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Thannhausen: Thannhauser Pfarrer gibt überraschend sein Priesteramt auf

Thannhausen

Thannhauser Pfarrer gibt überraschend sein Priesteramt auf

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    Thannhausens Stadtpfarrer Stefan Finkl hat sein Priesteramt mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Er könne und wolle „die Aufgaben und die Lebensweise eines Priesters unter verschiedenen Hinsichten, um seines eigenen Wohlbefindens willen, nicht bis zu seinem Lebensende bewältigen“, erklärte er. (Archivfoto)
    Thannhausens Stadtpfarrer Stefan Finkl hat sein Priesteramt mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Er könne und wolle „die Aufgaben und die Lebensweise eines Priesters unter verschiedenen Hinsichten, um seines eigenen Wohlbefindens willen, nicht bis zu seinem Lebensende bewältigen“, erklärte er. (Archivfoto) Foto: Christine Polleichtner-Hornung

    Manche hatten schon im Vorfeld davon erfahren, für die meisten Mitglieder der Thannhauser Stadtpfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt kam die Nachricht aber wie aus heiterem Himmel: Pfarrer Stefan Finkl ist ab sofort nicht mehr Pfarrer in Thannhausen. Am vergangenen Sonntag wurde während des Gottesdiensts in der Kirche ein Brief von ihm verlesen, der unserer Redaktion vorliegt.

    Finkl: "Es ist einfach nicht mehr machbar für mich"

    Darin erläutert Finkl seine Beweggründe für diesen Schritt. Er habe um „Entpflichtung vom priesterlichen Dienst beim bischöflichen Ordinariat gebeten“, legte er dar. „Ich bin zu der klaren Überzeugung gelangt, dass ich die Aufgaben und die Lebensweise eines Priesters unter verschiedenen Hinsichten, um meines eigenen Wohlbefindens willen, nicht bis zu meinem Lebensende bewältigen kann und will.“ Alle, die durch diesen Schritt enttäuscht wurden, und für alles, was er als Pfarrer unzulänglich oder nicht gut gemacht habe, bitte er um Verzeihung. „Es ist einfach nicht mehr machbar für mich.“

    Stefan Finkl war Kaplan in Marktoberdorf und zuletzt Stadtpfarrer in Thannhausen.
    Stefan Finkl war Kaplan in Marktoberdorf und zuletzt Stadtpfarrer in Thannhausen. Foto: Angela Häusler

    Diese persönliche und schwierige Entscheidung habe er sich gründlich überlegt und nicht leicht gemacht. Aber augenscheinlich haderte Finkl schon längere Zeit mit dem Priesterdasein. Am Ende seines Briefs bedankt er sich bei all jenen Menschen, die dazu beigetragen haben, dass ihm „die schwierige Zeit seines Priesterseins zeitweilig erträglicher war“.

    Thannhausen war Finkls erste Pfarrstelle

    Dabei war Thannhausen Finkls erste Pfarrstelle. Zu seinem Antritt hatte er noch erklärt, er sei „gern katholisch und sehr gerne Priester“. Schon früh war Finkl mit dem Priesterberuf in Berührung gekommen. Nach dem Abitur in Augsburg und dem Zivildienst bei den Maltesern hatte er bereits ein Jahr im Priesterseminar verbracht, dieses aber wieder verlassen, um eine Lehre als Bankkaufmann zu beginnen. Später verdingte er sich vier Jahre lang als Restaurantmanager bei McDonalds.

    Doch Finkl blieb ein Suchender. Nach einem Aufenthalt in einer Ordensgemeinschaft in Österreich, besann er sich wieder auf die Berufung als Priester und zog 2007 erneut ins Priesterseminar ein. 2013 zum Priester geweiht, wurde er als Kaplan in Marktoberdorf auf die Leitung einer Pfarrei vorbereitet, ehe er 2016 nach Thannhausen kam. „Die alles entscheidende Frage bei der Entscheidung zum Priestertum lautet: ‚Gott, wo willst Du mich haben?‘“, erklärte er in der Festschrift zu seiner Primiz.

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    Zuletzt hatte er sich für zwei Monate vom Dienst frei stellen lassen. „Es muss für ihn eine furchtbare Entscheidung gewesen sein“, mutmaßt Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz. An Spekulationen, was Finkl letztlich zu solch einer tiefgreifenden Wandlung getrieben haben mag, wolle sie sich aber nicht beteiligen.

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    Er wähle nun ein „einfaches, privates Leben, jenseits vom Rampenlicht und der Öffentlichkeit“. Auf der Internetseite der Pfarrei Thannhausen wird Finkl schon nicht mehr als Stadtpfarrer geführt, auch die dort aufgelisteten Kontaktmöglichkeiten zu ihm sind entfernt. Kirchenpfleger Josef Kirschenhofer erklärt zwar auf Nachfrage, dass er noch über Kontaktmöglichkeiten verfüge, sie aber nicht herausgeben dürfe. Darüber hinaus würden vonseiten der Pfarrgemeinde oder der Kirchenverwaltung keine Auskünfte erteilt. Der Rückzug ist vollständig und wurde offenbar von Finkl weitgehend selbstständig gefasst. Seine Vorgesetzten in der Diözese bezog er jedenfalls nicht ein. Sie informierte Finkl erst, nachdem er seinen Entschluss bereits gefasst hatte.

    Die reagierten bestürzt und leicht verschnupft auf das Schriftstück. Harald Heinrich, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators, erklärt in einem Schreiben, das ebenfalls in der Sonntagsmesse in Thannhausen verlesen wurde, dass die Diözesanverwaltung erst am 2. Oktober von Finkl schriftlich darüber informiert worden sei, dass er sein Priesteramt mit sofortiger Wirkung aufgebe und damit auch die Leitung der Pfarreien Thannhausen und Burg. „Wir sind von dieser Entscheidung völlig überrascht worden und bedauern sehr, dass Stefan Finkl diesen schwerwiegenden Schritt ohne weitere Rücksprache mit der Diözesanleitung vollzogen hat“, heißt es dort. Die Temporalienverwaltung und die seelsorgliche Betreuung der Pfarreien Thannhausen und Burg werden bis zur Wiederbesetzung von Pfarrer Joseph Moosariet von Ursberg übernommen. Ein Temporalienverwalter wird eingesetzt, wenn eine Pfarrstelle für einen längeren Zeitraum nicht besetzt ist, normalerweise bei Krankheitsfällen.

    Die Diözesanleitung müsse Finkls Entscheidung akzeptieren, erklärt Karl-Georg Michel, Leiter der Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats. „Es kann ja niemand gezwungen werden, seinen Dienst sozusagen unter Zwang auszuüben.“

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