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Neu-Ulm: Neu-Ulms neues Center ist umstritten

Neu-Ulm

Neu-Ulms neues Center ist umstritten

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    Der neue Eingang: Im Obergeschoss eröffnete ein American-Diner, der auch Burger im Angebot hat.
    Der neue Eingang: Im Obergeschoss eröffnete ein American-Diner, der auch Burger im Angebot hat. Foto: Alexander Kaya

    Dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung der Glacis-Galerie hat Neu-Ulm seit Kurzem eine zweite Mall: In der Borsigstraße eröffnete „Deutschlands größtes Wohn-Shoppingcenter“ unter dem Titel „Welt des Wohnens“. Auf einer Gesamtfläche von 110000 Quadratmetern bieten 30 „Markenshops“ ihre Artikel an. Nur noch die Hälfte des ehemaligen Mutschler-Centers wird von Möbel-Mahler belegt. Was insbesondere der Ulmer Handelslandschaft besonders sauer aufstößt, ist, dass mit dem Modepark Röther (8000 Quadratmeter) und dem Outdoor-Spezialist McTrek auch ein großer Besatz an innenstadtrelevanten Sortimenten sich im ehemaligen Möbelhaus angesiedelt hat.

    Josef Röll, der Einzelhandelsexperte der Ulmer Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht Versäumnisse bei der Stadt Neu-Ulm beziehungsweise bei der formal zuständigen Regierung von Schwaben, die hier regulierend hätte eingreifen müssen, so Röll. Die Verlierer eines immer härter werdenden Wettbewerbs sieht Röll insbesondere in der Neu-Ulmer Glacis-Galerie. „Die werden das merken, die haben den gleichen Kundenkreis.“ Und die umliegenden Städte wie Weißenhorn, Illertissen oder auch Laupheim gehörten zu den Verlierern eines überhart werdenden Wettbewerbs. Städte des Umlands würden teilweise mit viel Aufwand ihre Innenstädte beleben, um dann erschlagen zu werden. Gerade die Ansiedlung von McTrek und Röther in Neu-Ulm lasse kleinen Textilgeschäften kaum noch Luft zum Atmen. Deswegen sei die nicht erfolgte Regulierung „geradezu ein aggressiver Akt“.

    Röll ist überzeigt, dass in der „Welt des Wohnens“ mit zugkräftigen Namen, wie Home24 und Who‘s perfect, die man eigentlich nur aus dem Onlinehandel kennt, der Umsatz pro Quadratmeter deutlich steigt. Auch dieser zusätzliche Umsatz werde woanders fehlen. „Mehr Umsatz ist genau das, was wir wollen“, sagt Uwe Kern, der Mahler-Geschäftsführer. Mit „heißen Nadeln“ sei die Eröffnung gestrickt worden.

    Und in der Tat ist noch längst nicht alles fertig: „Coming soon“ steht noch bei home24, die eigentlich erst im Herbst auf insgesamt 3500 Quadratmetern einen „Outlet-Store“ eröffnen. Bis dahin ist auf 500 Quadratmetern lediglich ein „kleiner Vorgeschmack“, wie es die Pressestelle nennt, zu sehen. Auch ein zweiter großer Mieter lässt noch auf sich warten: Marquardt Küchen eröffnet am 1. September. Dennoch zeigt sich Kern optimistisch, dass mit dem neuen Vermietungskonzept die Wende geschafft werde. Über 100 Menschen seien am Morgen, trotz des Hochsommers, bereits vor der Türe gestanden.

    Hinter vorgehaltener Hand wird geschimpft

    Hinter vorgehaltener Hand wird unter den Verkäufern in der Neu-Ulmer Glacis-Galerie über die neue Konkurrenz von McTrek und Röther geschimpft. Denn insbesondere Röther mit seinen 8000 Quadratmetern sei sehr zugkräftig. In Kombination mit dem Outdoor-Laden und dem vergangene Woche eröffneten 3000-Quadratmeter-Rad-Filialisten BOC sei in Nachbarschaft der Glacis-Galerie ein Shoppingstandort entstanden, der spürbar Kunden abschöpfe. Offiziell ist jedoch kaum Kritik zu hören. „Das ist eine Chance für den gesamten Standort Neu-Ulm“, sagt Centermanager Torsten Keller.

    Ein funktionierender Möbel-Mahler sei gut für die Glacis-Galerie. Allerdings, so Keller, müsse auch aufgepasst werden, dass der Bogen in Sachen Textil nicht überspannt werde. Im Gegensatz zur Ulmer IHK sehen die bayerischen Kollegen der Handelskammer die Entwicklung nicht ganz so kritisch.

    Matthias Köppel, der Bereichsleiter für Standortpolitik bei der IHK in Augsburg rechnet mit einem Einzugsgebiet der „Welt des Wohnens“ in einem Umkreis von mindestens 50 Kilometern. Die „Flagship-Stores“ der Internet-Stars Home24 sowie Who‘s perfect könnten zusätzliche Frequenz in umliegende Städte bringen.

    Es sei eine „gute Leistung“ von Mahler, derart bekannte Internet-Namen für eine stationäre Ansiedlung zu gewinnen. Wie berichtet, sieht Möbelhaus-Chef Michael Mahler mit der Eröffnung am Donnerstag die Neuerfindung der Riesenimmobilie im Starkfeld noch längst nicht am Ende. Mittelfristig sieht Mahler Platz für bis zu 50 Geschäfte in der „Welt des Wohnens“. Im Herbst wird Edeka einen Supermarkt eröffnen. Im Wohnbereich sieht Mahler jedoch die Zukunft seines Hauses. Doch gebunden ist er nicht an die Branche. Der Bebauungsplan lässt ihm – sehr zum Leidwesen umliegender Geschäfte – alle Freiheiten.

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