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Thannhausen: Warum immer mehr Störche im Landkreis Günzburg überwintern

Thannhausen

Warum immer mehr Störche im Landkreis Günzburg überwintern

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    Immer mehr Störche bleiben im Winter in der Region.
    Immer mehr Störche bleiben im Winter in der Region. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/zb/dpa (Symbolbild)

    Der Winter lässt die Störche in Thannhausen offenbar völlig kalt. Nach Auskunft des Storchenbeauftragten Hans Kohler tummeln sich täglich bis zu 17

    Nahrungsangebot in warmen Wintern ausreichend

    Festzuhalten ist, dass es mehr werden, die sich den Zug nach Süden sparen. Mit dem Klimawandel ändere sich auch das Zugverhalten der Tiere, erklärt Frimmel. „Die ziehen nicht bis nach Afrika, wenn es hier genug zu fressen gibt“, sagt er. Solange der Boden nicht über Wochen hinweg durchgefroren und mit einer geschlossenen Schneedecke überzogen ist oder die Temperaturen dauerhaft weit unter dem Gefrierpunkt liegen, gibt es offenbar für eine wachsende Zahl an Störchen keinen triftigen Grund, die Strapazen einer langen Reise auf sich zu nehmen. Das Nahrungsangebot ist zwar etwas weniger üppig als im Frühjahr oder Sommer, aber noch immer finden sich Mäuse, Würmer, Käfer oder Amphibien, die – bei wärmerem Wetter nur halb in Winterstarre – unvorsichtig genug sind, dem langbeinigen Gesellen vor den Schnabel zu laufen. „Solange der Boden offen ist, ist auch Leben da“, folgert Frimmel. Und damit auch Futter für Störche, „sonst würden die ja nicht dableiben“.

    Selbst Eis und Schnee schrecken den Weißstorch nicht. Solange die Schneedecke nicht über längere Zeit hinweg geschlossen ist, finden die Großvögel auch hierzulande noch genügend Nahrung. Vermehrt sparen sich die Störche daher die Reise in den Süden.
    Selbst Eis und Schnee schrecken den Weißstorch nicht. Solange die Schneedecke nicht über längere Zeit hinweg geschlossen ist, finden die Großvögel auch hierzulande noch genügend Nahrung. Vermehrt sparen sich die Störche daher die Reise in den Süden. Foto: Paul Wendl

    Bricht dennoch einmal eine Kälteperiode über Mittelschwaben herein, ist der Storch durchaus in der Lage, kurzfristig umzuplanen und sein Winterquartier in wärmere Gefilde zu verlegen. „So ein Storch macht schon einmal hundert Kilometer in einer Nacht“, weiß Frimmel.

    Bodensee und Rheintal als nahe Überwinterungsgebiete

    Unter Umständen reicht diese Strecke auch schon aus. Der Bodensee oder das Rheintal mit ihren klimatisch etwas günstigeren Konditionen bieten sich oftmals als standortnahe, leicht zu erreichende Alternative an. Bisweilen fliegen die Störche auch bis nach Spanien, wo sie in Reisfeldern beste Bedingungen vorfinden. Woher der Storch weiß, wohin er fliegen muss, kann Frimmel nicht sagen. „Das ist das große Geheimnis der Vögel“, sagt er. Von Untersuchungen mit ausgewilderten Waldrappen wisse man, dass die Tiere sich dieses Wissen aneignen müssen. „Die Natur ist jedoch sehr unterschiedlich“, sagt Frimmel. Es könne auch sein, dass die innere Landkarte auch in der Genetik der Störche impliziert ist. Offenbar erkennen die Vögel aus der Luft, wo sie Rast machen können. So legen im wiedervernässten Leipheimer Moos inzwischen wieder Tausende Kraniche auf dem Durchzug einen Stop ein. Und die Störche im Kreis steuern zielsicher die Kompostieranlagen an, wo sie sich am Überangebot an Würmern laben. Keinesfalls sollte man die Tiere füttern, heißt es vonseiten des LBV, weil sich die Vögel unter Umständen an die Fütterung gewöhnen oder sogar von ihr abhängig machen. In Baden-Württemberg wurde etwa beobachtet, dass an eine

    Das Dach von Schreieggs Post in Thannhausen erweist sich als beliebter Storchentreff.
    Das Dach von Schreieggs Post in Thannhausen erweist sich als beliebter Storchentreff. Foto: Peter Vohle

    Abgesehen davon hält es der Storch aber auch einmal gut eine Woche ohne Mahlzeit aus. „Die Natur ist so eingestellt, dass man nicht immer fressen muss“, sagt Frimmel. Das gelte letztlich auch für den Menschen. „Wenn bei uns einmal vier Tage lang Schmalhans angesagt ist, würden wir auch nicht verhungern.“ Die Kälte macht den Störchen nichts aus. Als großer Vogel kann der Storch Wärme sogar wesentlich besser speichern als kleine Singvögel wie Spatz oder Meise, die hier schon immer überwintern.

    Sorgen müsse man sich also um die Störche keine machen, sagt Frimmel. Es sei eine menschliche Eigenschaft, „alles zu vermenschlichen“. Man meint, die Tiere müssten so reagieren wie wir Menschen, dabei hätten sich die Tiere in Jahrtausenden an das Klima angepasst. Einzig der rasche Wandel, wie er sich nun beim Klima vollziehe, überfordere die Tiere in ihrer Anpassungsfähigkeit. „Da wird es viele Verlierer geben“, prophezeit Frimmel.

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