomotiven von Dieselloks abgelöst worden waren, ist der Personenzugverkehr auf der Strecke durch den Zusammarkt im Herbst 1966 eingestellt worden. Güter wurden noch bis 1999 transportiert, die Strecke dann 2001 ganz eingestellt und im Jahr 2007 sind schließlich die Gleise demontiert worden.

    Mit einem Aufruf über die Presse ist es dem Heimatverein gelungen, zahlreiche Dokumente, Fotos und Erinnerungsstücke über den damaligen Bahnverkehr zu bekommen. Sie alle werden nun vor und im Schreinereimuseum sowie im Aussichtsturm nebenan gezeigt.

    Überragt von der Diesellok Köf 6759, die der Heimatverein von der Staudenbahn leihweise erhielt und die den Vorhof des Museums ziert, können sich Alt und Jung mit alten Fahrkarten und an Zeitungsberichten und Gegenständen von der einstigen Bahnstrecke ein Bild machen. Fotos belegen längst vergessene Ereignisse um die Bahnlinie, etwa ein schweres Unglück im Jahr 1936, als eine Lok eine Böschung hinabstürzte. Oder eine Begebenheit aus den 70er-Jahren, die aktenkundig hätte werden können. Hatte doch eine Gruppe Thannhauser und Ziemetshauser Bürger einen Sonderzug aus Augsburg kurz vor der Zusamgemeinde auf freier Strecke zum Anhalten gebracht. Ein (bestellter) Ziegenhalter hatte mitten auf dem Bahngleis neben einer Pferdekoppel seine Ziegen gemolken, die sich von dem lange schon pfeifenden Zug nicht vertreiben ließen.

    Die Hundertjahrfeier 1994 mit einer Dampfzugfahrt durch Ziemetshausen kann im Sägerstüble in einem Film bestaunt werden. Daneben sind aber auch für Kinder und jung gebliebene Väter Modelleisenbahnen zu bestaunen.

    Hubert Teichmann von der Staudenbahn-Verkehrsgesellschaft ließ die Gäste der Museumsnacht wissen, dass man seinerzeit an der Übernahme der stillgelegten Strecke von Dinkelscherben nach Thannhausen zumindest für den Güterverkehr Interesse gehabt hätte. Da in weitem Umkreis jedoch die für einen rentablen Betrieb notwendige Güterkapazität nicht zu erreichen gewesen sei und zudem die Steigung zur Anhöhe gegenüber dem Mehlbrünnele mit hohen Risiken beladen gewesen war, nahm man Abstand davon.

    Die 18 Tonnen schwere Diesellok, die jetzt vorübergehend vor dem Schreinereimuseum steht, wurde von den ausschließlich ehrenamtlich tätigen Kräften der Staudenbahn vor Jahren in einem Depot im Bayerischen Wald entdeckt und dann nach mehrtägiger Fahrt nach Augsburg und in die Stauden gebracht.

    Bürgermeister Anton Birle hat dem Heimatverein für seine umfangreichen Vorbereitungen zu der gelungenen Ausstellung gedankt.

    Eine hohe Anzahl an Besuchern hat sich am Sonntag, dem Internationalen Museumstag, ein Bild von der Ausstellung gemacht. Wie Joachim Böck erfahren durfte, waren die Leute hoch erstaunt darüber, was man über diese 14 Kilometer lange Bahnstrecke zusammengetragen hat.

    Die Ausstellung ist während der gesamten Saison bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei, Spenden zum Unterhalt der musealen Einrichtungen sind erwünscht.

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