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Thannhausen: Einsatz für Schwimmer in Not: So arbeitet die Wasserwacht Thannhausen

Thannhausen

Einsatz für Schwimmer in Not: So arbeitet die Wasserwacht Thannhausen

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    Die beiden Rettungsschwimmer von der Wasserwacht Thannhausen, Stefan Spengler (links) und Stefan Schindlbeck, demonstrierten, wie sie einen Ertrinkenden, den Jürgen Fischer simulierte, ans Land bringen.
    Die beiden Rettungsschwimmer von der Wasserwacht Thannhausen, Stefan Spengler (links) und Stefan Schindlbeck, demonstrierten, wie sie einen Ertrinkenden, den Jürgen Fischer simulierte, ans Land bringen.

    Das Wasser war kalt nach den kühlen und verregneten Tagen. Aber Jürgen Fischer, Chef der Wasserwacht Thannhausen, wurde seiner Vorbildfunktion gerecht: Trotz der nicht gerade einladenden Wassertemperatur simulierte er einen Ertrinkenden im Baggersee westlich von der Wakeboardanlage. Denn heute will er zeigen, was sein Team alles drauf hat.

    Er ließ sich von seinen Männern professionell retten und auf einem Spezialbrett die steile Böschung hinaufziehen, wo das Einsatzfahrzeug mit allen Möglichkeiten der Erstversorgung bereitstand. Voller Einsatz bei der Wasserwacht Thannhausen.

    Die Demonstration einer Rettungsaktion für die Presse und Bürgermeister Alois Held war Jürgen Fischer in doppelter Hinsicht wichtig. Sie sollte die Einsatzbereitschaft seiner Wacht zeigen, vor allem aber auf das erhöhte Gefahrenpotenzial in der kommenden Badesaison aufmerksam machen. Aufgrund der coronabedingten Beschränkungen in den Freibädern rechnet Jürgen Fischer mit einem ungewöhnlich starken Aufkommen von Badenden an den zahlreichen Baggerseen in der Region. Die Gefahren des Schwimmens im Baggersee seien vielen Badenden nicht bewusst, erklärt Fischer. Zudem seien die Rettung und Bergung schwierig. Was viele Badende am Baggersee unterschätzen, das ist der steile Zugang zum Gewässer. Selbst wenn die ersten beiden Meter in den See hinein relativ flach erscheinen, meist kommt dann eine Abbruchkante. Wer kein sicherer Schwimmer ist, darf an so einer Stelle auf keinen Fall ins Wasser. Gefahren stellen auch Gegenstände unter Wasser oder Leitungen dar, die nicht entfernt wurden.

    Wasserwacht Thannhausen: "Flächen mit Wasserpflanzen meiden"

    Flächen mit Wasserpflanzen sollte der Schwimmer stets meiden, zu seiner Sicherheit, aber auch aus Gründen des Natur- und Gewässerschutzes. Kinder dürfe man am See keinen Augenblick unbeaufsichtigt lassen, warnt Jürgen Fischer. Niemals sollte man sich bei Nichtschwimmern auf Schwimmmittel verlassen, die aufgeblasen würden, auch dann nicht, wenn sie mehrere Luftkammern hätten. Heikel sind bei einer Wasserrettung vor allem die Anfahrt und die Ortung des zu Rettenden. Martin Spengler, Leiter der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Wasserrettung, rät dazu, eine genaue Wegbeschreibung für die Rettungskräfte parat zu haben.

    Mithilfe eines Spezialbretts bringen die Rettungskräfte den Ertrinkenden die Uferböschung hinauf. Bürgermeister Alois Held (im Hintergrund) beobachtet die Aktion.
    Mithilfe eines Spezialbretts bringen die Rettungskräfte den Ertrinkenden die Uferböschung hinauf. Bürgermeister Alois Held (im Hintergrund) beobachtet die Aktion.

    Ungenaue Beschreibungen kosten Zeit und im Ernstfall zählt jede Sekunde. Eine unschätzbare Hilfe für die Rettungskräfte sei eine Kreuzpeilung. Wenn zwei Personen, die einigen Abstand zueinander haben müssen, die Stelle, an der eine Person untergegangen ist, anvisieren und am gegenüberliegenden Ufer einen Markierungspunkt bestimmen, liegt die Rettungsstelle im Schnittpunkt der beiden Peilungen. Martin Spengler erinnert sich an einen Rettungseinsatz in Ursberg, bei dem die Taucher mithilfe der Kreuzpeilung nach nur sieben Minuten Erfolg hatten, obwohl die Sicht minimal gewesen sei. Eine große Hilfe ist es auch, im Notfall Einweiser an die Zufahrten zu schicken und die Zufahrtswege vor dem Eintreffen der Rettungsfahrzeuge frei zu machen.

    Wasserwacht Thannhausen hat zwei Spezialfahrzeuge samt Schlauchboot

    Mit zwei Spezialfahrzeugen samt Schlauchboot und einigen Rettern rückt die Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht Thannhausen im Bedarfsfall an. Helme, Rettungswesten, Beleuchtungsanlage, Tauchausrüstung, Funkgeräte und vieles mehr haben die Retter dabei. Ausrüstung und Ausbildung der Retter sind beeindruckend. Unfall mit Todesfolge, da stehe das Ertrinken in Deutschland statistisch an zweiter Stelle, erklärt Jürgen Fischer. Insofern sei der Aufwand gerechtfertigt. Circa acht bis zehn Notfalleinsätze jährlich habe die Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht Thannhausen in den letzten Jahren gehabt und er hoffe, dass es in diesem Jahr nicht deutlich mehr würden.

    Einen Schwerpunkt setzt die Wasserwacht Thannhausen bei den Präventionsmaßnahmen, das sind vor allem die Schwimmkurse für Kinder. 100 Plätze werden jährlich angeboten, genügend, um allen Kindern in Thannhausen und Umgebung das Schwimmen zu lehren. Der Kurs im Umfang von 10 Mal 60 Minuten kostet 50 Euro, womit kostenmäßig allein das Material und die Ausbildungskosten der Schwimmlehrer gedeckt sind. In Thannhausen arbeite die Wasserwacht unter außergewöhnlich günstigen Bedingungen, erklärt Jürgen Fischer.

    Wasserwacht Thannhausen ist die größte im Kreis Günzburg

    Die örtliche Wasserwacht sei seit 1963 aktiv und mit rund 450 Mitgliedern die größte Wasserrettungsorganisation im Landkreis. Es gebe viele ungemein engagierte Mitglieder, die viel Freizeit hergäben für die aufwendigen Ausbildungen, Fortbildungen und Gerätewartungen. Ein unschätzbarer Vorteil sei das Hallenbad in Thannhausen, das für die Schwimmkurse optimale Bedingungen biete und seine große Sanierung bereits hinter sich hat.

    Alles zur Badesaison in Mittelschwaben lesen Sie hier:

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