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Ursberg: Wie sich das DRW in Ursberg auf die Corona-Krise eingestellt hat

Ursberg

Wie sich das DRW in Ursberg auf die Corona-Krise eingestellt hat

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    Blick auf das Kloster in Ursberg. Das Dominikus-Ringeisen-Werk beschäftigt bayernweit rund 4500 Mitarbeiter. Die Corona-Krise stellt die Einrichtung vor große Herausforderungen.
    Blick auf das Kloster in Ursberg. Das Dominikus-Ringeisen-Werk beschäftigt bayernweit rund 4500 Mitarbeiter. Die Corona-Krise stellt die Einrichtung vor große Herausforderungen.

    Wie hat sich das Ursberger Dominikus-Ringeisen-Werk in den vergangenen Monaten auf die Corona-Krise eingestellt? Wie lief das Krisenmanagement? Die ersten positiven Fälle unter Mitarbeitenden sollten im Frühjahr 2020 auftreten. Aber für Wolfgang Tyrychter, Leiter des Vorstandsressorts Teilhabe und Assistenz, war schon im Dezember 2019 klar: „Das Virus wird nach Europa kommen.“ Im Februar wurde ein DRW-interner Kreis aus Fachleuten der Medizin, Hygiene und weiterer Disziplinen gegründet sowie ein Krisenstab eingesetzt.

    Die früh eingeführten Hygienestandards und Sicherungsvorkehrungen hätten bislang ein schwereres Ausbruchsgeschehen in DRW-Einrichtungen verhindert. Besonders erfreulich: Alle bisher Infizierten haben die Erkrankung gut überstanden. Trotzdem hinterlässt die zweite Corona-Welle deutlich tiefere Spuren als die erste, wie die Zahlen zeigen.

    Das DRW begleitet circa 5000 Menschen mit Handicap. 4500 Mitarbeitende sind in drei bayerischen Regierungsbezirken beschäftigt. Seit Ausbruch der Pandemie im März bis Anfang Dezember hat man unter den Mitarbeitenden des Gesamtwerks knapp 130 Personen gezählt, die positiv auf das Corona-Virus getestet worden sind, also rund drei Prozent. Unter den Klienten sind es mit circa 90 Personen rund zwei Prozent.

    Es gab bereits mehrere Corona-Fälle im Dominikus-Ringeisen-Werk

    Seit Oktober steigen die Infektionen stark an. Der November verzeichnete bislang den Höchststand positiver Corona-Tests. Auch Teile der Verwaltung des DRW sind betroffen. „Es gibt nahezu keinen Standort, der noch nicht mit positiven Fällen konfrontiert gewesen ist“, sagt Wolfgang Tyrychter. Am stärksten seien es derzeit die Wohneinrichtungen und die Förderschulen in Ursberg, gefolgt von den Werk- und Förderstätten. Aufgrund der Dichte an DRW-Einrichtungen und der Vielzahl von Mitarbeitenden gab es im Landkreis Günzburg bislang die meisten Infektionen im Vergleich zu anderen DRW-Regionen.

    Dass deutlich mehr Mitarbeitende positiv getestet wurden als Klienten, führt Tyrychter auf deren größere Anzahl sozialer Kontakte zurück. „Zudem wurde sehr schnell deutlich, dass unser vordergründiges Problem der Ausfall von Mitarbeitenden durch häusliche Quarantäne ist, da diejenigen, die zuvor positiv getestete Klienten betreut hatten, von den Gesundheitsämtern in der Regel als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft und deshalb in eine 14-tägige häusliche Quarantäne geschickt wurden“, berichtet er. „Durch das weitgehende Tragen von FFP2-Masken im Dienst konnten wir erreichen, dass deutlich weniger Kollegen in Quarantäne mussten. Dieses Konzept passen wir ständig an die neuen Vorgaben des RKI an.“ Das Tragen von FFP2-Masken wird mittlerweile auch für die Bereiche der DRW-Verwaltung empfohlen.

    Anfang Dezember wurde für Bewohnerinnen und Bewohner aus stationären Wohneinrichtungen ein Betretungsverbot für die Werk- und Förderstätten durch das Gesundheitsamt bis einschließlich 8. Januar 2021 ausgesprochen. Werkstattbeschäftigte, die in einer eigenen Wohnung leben, dürfen dagegen weiterhin zur Arbeit kommen. „Zudem haben wir in Wohneinrichtungen mit Infektionsgeschehen ein Besuchsverbot erlassen“, erläutert Tyrychter. Seit Anfang Dezember sollen in allen Landkreisen vermehrt sogenannte Antigen-Schnelltests zum Einsatz kommen. Mehrmals und unter großem organisatorischem Aufwand finden dazu Schulungen von Mitarbeitenden unter Anleitung des ärztlichen Personals statt. Die Kollegen sollen bis zu zweimal in der Woche getestet werden. Groß sind bei vielen die Hoffnungen auf baldige Impfungen, aber „leider bleibt ein zentrales Mittel gegen Corona die Kontaktreduzierung sowie der Abstand zueinander, damit wir das Infektionsgeschehen gut kontrollieren und überblicken können“, sagt Tyrychter.

    Die Mitarbeiter sind wegen Corona höheren Belastungen ausgesetzt

    Aber er weiß auch um die konkreten Folgen dieses Satzes, die enorme seelische Belastung für viele Menschen mit geistiger Behinderung, gut neun Monate nach Beginn der Pandemie. Die große Herausforderung: Infiziert sich ein Bewohner der Wohngruppe, wird er von den Mitbewohnern, die ebenfalls in eine 14-tägige Quarantäne müssen, isoliert und muss sich in seinem Zimmer aufhalten. Mitarbeitende tragen Ganzkörperschutz, was Bewohner zusätzlich irritiert. Wird ein weiterer Bewohner der Wohngemeinschaft positiv getestet, verlängert sich die Quarantäne für die ganze Wohngruppe entsprechend. Eine Einrichtungsleiterin wählt die Worte „ausgelaugt“ und „gebeutelt“, wenn sie von ihren Quarantäne-Gruppen spricht. Und die Mitarbeitenden? Sie sind in der Pandemie deutlich höheren Belastungen ausgesetzt, auch dies seit nunmehr neun Monaten. „Es ist fantastisch, was sie alles für die Klienten unserer Einrichtungen auf die Beine stellen, um die Zeit der Bewegungs- und Begegnungseinschränkungen für sie so erträglich und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten“, sagt Tyrychter. „Mein Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen in den Einrichtungen.“

    In den bayerischen Regierungsbezirken Schwaben, Oberbayern und Unterfranken an über 30 Standorten begleitet das Dominikus-Ringeisen-Werk rund 5000 Menschen mit einer geistigen Behinderung, Lernbehinderung, mehrfacher Behinderung, Sinnesbehinderung, Autismus, erworbener Hirnschädigung, psychischer Erkrankung und Menschen im Alter. Am Standort Ursberg, dem Stammsitz der kirchlichen Stiftung, leben rund 900 Menschen mit Handicap. Über 4500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das Dominikus-Ringeisen-Werk tätig. (zg)

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