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Wattenweiler: Warum ein Wattenweiler jetzt Diakon wird

Wattenweiler

Warum ein Wattenweiler jetzt Diakon wird

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    Frank Schnarrenberger aus Wattenweiler wird am Samstag, 5. Oktober im Hohen Dom in Augsburg zum Diakon geweiht.
    Frank Schnarrenberger aus Wattenweiler wird am Samstag, 5. Oktober im Hohen Dom in Augsburg zum Diakon geweiht. Foto: Gertrud Adlassnig

    Ein seltenes Fest kann die katholische Kirchengemeinde in Wattenweiler feiern. Ihr Gemeindemitglied Frank Schnarrenberger wird am Samstag im Augsburger Dom zum Diakon geweiht und am Sonntag in einem feierlichen Gottesdienst erstmals in seinem Amt tätig sein. Ihm wurde vom Gemeindepfarrer Michael Kinzl die Aufgabe zugeteilt, im Festgottesdienst das Evangelium zu verkünden und den Gläubigen diese Botschaft in einer Predigt näher zu bringen.

    Der gebürtige Sendener Frank Schnarrenberger hat sich entschieden, das Amt eines ständigen Diakons mit Zivilberuf auszufüllen. Seit dem 2. Vatikanischen Konzil kennt die katholische Kirche diese Art des Klerus als hauptamtliche Diakone oder, so wie Frank Schnarrenberger, als Diakone, die ihre Aufgabe ehrenamtlich und ohne Gehalt verrichten. Ein Diakon, erklärt Schnarrenberger, hat die erste Stufe der priesterlichen Weihen. Die Mehrheit der Diakone sind Männer, die sich für das Priesteramt entschieden haben und vor der Priesterweihe ein Jahr lang als geweihte Diakone tätig sind, also nicht ständig Diakon bleiben.

    Er selbst hat einen langwierigen und mühsamen Weg eingeschlagen, der ihm in keiner Weise berufliche oder finanzielle Vorteile verschafft. Der europaweit tätige Wirtschaftsingenieur muss für seine neue Aufgabe kostbare Freizeit opfern, muss knapp einen Arbeitstag in der Woche für seine neuen Aufgaben zur Verfügung stehen, und dafür, so ist ihm bewusst, Zeit mit der Familie zurückstellen. Dennoch stehen er und seine Frau Monika zu dem gefasste Entschluss.

    Dem Diakon wird nach der Dienstbeschreibung ein ausuferndes Arbeitsfeld zugewiesen, das sich aus sozialpädagogischen, seelsorgerischen, psychologischen und liturgischen Aufgaben zusammensetzt. Die Ausbildung umfasst sechs Jahre, die Eignung muss immer wieder durch Leistungsnachweise und Empfehlungen versichert werden. Eine solche Zusatzbelastung zu Beruf und Familie kann nur im Einvernehmen mit der Ehefrau ertragen werden. Deshalb wird auch die Frau eines Diakonanwärters insgesamt drei Mal gefragt, ob sie die Entscheidung ihres Mannes mitträgt. Monika Schnarrenberger hat zugestimmt, auch wenn ihr bewusst ist, dass sie als Ehefrau eines Diakons eine größere Last auf ihren Schultern tragen muss. „Aber sie hat sich auch sehr gefreut, als ich ihr von sechs Jahren meinen Entschluss offenbart habe.“ Der Glaube, der Frank Schnarrenberger führt, seine Hinwendung zur katholischen Kirche, kam mit seiner Frau. Er selbst sei als laizistischer Lutheraner aufgewachsen, zwar konfirmiert, aber ohne jede Bindung zur Kirche. Durch seine Frau Monika, die er 1992 geheiratet hatte, habe er den gelebten Glauben kennengelernt. Sie habe ihn zwar nie missioniert, aber er sei einfach mit ihr mitgegangen und habe so den Zugang zum Katholizismus gefunden und schließlich, ohne Wissen seiner Frau, Kontakt mit dem Dekan in seiner damaligen Schweinfurter Heimat aufgenommen. Schließlich konvertierte Frank Schnarrenberger 2004 zum Katholizismus. Er sei, erklärt er, nie auf der Suche gewesen, und bevor er durch seine Frau den Glauben kennengelernt habe, habe er auch nichts vermisst in seinem Leben.

    Zunächst ging das Leben des Frank Schnarrenberger auch nach dem Übertritt zur katholischen Kirche seinen ganz gewöhnlichen Gang, „so wie man es halt macht“. Nach seiner Ausbildung zum Verfahrensmechaniker studierte er in Schweinfurt, schloss mit dem Ingenieurstitel ab und begann seine Berufslaufbahn: Karriere, Frau, Kinder, alles schien normal und perfekt, bis zu dem schrecklichen Moment als die Schnarrenbergers nur zwei Wochen nach der Geburt ihr drittes Kind verloren. „Das war ein wesentlicher Einschnitt in meinem Leben. Man beginnt nachzudenken, auch über das, was man mit seinem Leben anfängt: Ist Karriere wirklich alles?“ Er habe seinen Lebensplan revidiert, erklärt Frank Schnarrenberger, die Schwerpunkte neu gesetzt und eine andere Sichtweise auf Familie, Beruf und Karriere gewonnen.

    In den Dienst für andere eintreten

    Schließlich fiel seine Entscheidung, den Glauben nicht nur für sich zu leben, sondern auch in den Dienst für andere einzutreten. Die Kirche macht es einem nicht leicht, solche Wünsche auszuleben. Die langwierige Ausbildung begann für den damals Mittvierziger mit einem zweijährigen theologischen Fernstudium, begleitet von wöchentlichen Seminaren in Augsburg. Wie im Studium üblich, musste der Studierende Seminararbeiten schreiben, Prüfungen ablegen und einen guten Notendurchschnitt erreichen, um dann in die zweite Ausbildungsstufe zu gelangen. Während das Fernstudium jedem Interessierten offen steht, muss sich der Anwärter für eine Ausbildung zum Diakon bei der Diözese bewerben. Mit heute 52 Jahren war Frank Schnarrenberger gerade so an der Altersgrenze, um aufgenommen zu werden. „Aber“, weiß er von Kollegen, „die Entscheider sehen das heute nicht mehr so starr.

    Es werden auch mal ältere Anwärter aufgenommen.“ Dennoch, es erfordert eisernen Willen, Durchhaltekraft und eine tiefe Überzeugung, eine so lange Lehrzeit neben seinem Brotberuf durchzuziehen. Zur Ausbildung gehören auch jährliche Schweigeexerzitien und neben den monatlichen Treffen mit Fachvorträgen und Seminaren musste Frank Schnarrenberger drei Praktika absolvieren. Ein erstes im Bereich der „Caritas“, der Nächstenliebe. Zwei Monate setzte sich der Diakonanwärter in einer Einrichtung des Ringeisenwerks für Menschen mit Behinderungen ein. Zwei Mal drei Monate praktizierte dann noch in seiner Heimatpfarrei und einer Nachbarpfarrei. Bei Pater Jonas in Ichenhausen und Pfarrer Michael Kinzl lernte er die liturgischen Abläufe, die pfarrgemeindliche Verwaltung und den Priesteralltag in der Innenschau kennen. Selbstverständlich waren seine Begleiter durch die Praktika auch aufgefordert, ihre Einschätzung des Anwärters weiterzugeben. Nach sechs Jahren mit positiven Rückmeldungen ist es nun soweit.

    Wie sein Glaube vertieft wurde

    Im Sommer, sagt der angehende Diakon, habe er die Mitteilung erhalten, dass er nun zum Diakon geweiht werde. Die Entscheidung, die Ausbildung aufzunehmen und durchzuhalten, habe seine Glauben vertieft, erklärt Frank Schnarrenberger und fügt einen Tag vor seiner Weihe hinzu: „Die Weiheexerzitien in der vergangenen Woche haben mich bestärkt. Bislang war ich immer auch ein wenig aufgeregt. Doch jetzt bin ich innerlich ganz ruhig und erfüllt von lauter Freude.“

    Obwohl die Anforderungen an einen Diakon diffus und allumfassend sind, hat sich Schnarrenberger eine klare Linie erarbeitet, die ihn durch seine Pflichten führen soll. „Wir haben gelernt, dass wir in erster Linie Diakon in unserer Familie sein sollen. An zweiter Stelle steht der Diakon im Zivilberuf und schließlich als dritte Komponente der Diakon in der Pfarrei. Der Diakon dient in erster Linie den Menschen, nicht einer Institution.“ Für Schnarrenberger heißt das, seinen Glauben zu leben und ihn auch öffentlich zu bekennen. Als Diakon will und muss er auch die Menschen in seinem Arbeitsumfeld mit offenen Augen wahrnehmen, erkennen wenn sie Hilfe benötigen und ihnen diese Hilfe gewähren.

    In der Pfarrei will er die von der Diözese vorgegebenen sechs Arbeitsstunden in der Woche ableisten. „Man muss aufpassen, dass man sich nicht von seinem Amt überrennen lässt und Familie und Beruf auf der Strecke bleiben. Ich will mein Möglichstes tun, aber ich weiß, dass ich nicht alles tun kann, ich kann die Welt nicht retten.“ Neben der Mitwirkung in der Liturgie würde Frank Schnarrenberger gerne seinen Schwerpunkt in der Arbeit mit alten und behinderten Menschen legen. „Ich habe einen guten Draht zu ihnen, kann leicht Kontakt aufbauen, habe Verständnis für ihre Bedürfnisse. Und in Neuburg gibt es sowohl eine Außenstelle des Ringeisenwerks als auch ein Seniorenheim.“

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