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Polizei: Tödliche Motorradunfälle: Häufiger sind Autofahrer schuld

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Tödliche Motorradunfälle: Häufiger sind Autofahrer schuld

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    Ein Rettungshubschrauber.

Fotos: Dieter Mack
    Ein Rettungshubschrauber. Fotos: Dieter Mack Foto: Dieter Mack

    Illertissen/Kempten Wenn ein Wochenende vor der Tür steht, dann taucht bei Polizisten und Rettungskräften, die Dienst schieben müssen, immer wieder eine bange Frage auf: Wird es wieder so schrecklich sein wie zuletzt? Zwischen Roggenburg und Ingstetten war ein 49-jähriger Motorradfahrer ums Leben gekommen. Er ist einer von zuletzt fünf Verkehrstoten im Bereich des Polizeipräsidiums

    Die sich häufende Zahl schwerer Unfälle passt ins vorherrschende Bild von motorisierten Zweiradfahrern. Doch Experten widersprechen: „Die weitaus meisten Motorradfahrer sind besser als ihr Ruf.“ Diese Ansicht vertritt zum Beispiel Werner Thoma, Verkehrsexperte beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West. Angesichts der Häufung von tödlichen Motorradunfällen hat die Polizei die Ursachen analysiert. Demnach nehmen Autofahrer häufig motorisierten Zweirädern die Vorfahrt – beispielsweise beim Abbiegen. Während die Folgen solcher Kollisionen für

    Für eine Mär hält Polizist Thoma denn auch die landläufige Meinung, Motorräder seien generell zu schnell unterwegs. Thoma, selbst Motorradfahrer: „Der überwiegende Anteil fährt im Rahmen der zulässigen Geschwindigkeit.“ Natürlich gebe es „schwarze Schafe“, räumt er ein.

    Ob zu schnell oder nicht: Das Risiko, im Straßenverkehr auf einem Motorrad getötet zu werden, ist 14-mal höher als im Auto.

    Zwei verschiedene Gruppen von Fahrern

    Zumindest zwei Motorradfahrer-Gruppierungen unterscheidet Diplom-Psychologe Dr. Hartmut Kerwien, Ausbilder beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat: die sportlichen Biker und die Genussfahrer. Bei manchen Motorradfahrern gebe es durchaus Motive, wie man sie auch von anderen Risikosportarten wie Bergsteigen, Wildwasser-Kajakfahren oder Gleitschirmfliegen kenne: Die Fahrer wollten schwierige Situationen meistern und dabei auch persönliche Leistungsgrenzen erreichen. Egal, ob eher gemütlich oder sportlich unterwegs: Psychologe Kerwien empfiehlt Motorradfahrern auf jeden Fall ein regelmäßiges Training. „Das ist genau wie bei jedem anderen Sport.“ Beispielsweise gebe es die klassischen Sicherheitstrainings, die sich an Anfänger genauso richten wie an alte Hasen.

    Wie Polizist Thoma berichtet auch der Psychologe, dass das Durchschnittsalter der Motorradfahrer immer weiter zunehme. Bei der Jugend sei Motorradfahren gar nicht mehr so in, sagt Thoma: Der Führerschein sei vergleichsweise teuer, Motorrad und Sicherheitsausrüstung ebenfalls. Der Verkehrspsychologe hat noch eine andere Erklärung: Vor 25 oder 30 Jahren habe die damalige junge Generation mit dem Motorrad auch die Distanz zur Elterngeneration demonstrieren wollen. Kerwien: „Das war damals auch eine Art Protest.“ Heute könne die junge Generation aber ihren Protest nicht mehr mit dem Motorrad zum Ausdruck bringen, weil viele Eltern ja selbst auf zwei Rädern unterwegs seien.

    Zu Beginn der Saison ein Training absolvieren

    Wenn Thoma heute zu einem Motorradtreffen fährt, dann beginne der Altersdurchschnitt der Fahrer dort bei Mitte 30, Anfang 40. Gerade ab diesem Alter empfiehlt der Polizist, zu Beginn der Saison ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren. „Und zwar jedes Jahr. Ich bin selbst überrascht, was mir das jedes Mal bringt.“ Wer nach längerer Pause wieder einsteigt, dem rät Thoma, sich mit der fortschreitenden Technik vertraut zu machen. „In meiner Jugendzeit war eine Honda mit 68 PS das Nonplusultra. Jetzt gibt es Maschinen mit bis zu 200 PS, die gehen noch mal ganz anders ab.“ Es gebe aber auch viele sinnvolle Neuerungen. ABS zum Beispiel – die Stotterbremse, die blockierende Räder verhindert. Sein Urteil: „Sehr hilfreich in kritischen Situationen, aber unbedingt vorher beim Sicherheitstraining austesten.“ Noch zwei Hinweise des Polizisten an seine Biker-Kollegen: „Betreiben Sie mentales Training. Denken Sie voraus, was passieren könnte, wenn Sie auf eine Kreuzung zufahren, an der ein Auto wartet.“

    Und schließlich sollte jeder Fahrer bei der Wahl der Maschine sein eigenes Können berücksichtigen. „Das Motorrad muss passen wie ein guter Anzug.“

    Tipps im Internet:

    www.polizei.bayern.de/schwaben–sw

    www.ifz.de

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