Seit 120 Jahren wacht Christoph von Schmid über das Geschehen an der nach ihm benannten Straße in Thannhausen. Im Zuge der Umgestaltung der Christoph-von-Schmid-Straße wird das Denkmal umfassend saniert und einige Meter nach Norden versetzt. Auch einen Brunnen wird es wieder bekommen. Dieser war in den letzten Jahren nicht mehr funktionstüchtig. Christoph von Schmid wird allerdings weiterhin seinen Blick nach Norden richten, wie seit 120 Jahren. Doch wie kam die Statue eigentlich nach Thannhausen?
Das Denkmal, das für den bedeutenden Jugendschriftsteller im Jahr 1901 errichtet wurde, ist das einzige in der Mindelstadt, das in Form einer Statue an eine berühmte Persönlichkeit erinnert. Das könnte auch an der „Warnung“ des Initiators Pfarrer Jakob Zwiebel liegen, der in seinem Tagebuch der Nachwelt empfahl, jeder seiner Nachfolger möge „sich hüten, irgendjemandem ein Denkmal zu errichten.“
In Anbetracht der Größe Thannhausens ist diese Form der Ehrerbietung für eine Persönlichkeit durchaus etwas Besonderes. Aber sie wird Christoph von Schmid zweifelsfrei gerecht. Der 1768 geborene katholische Priester gilt als erfolgreichster Jugendbuchautor seiner Zeit und textete zahlreiche Kirchenlieder. Sein bekanntestes Werk ist wohl „Ihr Kinderlein kommet“.
Im Jahr 1769 kam Christoph von Schmid nach Thannhausen
Als ältestes von neun Kindern wuchs Christoph Schmid in einer Beamtenfamilie im mittelfränkischen Dinkelsbühl auf. Nach seiner Priesterweihe 1791 übernahm er zunächst die Kaplansstelle in Nassenbeuren bei Mindelheim. 1769 wurde er nach kurzer Zwischenstation in Seeg Benefiziat und Schuldirektor in Thannhausen. Dort traf er auf den Schulmeister Anton Höfer. Er und sein Sohn Albert vertonten einige von Schmids Liedtexten. In dieser Zeit entstand mit dem „Thannhauser Laudate“ eines der ersten kirchlichen Gesangbücher der Gegend. Im Jahr 1816 wechselte er als Pfarrer nach Oberstadion, bevor er 1827 zum Domkapitular von Augsburg ernannt wurde. Ein Jahr später verlieh ihm König Ludwig I. den Adelstitel. 1854 starb er an Cholera und wurde auf dem Hermanfriedhof begraben.
Während seine Geburtsstadt Dinkelsbühl bereits fünf Jahre nach seinem Tod ein Denkmal vor dem Münster St. Georg aufstellte, war in Thannhausen erstmals 1896 die Rede davon. Im Februar hatte Jakob Zwiebel die dortige Pfarrstelle übernommen, im Juli gründete er ein Komitee zur Errichtung eines Denkmals und im Dezember wurde er mit dieser Idee bei Prinzregent Luitpold in München vorstellig. Dort wurde das Projekt wohl positiv beschieden, denn in Thannhausen begannen in der Folge die Vorbereitungen. Um das Denkmal am gewünschten Ort vor dem Schulhaus und damit dem ehemaligen Wohnsitz Christoph von Schmids realisieren zu können, bedurfte es einiger Vorarbeiten. Auf der Nordseite der Kirche stand damals ein Haus, das 1897 vom Denkmal-Komitee erworben und abgerissen wurde. Der Friedhof, der sich zur damaligen Zeit um die ganze Kirche erstreckte, wurde drei Jahre später auf der Nordseite aufgelassen.
Die Statue in Thannhausen kostete damals 30.000 Mark
Damit stand für die Statue ausreichend Platz zur Verfügung. Sie wurde im selben Jahr bei der Erzgießerei Oskar von Miller in München bestellt. Man entschied sich für eine stehende Darstellung Christoph von Schmids mit einem aufgeschlagenen Buch in der linken Hand. Insgesamt fielen Kosten in Höhe von 30.000 Mark an. Während sich der Markt mit 13.000 Mark beteiligte, blieb der Rest an Pfarrer Zwiebel „hängen“ und musste mühsam durch Spenden aufgetrieben werden. Wohl auch deshalb verfasste er, ernüchtert von den übermäßigen Anstrengungen, die mahnenden Worte an die Nachwelt. Dennoch war die Freude vermutlich groß, als am Dienstag, 3. September 1901 das Denkmal feierlich enthüllt wurde.
Der ehemalige Thannhauser Bürgermeister Hans Bronnenmaier, damals 16 Jahre alt, schreibt dazu im Thannhauser Heimatbuch: „Ein strahlender, herrlicher Spätsommertag. Thannhausen ist in hochfestlicher Stimmung. Der ganze Markt prangt im Festschmuck – überall Flaggen, Girlanden, Kränze und laubumrahmte Christoph von Schmid’sche Sinnsprüche.“ Die Straße vom Bahnhof bis zum Denkmal bilde eine wahre „via triumphalis“, eine Triumphstraße. Mittels Sonderzügen reisten die Gäste bereits am Vortag an und wurden von den hiesigen Vereinen und der Musikkapelle des königlich bayerischen 12. Infanterie Regiments aus Neu-Ulm empfangen.
Christoph von Schmid: Die Statue wurde vom Regierungspräsidenten enthüllt
Unter den Festgästen befanden sich seine königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von München und seine Exzellenz Ritter von Lermann, Regierungspräsident aus Augsburg. Letzterem oblag in Vertretung des Prinzregenten von Bayern der Befehl zur Enthüllung der Statue. Dem mittäglichen Festmahl im Gasthof zur Post folgte ein Festabend im Saal der Gastwirtschaft „Stern“. Am darauffolgenden Tag fanden ein Requiem für Christoph von Schmid sowie ein Abschiedsfrühschoppen in der Weinstube von Philipp Schmid statt.
Hans Bronnenmaier beschreibt die Festtage als „glänzend“ und bisher einmalig für Thannhausen. Initiator Jakob Zwiebel dürfte bei diesem Projekt viel an Lebenserfahrung gewonnen haben. In seinen Auszeichnungen heißt es: „Wahrlich ein interessantes Buch könnte ich hier über Menschen Sinn und Menschen Dank schreiben. Das (…) Denkmal steht. Was es Mühe, Arbeit und Tränen gekostet hat, steht im Buch des Lebens geschrieben.“
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