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Waldstetten: Wenn im Günztal die Bananen blühen

Waldstetten

Wenn im Günztal die Bananen blühen

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    Eine Bananplantage hat Willi Demel im Garten.
    Eine Bananplantage hat Willi Demel im Garten. Foto: Demel

    Das Wetter bereitet Willi Demel derzeit so manches Kopfzerbrechen. Einpacken oder warten, heißt die Gretchenfrage, die er sich jeden Morgen erneut stellen muss. „Es ist das reinste Pokerspiel,“ beschreibt

    Die Waldstetter Ur-Banane wächst vor der Terrasse

    Bis zu neun Meter hoch wachsen die üppigen Pflanzen, verwandeln die Südterrasse des Hanghauses in eine Lodge im Urwald. Doch diese Pracht erfordert viel Fingerspitzengefühl und Sorgfalt. Als er vor sechs Jahren das erste Pflänzchen von einem Verwandtenurlaub aus der Pfalz mitgebracht hatte, konnte sich Willi Demel beim besten Willen nicht vorstellen, was daraus einmal werden könnte. „Wie meine Cousine habe ich die Pflanze zunächst im Topf gezogen, im Winter in den Keller gebracht, im Sommer ins Freie gestellt. Aber das Ergebnis war unbefriedigend. Und außerdem schluckt so eine mexikanische Bananenstaude im Kübel Unmengen Wasser.“

    Willi Demel sann auf Abhilfe und entschied sich zu einem Experiment. Er pflanzte die Banane direkt in den Gartenboden. „Natürlich habe ich auf einen guten Standort geachtet. Ein Plätzchen mit möglichst langer Sonneneinstrahlung und zudem windgeschützt musste es sein.“ Ein solches fand sich vor der Terrasse. Und seitdem wächst dort die Waldstetter Ur-

    So war es auch bei dem Pfälzer Pflänzchen, das inzwischen zu einer Riesenstaude geworden war. „Und dann bildete sich eines Tages anstatt eines neuen Blattes eine Art Kolben. Nach und nach schälten sich die Blätter ab und es wurde ein Kranz winzig kleiner Bananen sichtbar. Ausreifen können die allerdings in unserem Klima nicht.“ Ein atemberaubendes Naturschauspiel, das seinen Preis hat: Schon bald ging die Waldstetter Mutterpflanze ein.

    Passanten wissen: hier ist das Bananenhaus

    Doch Bananenzüchter Willi Demel hatte bereits genügend Erfahrung, um den natürlichen Zyklus der Bananenstaude zu kennen und in seiner Pflege zu berücksichtigen. Bananen vermehren sich über Wurzelausläufer, sie bilden regelrechte Nester. „Ich habe am ursprünglichen Standort eine stattliche Anzahl neuer Sprösslinge stehen lassen, aber auch viele abgenommen. Ich setze für den schlimmsten Fall immer ein paar in Töpfe, aus denen ich notfalls neue Stauden nachziehen kann. Den anderen Teil habe ich an weiteren Standorten im Garten eingesetzt.“

    Es sind inzwischen neun an der Zahl, nicht alle haben so optimale Bedingungen wie die ersten Pflanzen, aber auch sie wachsen üppig. Vielleicht weil sie Waldstetter Züchtungen sind und von „Geburt’“ an statt karibisch linder Lüfte raues mittelschwäbisches Klima gewohnt sind. Doch ein paar Pflänzchen zeigen ihrem Züchter sehr wohl, dass sie nicht gerade beglückt sind über ihren Platz: Schließlich hat Willi Demel, immer mutiger geworden durch seine Erfolge, nun auch zwischen Garage und Hauseingang, mitten auf der Nordseite, einen Ableger gesetzt. Der signalisiert den Passanten: Hier ist das Bananenhaus.

    Die Nordseite muss dann auch als Erstes winterfest gemacht werden. Und hier beginnen die Grübeleien. „Wenn ich zu früh einpacke und die Temperaturen sind noch mild, beginnt die Pflanze zu schwitzen und verfault. Komme ich zu spät, erfriert sie. Beim Auspacken ist es genau das Gegenteil.“ Der Stamm der Bananenstaude besteht zu einem Großteil aus Wasser. Im Sommer benötigt so eine Staude mit einigen Stämmen deshalb zwischen zehn und zwanzig Liter Wasser am Tag. Aber friert es, wird der Stamm zu Matsch.

    Wundersamer Wandel von der karibischen Wellnessoase in ein „Geschenkeparadies“

    Es ist die Erfahrung, die Willi Demel in aller Regel zum richtigen Zeitpunkt handeln lässt. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Zwar hat er die großen Blätter der Stauden schon abgeschnitten, denn kühlere Temperaturen und geringere Sonnenscheindauer lassen die Blätter braun werden, doch das milde Wetter treibt die Pflanzen zu neuem Wachstum an. Derzeit ist das vollständige Verpacken noch gefährlich. Nur die kleine Nordpalme erhält schon mal einen schützenden Mantel, den Deckel wird Willi Demel später aufsetzen.

    Im Winter verwandelt sich der Garten der Demels dann von der karibischen Wellnessoase in ein „Geschenkeparadies“, gerade so als habe das Christkind hier sein Lager aufgeschlagen, denn die Verpackung bekommt eine strahlend weiße Folie mit einem hübschen roten Geschenkband.

    Doch hinter der romantischen Fassade befindet sich der dringend notwendige Frostschutz. Auch den hat Willi Demel selbst entwickelt. Er hat sich Dämmplatten besorgt, die er auf die notwendigen Maße zuschneiden kann. Aus ihnen baut er ein regelrechtes Häuschen um seine Bananenstauden, in denen sie luftig, aber frostsicher überwintern können. Bevor die große Verpackungsaktion beginnt, muss sich der Bananenzüchter entscheiden, wie weit er seine Staude zurückschneiden will. „Meine technischen Möglichkeiten zeigen mir hier die Grenze auf. Über eine Höhe von fünf bis sechs Metern kann ich keine stabile Verpackung aufbauen.“

    Wenn er alles richtig gemacht hat, wie in den vergangenen Jahren, dann wird sich im kommenden Frühling, wenn die Bananenschutzhäuser abgebaut sind, wieder ein Waldstetter Palmengarten bilden, der mit Liegestühlen und Gartendusche zur Demelschen Wellnessoase ausgestaltet wird.

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