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Neuburg: Inzest-Prozess: Heute soll das Urteil fallen

Neuburg

Inzest-Prozess: Heute soll das Urteil fallen

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    Inzest-Prozess: Heute soll das Urteil fallen
    Inzest-Prozess: Heute soll das Urteil fallen Foto: Foto: Czysz

    Heute wird das Urteil gegen den angeklagten Familienvater aus Langenhaslach erwartet: Er soll seine zwei Töchter mehrere Jahre lang missbraucht haben. Die Älteste brachte zwei Kinder von ihm zur Welt. Rein theoretisch sei eine Gesamtfreiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren denkbar, sagte Manfred Mürbe vom Landgericht. Nach Erfahrungswerten sei mit einer mehrjährigen Strafe zu rechnen. Seit Februar sitzt der beschuldigte Mann aus

    Am ersten Verhandlungstag nahm die ältere Tochter ihren Vater in Schutz: Der Sex sei einvernehmlich gewesen, ihren Vater schilderte sie als liebevoll. Sie habe ihren Vater nach wie vor sehr gerne. Ganz anders die jüngere Tochter, die das Verfahren ins Rollen gebracht hatte. Sie zeigte den 46-jährigen Montagearbeiter vor einem Jahr an.

    Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sagte sie, dass es mit dem Angeklagten zu Geschlechtsverkehr gekommen ist. Auch die Orte, an denen es passiert sein soll, kamen während ihrer zweistündigen Zeugenaussage ans Licht: In Mindelzell – dort lebte die Familie zwischen April 2006 und August 2007 – verging sich der Vater an der jüngeren Tochter meistens in der Garage des Hauses, wo eine Matratze auf dem Boden lag. Die Familie zog dann nach Balzhausen – dort geht die Staatsanwaltschaft von mindestens 24 sexuellen Übergriffen aus. Teilweise soll der Vater die damals 17-Jährige in deren Kinderzimmer vergewaltigt haben. In Langen- haslach war auch der Balkon Tatort.

    Insgesamt 400 Fälle von Inzest

    Inzest-Fälle seit 2008

    April 2008: Der Missbrauchsskandal um den Österreicher Josef Fritzl sorgt für Entsetzen. Fritzl hielt 24 Jahre lang seine Tochter in einem Keller gefangen, missbrauchte sie und zeugte mit ihr sieben Kinder. Er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und nach dem Urteil in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.

    Ein unfassbarer Inzestskandal bestürzt ganz Frankreich: Die damals 46-Jährige Lydia G. wurde auf einem Bauernhof östlich von Paris 28 Jahre lang von ihrem Adoptivvater gequält und missbraucht. Sie zeugten sechs Kinder. Erst der plötzliche Tod ihres Peinigers beendete ihr Martyrium.

    März 2009: Ein Vater und sein Sohn sollen in Turin ihre jeweiligen Töchter über Jahre hinweg sexuell missbraucht haben. Die Tochter des 63-Jährigen hatte über 25 Jahre hinweg zu leiden. Der 41 Jahre alte Sohn soll ebenfalls seine Schwester und später seine eigenen vier Töchter im Alter zwischen sechs und 20 Jahren vergewaltigt haben.

    November 2010: Ein Argentinier soll seine Tochter 30 Jahre lang sexuell missbraucht und zehn Kinder mit ihr gezeugt haben. Die 43-Jährige erstattete erst Anzeige, als ihr Vater wegen Raubes verhaftet wurde. Einer ihrer Söhne soll sich das Leben genommen haben, als er erfahren hatte, wer sein Vater war. DNA-Tests bestätigten, dass der Vater des Opfers der leibliche Vater von neun ihrer zehn Kinder ist.

    August 2011: Der aufsehenerregende Prozess um die Missbrauchsfälle in Fluterschen im Westerwald geht zu Ende. Ein 48-Jähriger hatte seine Töchter missbraucht und auch an andere Männer verkauft. Er war bereits im März zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Außerdem wurden zwei Freier bestraft.

    Ein neuer Inzest-Fall erschüttert Österreich. Im oberösterreichischen Braunau soll ein 80 Jahre alter Mann mehr als 40 Jahre lang seine beiden Töchter gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben. (dpa)

    Insgesamt werden annähernd 400 Fälle von Beischlaf zwischen Verwandten angenommen, zugleich 96 Fälle von sexuellen Handlungen an Schutzbefohlenen. Die Prozessbeobachtern reagierten zum Teil mit Kopfschütteln, als die vorsitzende Richterin Brigitte Grenzstein den Angeklagten fragte, wie die Ehefrau reagiert hatte, als sie mit den Vorwürfen konfrontiert worden war – spätestens bei der Festnahme an der Arbeitsstelle in Krumbach Anfang Februar. „Sie steht zu mir“, sagte der 46-Jährige. Auch ein Teil seiner Kinder halte zu ihm – wie die älteste Tochter. Sie wird als Nebenklägerin von Rechtsanwältin Anja Mack vertreten.

    Die Nebenklage eröffnet generell den Vorteil, dass Opfer ihre Interessen in der Gerichtsverhandlung deutlich unterstreichen und damit Einfluss auf die Verurteilung des Täters nehmen können. Die Kosten einer Nebenklage trägt bei einer Verurteilung der Angeklagte – von einem Schuldspruch ist nach dem Teilgeständnis des 46-jährigen Montagearbeiters auszugehen. AZ, mcz

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