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Ursberg: Dominikus-Ringeisen-Werk: 25 Jahre im Dienst für Menschen mit Behinderung

Ursberg

Dominikus-Ringeisen-Werk: 25 Jahre im Dienst für Menschen mit Behinderung

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    Stiftungsgründung 1996: Den Stiftungsakt unterzeichneten im Herbst 1995 Eugen Josef Kleindienst, damals Finanzdirekter des Bistums Augsburg, der Geistliche Direktor Johann Wagner, Bischof Dammertz und Generaloberin Sr. M. Evangeliste Höfer CSJ (von links).
    Stiftungsgründung 1996: Den Stiftungsakt unterzeichneten im Herbst 1995 Eugen Josef Kleindienst, damals Finanzdirekter des Bistums Augsburg, der Geistliche Direktor Johann Wagner, Bischof Dammertz und Generaloberin Sr. M. Evangeliste Höfer CSJ (von links). Foto: Archiv St. Josefskongregation

    "Leben, wie es mir gefällt": Dieser Leitsatz findet sich auf den Internetseiten des Dominikus-Ringeisen-Werks, und er soll für möglichst viele Menschen, die in diesem Sozialunternehmen betreut werden, Lebenswirklichkeit sein. Für den Gründer Dominikus Ringeisen wäre das am Ende des 19. Jahrhunderts ein wohl ein allzu utopisches Ziel gewesen. Durch unsere besondere "Zeitreise" durch 25 Jahre - 1996 wurde das Dominikus-Ringeisen-Werk als Stiftung gegründet - macht deutlich, wie viel in dieser Zeit für Menschen mit Behinderung geleistet wurde.

    Ende des 19. Jahrhunderts war schon viel gewonnen, wenn man die Grundbedürfnisse von Menschen mit Behinderung befriedigen konnte: ein schützendes Dach über dem Kopf, Nahrung und Kleidung, personelle Zuwendung und eine Beschäftigung. Im 21. Jahrhundert gelten ganz andere Standards.

    Sie gilt als Wegbereiterin für die Gründung der Stiftung: Der ehemaligen Generaloberin Sr. M. Evangelista Höfer CSJ rechts wurde im Frühjahr für ihre Verdienste die Ringeisen-Medaille verliehen. Links, Oberin Katharina Wildenauer.
    Sie gilt als Wegbereiterin für die Gründung der Stiftung: Der ehemaligen Generaloberin Sr. M. Evangelista Höfer CSJ rechts wurde im Frühjahr für ihre Verdienste die Ringeisen-Medaille verliehen. Links, Oberin Katharina Wildenauer. Foto: Manuel Liesenfeld/drw

    Heute soll das Hilfsangebot für einen Menschen mit Handicap so individuell wie möglich zugeschnitten sein. Es zielt auf ein Optimum an Förderung und Bildung, auf möglichst viel Teilhabe am Arbeitsleben und am gesellschaftlichen Leben und auf eine weitgehend selbständige Lebensführung ab. All das für eine ständig wachsende Zahl an Klienten umzusetzen und zugleich andere aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung, das war und ist eine große und permanente Herausforderung.

    Eine neue Organisationsstruktur wurde im DRW geschaffen

    Ihr stellen sich die Verantwortlichen seit der Gründung des Dominikus-Ringeisen-Werks als Stiftung vor 25 Jahren. Die ersten Schritte unter der Leitung des neuen Vorstands, des Geistlichen Direktors Johann Wagner, waren darauf ausgerichtet, eine neue Organisationsstruktur für das Sozialunternehmen zu entwickeln. Gleichzeitig musste die von den Schwestern der St. Josefskongregation seit den 70er-Jahren betriebene Generalsanierung des Gebäudebestands in Ursberg fortgeführt werden.

    Von Anfang an sei man offen gewesen für die grundsätzliche Neuorientierung in der Behindertenarbeit, nämlich für den individuellen Zuschnitt jedes Hilfsangebots, erinnert sich Wolfgang Tyrychter, Referatsleiter für Teilhabe, Assistenz und Schulen. Die erste Außenwohngruppe Walburga in Krumbach entstand bereits im Jahr der Stiftungsgründung 1996. Viele weitere Außengruppen folgten, um die Klienten wohnortnah zu versorgen und ihre Einbindung in die Gesellschaft zu unterstützen. Dezentrale Angebote, Offene Behindertenarbeit, Ambulant betreutes Wohnen, Werkstätten, Förderstätten, Schulen, Service- und Beratungsstellen und vieles mehr, verteilt auf 30 Standorte, die Behindertenarbeit im Dominikus-Ringeisen-Werk hat sich in den letzten 25 Jahren zu einem hochkomplexen Netzwerk entwickelt.

    Ein Kleinsthaus für ein möglichst selbstständiges Leben: Diese Wohnform erfreut sich großer Beliebtheit. In Ursberg und in Kloster Holzen gibt es dieses Angebot.
    Ein Kleinsthaus für ein möglichst selbstständiges Leben: Diese Wohnform erfreut sich großer Beliebtheit. In Ursberg und in Kloster Holzen gibt es dieses Angebot. Foto: Tobias Atzkern/drw

    Für den einen Klienten kann die Unterbringung in einem Tiny House sinnvoll sein, das heißt ein Leben in den eigenen vier Wänden in gewohnter Umgebung, nahe der Arbeitsstelle und mit gelegentlicher Hilfestellung durch die zuständige Heilerziehungspflegekraft. Der andere Klient weist einen großen Hilfebedarf auf, muss beispielsweise im Haus St. Peter und St. Paul untergebracht werden, wo Menschen mit besonders herausforderndem Verhalten leben.

    Den Trend zur Dezentralisierung haben viele Mitbürger nicht verstehen können, die von Außen die Veränderungen am Standort Ursberg wahrnahmen. Es habe sich aber gezeigt, wie kostbar gerade die Vielfalt der Angebote sei, meint Walter Merkt, als Geistlicher Direktor Vorstandsvorsitzender des Dominikus-Ringeisen-Werks seit 2004.

    Was aber geschieht mit den gewachsenen Strukturen in Ursberg, wenn immer mehr Hilfeleistungen ausgelagert werden? Die Umstrukturierung sei zur Daueraufgabe geworden, erklärt Wolfgang Tyrychter. Für jedes frei werdende Gebäude in Ursberg müsse eine neue Nutzung gefunden werden. Das ist trotz der Dezentralisierung ein fruchtbarer Prozess, denn sowohl die Zahlen der Klienten wie auch der Angebote und der Mitarbeiter wächst.

    DRW: 4600 Mitarbeiter betreuen rund 5000 Menschen

    Derzeit betreut das Dominikus-Ringeisen-Werk circa 5000 Menschen und beschäftigt dafür 4600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Einzelfall brauche es auch ausgefallene Lösungen, sagt Wolfgang Tyrychter. Beispielsweise habe man im Kloster Holzen ein Tagungshotel eingerichtet. Und für das Haus St. Martha, ein besonders großes Gebäude noch aus der Ringeisen-Zeit, habe sich angeboten, es komplett als Gebäude für Praxen und Büros zu privatisieren.

    Auch wenn viel von dem, was sich im Dominikus-Ringeisen-Werk entwickelt, nicht im Denkhorizont des Gründers war, ist es eine Fortführung seines Lebenswerks. Das gilt auch für scheinbar Nebensächliches, etwa den Bereich der Energieerzeugung. Die Nutzung der Wasserkraft zur Stromgewinnung reicht in Ursberg bis in die Gründungsjahre des Dominikus-Ringeisen-Werk zurück.

    Heute sorgen Wasserkraft, Photovoltaik, Biomasse und Blockheizkraftwerke dafür, dass das Dominikus-Ringeisen-Werk trotz eines hohen Eigenbedarfs in Normalzeiten Strom exportieren kann und nur in Spitzenzeiten und bei Störungen Strom zukaufen muss. Nachhaltig zu wirtschaften, das ist einer von vielen Bausteinen, um dem Auftrag der Stiftung gerecht zu werden, das Erbe von Dominikus Ringeisen in eine gesicherte Zukunft zu führen.

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