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Thannhausen: Als Thannhausen „auf dem Trockenen saß“

Thannhausen

Als Thannhausen „auf dem Trockenen saß“

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    Die Stadt Thannhausen war am 25. Juli 1997 15 Stunden ohne Trinkwasser, verursacht durch einen Rohrbruch direkt neben dem Wasserwerk. Unser Bild zeigt die Titelseite unserer Zeitung vom 26./27. Juli 1997.
    Die Stadt Thannhausen war am 25. Juli 1997 15 Stunden ohne Trinkwasser, verursacht durch einen Rohrbruch direkt neben dem Wasserwerk. Unser Bild zeigt die Titelseite unserer Zeitung vom 26./27. Juli 1997. Foto: Monika Leopold-Miller

    Bürgermeister Robert Hartiner muss lachen, als er diese „Münsterhauser Wassergeschichte“ aus den 70er-Jahren erzählt. Menschen, die mit Eimern Wasser aus der Mindel schöpfen oder in Gießkannen vom Friedhof mit nach Hause nehmen – „um Gebühren zu sparen“, wie Hartinger weiter erzählt. Doch als die amtlichen Wasserorganisatoren davon hörten, wussten sie zu reagieren. „Es wurde eine Mindestabnahmemenge eingeführt“, erinnert sich Hartinger. Im Lauf der Jahrzehnte hat sich die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zu einem ausgeklügelten System entwickelt, wie wir es heute kennen. In Münsterhausen und vielen anderen Orten wird auf elektronische Wasserzähler umgestellt.

    Die moderne Technik sorgt auch dafür, dass wirklich heftige Zwischenfälle bei der Wasserversorgung selten sind. Das war im Jahr 1997 in Thannhausen noch etwas anders. Damals war die Stadt nach einem Riss in der Hauptleitung direkt am Wasserwerk 15 Stunden komplett von der Wasserversorgung abgeschnitten, berichtet Robert Kirschberger, Wasserwart der Stadt

    Wasser „aus dem Hahn“, Toiletten, die sich in Häusern befinden, Abwasser, das in Kläranlagen entsorgt wird: Das sind heute regelrecht banal klingende Selbstverständlichkeiten. Vor gut 100 Jahren sah es vielerorts noch ganz anders aus.

    Der Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert steht auch in unserer Region für den Aufbau einer systematischen Wasser- und Abwassertechnik über ein Leitungsnetz. Dies zeigt der Blick in so manche Ortsgeschichte wie beispielsweise im heutigen Krumbacher Ortsteil Hohenraunau. Dort wurde am 23. Mai 1909 bei einer sonntäglichen Gemeindeversammlung die Errichtung der ersten Wasserversorgung in

    Neun Quellen für Hohenraunau

    Das Wasser wurde damals den westlich von Hohenraunau gelegenen neun Quellen unweit der heutigen Pumpstation Krebsbach 2 entnommen. Bereits im Jahr 1906 wurde von der Königlichen Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genussmittel in München im Rahmen einer chemischen Untersuchung beste Trinkwasserqualität bescheinigt. Damit das Wasser in alle Häuser befördert werden konnte, mussten eine Pumpstation an der Talsohle beim Krumbächle, Verbindungsleitungen mit 70 Millimeter Durchmesser und ein Hochbehälter mit 76 Kubikmeter Fassungsvermögen beim Friedhof eingerichtet werden. Das Ortsnetz wurde mit 80- und 50-Millimeter-Wasserleitungsrohren ausgebaut.

    1930 wurde ein Brunnen mit 8,50 Meter Tiefe und zwei Metern Durchmesser eingerichtet, der als Basis für die Versorgung die Quellen ablöste. Nach den Plänen des Bauunternehmers Carl Gassner aus Thannhausen entstand ein Pumpwerk mit elektrischer Anlage und einem neuen Leitungsnetz. Die Kosten betrugen seinerzeit 16300 Reichsmark. Beim Darlehenskassenverein Nieder- und Hohenraunau wurde für den Ausbau der Wasserversorgung von der Gemeinde ein Darlehen von insgesamt 20000 Reichsmark aufgenommen – bei einem Zinssatz von sieben Prozent und 31 Jahren Tilgungszeit. Damals kostete der Nachtstrompreis acht Pfennige und die Tageskilowattstunde 22,5 Pfennige. Wasserwart war damals der Maurer Anton Hämmerle. Unter Bürgermeister Huisel bekam er täglich 20 Pfennig Lohn für seine Arbeit.

    Arbeiten auch während des Krieges

    Während des Krieges, im Jahr 1942, wurde ein Wasserreservoir mit 50 Kubikmetern Inhaltvolumen an den bestehenden Trinkwasserhochbehälter für Feuerwehr-Löschzwecke nach Westen angebaut. Um die Wasserversorgung weiterhin aufrecht zu erhalten, musste im Februar 1963 eine neue Hochdruck-Kreiselpumpe in Sonderausführung für 70 Meter Wasserförderhöhe (Kosten 1936 Mark) eingebaut werden. Im 1981 wurde der Filterbrunnen im Thäle aufgelöst und Hohenraunau an die Wasserversorgung der Stadt Krumbach angeschlossen. Das Wasser hierfür wurde dann von der Pumpstation Krebsbachbrunnen 1 gefördert.

    Ab dem Jahre 2006 wurde Niederraunau durch die westlich von Hohenraunau neu erstellte Pumpstation Krebsbachbrunnen 2 versorgt.

    Das Beispiel Hohenraunau zeigt, dass die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung heute meist überörtlich, oft durch sogenannte Zweckverbände geregelt wird. Bis heute befinden sich die Bereiche Abwasser und Wasser in der „öffentlichen Hand“. Es muss kostendeckend gearbeitet werden – aber eben nicht gewinnorientiert.

    Bei den Beiträgen und Gebühren spielen unterschiedliche lokale Begebenheiten eine maßgebliche Rolle. Ein Beispiel dafür ist der kleine Aletshauser Ortsteil Wasserberg. Die wenigen Häuser grenzen an das nahe Unterallgäu an. Anders als das übrige Aletshausen bezieht Wasserberg sein Wasser von der Wasserversorgung Hasberg. Vor einiger Zeit musste nach Auskunft der Verwaltungsgemeinschaft Krumbach der Hochbehälter für Hasberg umfangreich saniert werden. Das hatte deutliche Auswirkungen auf die Grundgebühr. Bei 18 Euro jährlich lag sie noch 2009, 2019 sind es 200 Euro.

    Dass die Regelungen bei den Grundgebühren höchst unterschiedlich sind, zeigt auch das Beispiel Wiesenbach: Dort sind für den Fünf-Kubik-Wasserzähler 22 Euro jährlich fällig, für den Zehn-Kubik-Wasserzähler 30 Euro. In einigen Kommunen wiederum müssen keine Grundgebühren bezahlt werden, in der Regel ist dann aber der Wasserpreis höher.

    Die Landkreisgrenzen sind nicht maßgebend

    Das Beispiel Wasserberg zeigt, dass bei der Wasserversorgung nicht unbedingt die Landkreisgrenzen maßgebend sind. So beziehen im Südosten des Landkreises etliche Orte, darunter auch das Krumbad, das Wasser von der Staudenwassergruppe mit Sitz in Mittelneufnach/Kreis Augsburg. Der Ziemetshauser Ortsteil Schönebach erhält sein Wasser von der Wasserversorgung Dinkelscherben. All dies zeigt, dass die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Region nach wie vor sehr dezentral geregelt ist. Unter den Versorgern befinden auch kleinere Anbieter wie der Zweckverband Wiesenbachgruppe, der Zweckverband Kammelgruppe und der Zweckverband Günztalgruppe.

    In einigen Regionen kam es infolge von Hitzeperioden wiederholt zu Problemen bei der Wasserversorgung. Doch auf welcher „Insel der Seligen“ sich Deutschland bei der Wasserversorgung befindet, zeigt der Blick auf das, was zum Beispiel aus Indien berichtet wird. Dort muss Wasser teilweise mit Zügen und Lastwagen transportiert werden, um die Versorgung notdürftig zu sichern. In verschiedenen Restaurants werden Speisen statt auf Tellern auf Bananenblättern angeboten – um genügend Wasser für den Abwasch zu haben.

    Davon sind Deutschland und die Region glücklicherweise weit entfernt. Und dahinter steht auch die Leistung der vielen heimischen Wasserversorger. Für unsere Wasserserie haben uns die Vertreter der Kommunen, Verwaltungsgemeinschaften, Zweckverbände eine geradezu fulminante Fülle an Informationen und Details zukommen lassen, die wir hier nicht im Einzelnen abbilden können. Aber bei der Durchsicht wurde deutlich, wie viel in unserer Region für die hohe Qualität des „Lebenselixiers Wasser“ geleistet wird. (mit sf)

    Im Raum Krumbach wurden in Sachen Wasserversorgung auch zahlreiche Notverbünde eingerichtet. Mehr erfahrt Ihr in unserer Geschichte:


    Damit das Wasser auch in Notzeiten aus dem Hahn sprudelt

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