Mit dicker gelber Farbe waren auf der Karte, die Bürgermeister Georg Schwarz während der Stadtratssitzung an die Wand warf, die B300 und die Staatsstraße 2025 durch das Mindeltal mit den Umgehungen um Jettingen, Burtenbach, Münsterhausen und sogar schon die geplante Strecke um Balzhausen nachgezeichnet. Nur im Südwesten von Thannhausen klafft eine Lücke. Das Bild spricht eine klare Sprache: Hier fehlt was. Schwarz hätte die Situation nicht so drastisch illustrieren müssen. Den Bedarf einer Südumfahrung sieht man in Thannhausen schon länger. „Wir ersticken in der Bahnhofstraße und Edmund-Zimmermann-Straße schon jetzt am Schwerlastverkehr“, unterstrich Gerd Olbrich (SPD) die Dringlichkeit. Ziel müsse eine Umfahrung sein, vor allem, wenn damit zu rechnen ist, dass der Lastverkehr auf den Straßen in den kommenden Jahrzehnten Prognosen zufolge noch um 30 Prozent zunimmt.
Schwarz: "Südumgehung von Thannhausen wird sehr lange dauern"
Man dürfe sich nichts vormachen, gab sich Schwarz realistisch, „das wird sehr, sehr lange dauern.“ Grundsätzlich müssten Ortsumgehungen im Verlauf von Staatsstraßen auch vom Freistaat geplant, gebaut und gepflegt werden. Im Thannhauser Fall allein schon deshalb, weil sich eine etwaige Südumfahrung über die Gebiete mehrerer Gemeinden erstrecken wird. Er poche daher darauf, dass der Stadtrat einen Beschluss fasst, damit die südliche Umfahrung Thannhausens in den Ausbauplan des Freistaats für Staatsstraßen mit höchster Dringlichkeitsstufe aufgenommen werden kann. Zudem soll mit dem Staatlichen Bauamt Krumbach erörtert werden, inwieweit die Planung der Straße mit dem Bau der Umfahrung von Balzhausen koordiniert werden könne.
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Meinhard Veth (Grüne) nutzte die Gelegenheit, um, aus einem Text der Süddeutschen Zeitung zitierend, zu einer Generalanklage gegen eine aus seiner Sicht völlig verfehlte Verkehrspolitik der CSU auszuholen. Die zuständigen Minister hätten von der vermurksten Maut, erhöhten Stickoxidwerten, dem Dieselskandal und einer miserablen Klimabilanz einmal abgesehen auch die Wende zu einer modernen Mobilität verpennt. Er frage sich einerseits, warum die Umsetzung einer Umgehungsstraße so lange dauern muss und andererseits, ob die beiden Projekte Hochwasserschutz und Umgehung nicht miteinander verknüpft hätten werden können.
Umgehungsstraße wäre am westlichen Stadtrand von Thannhausen verlaufen
Selbstverständlich sei damals überlegt worden, ob es diese Möglichkeit gäbe, erläuterte Bürgermeister Schwarz. Um Synergien zu nutzen, hätte die Umgehungsstraße aber direkt am westlichen Stadtrand verlaufen müssen. „Es macht ja keinen Sinn, die Straße aus der Stadtmitte rauszunehmen und sie den anderen vor die Nase zu klatschen“, sagte Schwarz. „Weil die Leute von ihrem Klagerecht Gebrauch machen würden“, müssten auch in Thannhausen mehrere Varianten durchgespielt werden. Er sehe dieses Recht ganz neutral, aber selbstverständlich zögen solche Vorgänge Bauprojekte in die Länge.
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„Eine Verkehrswende wäre schön“, sekundierte Gerd Olbrich, „wenn wir den überörtlichen Verkehr aber nicht rausbringen, kommen wir bei der Innenstadtentwicklung nicht voran.“ Er plädierte dafür, sich mit einem ersten Schritt auf den Weg zu machen. Einstimmig folgte der Rat dieser Empfehlung und stieß mit seinem Beschluss das Projekt Südumfahrung an.