Mehr als drei Mal so groß sollte die neue Filiale der Drogeriekette Müller in der Krumbacher Innenstadt im Vergleich zur bestehenden an der Bahnhofstraße werden. Die Verkaufsfläche sollte von 400 auf 1400 Quadratmeter wachsen. Sollte – denn die Planungen für den Umzug des Müller-Marktes sind vorerst auf Eis gelegt, wie der federführende Niederraunauer Investor Sascha Lochbrunner auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt. Aber was bedeutet das für das millionenschwere Projekt? Wie geht es am Scheppach-Gelände nun weiter?
„Nach Rücksprache mit unserem Fachbereich kann ich Ihnen lediglich mitteilen, dass wir aktuell in unserem jetzigen Objekt bleiben“, lauten hierzu die Worte von Nadine Renz, Sprecherin der Drogeriekette Müller mit Sitz in Ulm. Weitere Informationen und Hintergründe wollte das Unternehmen nicht nennen. Viel mehr ist offenbar auch Investor Sascha Lochbrunner, in dessen Besitz sich das Areal befindet, nicht bekannt: „Ich stehe in Kontakt mit Müller – bezüglich des Umzugs der Filiale herrscht aktuell aber Funkstille. Das Thema Krumbach wird derzeit nicht vorangetrieben.“ Das Vorhaben ist nach seinen Worten deshalb „vorerst auf Eis gelegt“.
Nicht nur der Umzug des Müller-Markts in Krumbach liegt derzeit brach
Neben Verkaufs- und Gewerbeflächen ist auf dem Gelände der ehemaligen Hirschbrauerei auch der Bau von 50 Wohnungen, größtenteils Eigentumswohnungen, samt rund 50 Parkplätzen und einer Tiefgarage mit 83 Stellplätzen geplant. Die jetzigen Gebäude in der Schlachthausstraße sollen abgerissen werden und durch mehrere neue Gebäude ersetzt werden. Und an diesen Planungen für das Areal habe sich trotz der neuerlichen Entwicklung bezüglich des Müller-Umzugs nichts geändert, sagt Lochbrunner: „Die ursprünglichen Planungen zu dem Gebäudekomplex sind aus meiner Sicht noch voll aktuell. An dem Standort ist aktuell nichts anderes geplant.“ Trotzdem liege das Projekt derzeit brach, wie der Investor aus Niederraunau berichtet.
Seine Begründung: „Für ein Projekt dieser Größenordnung ist mir das Risiko in so einer Zeit zu hoch. Wegen Corona will ich mir das im Moment nicht antun.“ Alles Weitere, so der Investor, komme auf die wirtschaftliche Entwicklung mit Blick auf die Pandemie an. Aktuell ist diese sehr negativ, sagt Lochbrunner: „Das zeigen ja auch verschiedene Beispiele aus der Region, etwa der Insolvenzantrag der Firma Lingl.“ Wenn die wirtschaftliche Lage in absehbarer Zeit besser werde, berichtet der Investor, könne das mit dem Projekt auch wieder sehr schnell vorangehen: „Aber es kann genauso gut auch noch eine ganze Weile dauern.“
Die Stadt Krumbach hat für das Projekt bereits große Anstrengungen unternommen. Beschlossen wurde im vergangenen Jahr die für den Bau des Gebäudekomplexes notwendige Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Die aktuelle Entwicklung überrascht Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer dennoch nicht. „Für so große Projekte brauchen wir einen längeren Atem. Dass das keine Sache von einem halben Jahr wird, war uns allen klar“, sagt er. Die Gründe für die aktuelle Entwicklung seien ihm nicht bekannt. Sicher sei jedoch, dass in der Innenstadtlage etwas getan werde. Fischer: „Der Investor hat das Areal gekauft und wird es sicher nicht ewig brach liegen lassen. Wir haben regelmäßig Kontakt und sind uns einig, dass wir hier keine Hektik machen.“
Das Projekt habe eine große Bedeutung für Krumbach, sagt der Bürgermeister: „Klar ist, wir brauchen Gewerbe und Wohnraum. Der Bedarf an Wohnungen in der Stadt ist sehr groß.“ Besonders für Interessenten aus dem Gewerbe sei das Projekt mit der Verkaufsfläche im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes sehr interessant, betont der Bürgermeister: „So viel Verkaufsfläche in dieser Lage ist ein Glücksfall für jeden Gewerbetreibenden.“
Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer: "Müller ist unser Wunschkandidat"
Trotz der neuerlichen Entwicklung bezüglich des Müller-Umzugs bleibt Fischer übrigens dabei: „Müller ist natürlich unser Wunschkandidat. Dort gibt es alles, was man in der Stadt so braucht.“ Er wolle deshalb keine Schnellschüsse machen und will abwarten. Und für denn Fall der Fälle ist er zuversichtlich: „Das ist eine Top-Lage; falls Müller tatsächlich nicht möchte, wird bestimmt jemand anders kommen. Dann suchen wir den besten Kandidaten.“ Dass das Projekt umgesetzt wird, daran zweifelt der Bürgermeister nicht: „Ich bin tiefenentspannt, was das betrifft.“
Auch bei den Krumbacher Kommunalpolitikern und der Bevölkerung war die Zustimmung nahezu uneingeschränkt groß, als erste Details der Planung des Niederraunauer Investors Lochbrunner bekannt wurden. Doch im Zuge der Vorstellung des Projekts im Krumbacher Stadtrat und im Bauausschuss hatte sich im vergangenen Jahr eine zunehmend kontroverse Debatte um die Gestaltung der geplanten insgesamt vier Gebäudekomplexe von der Karl-Mantel-Straße bis hin zur Brühlstraße entwickelt. Der Grund: Eines der Gebäude soll bis zu 24 Meter hoch werden.
Kritisiert wurde das unter anderem von den direkten Nachbarn. Das geplante Gebäude sei zu hoch, hieß es damals. Bürgermeister Fischer sagt im Gespräch mit unserer Redaktion nun dazu: „Das geplante Gebäude wirkt natürlich städtisch, aber das ist gut so. Es ist doch nicht verkehrt, wenn auch Krumbach mal etwas städtisch daherkommt, wir sind schließlich eine Stadt und kein Dorf.“
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