Startseite
Icon Pfeil nach unten
Krumbach
Icon Pfeil nach unten

Natur: Flatternde Mönchlein im Kirchturm

Natur

Flatternde Mönchlein im Kirchturm

    • |
    Die aufgestellten Brutkästen werden von den Dohlen während ihrer Brutzeit zwischen April und Juni gerne angenommen. Im Landkreis befinden sich Brustkästen in Edelstetten, Aichen, Niederraunau und Günzburg.
    Die aufgestellten Brutkästen werden von den Dohlen während ihrer Brutzeit zwischen April und Juni gerne angenommen. Im Landkreis befinden sich Brustkästen in Edelstetten, Aichen, Niederraunau und Günzburg. Foto: Foto: Franz Sieber

    Edelstetten Grauer Nebel liegt über dem Land. Aus der Ferne ist ein leises, durchdringendes „Grra“ zu hören. Ein großer schwarzer Vogel fliegt über das Feld, direkt auf einen Baum zu und lässt sich dort in der Nähe seiner Gefährten nieder. Eine Saatkrähe. Nirgends sieht man die Dohle, einen etwas kleineren Rabenvogel mit samtgrauer Kapuze. Auch ihr eigensinnig klingendes Krächzen ist nirgends zu hören. Während im Frühjahr 15 bis 20 Dohlen-Paare im Kirchturm von

    In den Brutkästen ist Bestand seit Jahren konstant

    Dies ist einer der Gründe des NABU und des LBV, die Dohle zum Vogel des Jahres 2012 zu wählen. „Wie viele Dohlen genau in unserem Landkreis leben, wissen wir nicht“, berichtet Stefan Böhm, Vorsitzender der

    Das Hauptproblem der Vögel ist die Abnahme an geeigneten Brutplätzen. Die Dohle brütet in Spalten und Nischen. Diese fand sie früher in alten Bäumen und zwischen Felsen. Da Altholzbestände mit geeigneten Höhlen immer weniger werden und in Felsspalten brütende Vögel häufig von Kletterern gestört wurden, musste die Dohle auf Ritzen in Gebäuden ausweichen.

    Geeignete Plätze fanden die Vögel vor allem in alten Kirchen. Doch nun werden diese Brutplätze zunehmend weniger. „Ein klassisches Problem der Dohle ist, dass sie in vielen Kirchen nach wie vor verhasst ist, da sie einiges an Schmutz hinterlässt. Als Folge werden sämtliche Schlitze und Nischen vergittert“, erklärt Böhm. „Diese Maßnahmen richten sich hauptsächlich gegen Tauben, die deutlich mehr Schmutz verursachen, als andere Tierarten. Leidtragend sind jedoch auch weitere Arten wie Dohlen, Fledermäuse, Turmfalken und Schleiereulen.“

    Das Schmutzproblem kann laut Böhm durch Brutkästen gelöst werden. Denn diese haben einen entscheidenden Vorteil: Die Hohlräume können von Dohlen genutzt werden, ohne dass das Innere des Gebäudes verschmutzt wird. „Alle angebrachten Brutkästen wurden bisher von Dohlen angenommen und zur Jungenaufzucht benutzt“, berichtet ein weiteres LBV-Mitglied. Den Brutpartner dafür wählen sich die Vögel bereits in ihrem ersten Lebensjahr. Diesem Partner bleiben sie ein Leben lang treu. Auch außerhalb der Brutzeit entfernen sie sich dann kaum mehr weiter als einen Meter voneinander. „Die besten Brutplätze werden jedoch heftig gegen Artgenossen verteidigt“, berichtet das LBV-Mitglied. Dabei setzen die Tiere Schnabel und Krallen ein.

    Laut Böhm wurden durch die Initiative des Naturschutzverbands in den letzten 15 Jahren circa 30 Brutkästen im Landkreis gebaut. Sie befinden sich unter anderem in Aichen, Edelstetten, Niederraunau und Günzburg. In Leipheim werden im Zuge der Restaurierung der evangelischen Kirche weitere Nistkästen hergestellt.

    Einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter der LBV schätzt, dass zusätzlich etwa 100 Brutkästen von Privatpersonen aufgehängt wurden. Das Mitglied, das sich intensiv mit den Dohlen beschäftigte, ist beeindruckt von dem ausgeprägten Sozialverhalten des kleinsten Vertreters der Rabenvögel. „Die Elternvögel bringen ihren Jungen das Fliegen bei, indem sie sie unterfliegen“, erzählt er begeistert. Zudem kümmern sich während der Aufzucht nicht nur die Elternvögel um die Jungen, sondern weitere Altvögel unterstützen das Brutpaar.

    Wird ein Vogel krank, so versorgt ihn die Sippschaft, bis er wieder gesund ist. Das den Dohlen gewidmete Jahr 2012 soll laut Böhm vor allem dazu genutzt werden, um mehr über den Bestand der Tiere im Landkreis zu erfahren. Erst so kann die tatsächliche Situation der Vögel besser eingeschätzt und nötige Maßnahmen ergriffen werden. Er bittet die Leser deshalb, der Kreisgruppe ihre Beobachtungen mitzuteilen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden