Startseite
Icon Pfeil nach unten
Krumbach
Icon Pfeil nach unten

Nattenhausen: Seit 100 Jahren gibt es in Nattenhausen eine Blasmusikkapelle

Nattenhausen

Seit 100 Jahren gibt es in Nattenhausen eine Blasmusikkapelle

    • |
    Die Musikkapelle aus der Gründungszeit: Josef Bachthaler, Josef Lehrer, Michael Dirr, Jakob Roman, Johann März stehend von links, Michael Konrad, Anton Thoma und Alois Thoma sitzend von links.
    Die Musikkapelle aus der Gründungszeit: Josef Bachthaler, Josef Lehrer, Michael Dirr, Jakob Roman, Johann März stehend von links, Michael Konrad, Anton Thoma und Alois Thoma sitzend von links. Foto: Sammlung Mv Nattenhausen

    Zehn junge Männer sind nachts in Krumbach Richtung Nattenhausen unterwegs. Unter einer Laterne beim Gasthaus „Postkeller“ machen sie Halt, packen ihre Instrumente aus und fangen an zu spielen. Wie es geklungen hat, ist heute schwer nachzuvollziehen. Sicherlich nicht ganz hasenrein, denn bei den Jungmusikern handelt es sich um Anfänger im blasmusikalischen Bereich. Es sind Männer aus

    Josef Lehrer, Michael Dirr, Jakob Romann, Johann März, Michael Konrad, Anton Thoma, Alois Thoma und Josef Bachthaler waren die Männer der ersten Stunde. Letzterer war die treibende Kraft. Als Schreinerlehrling in Deisenhausen tätig, vernahm er dort die Klänge der kurz zuvor gegründeten Deisenhauser Musikkapelle und war davon so inspiriert, dass er Gleiches in seinem Heimatort in die Wege leitete. Schnell bekamen die acht Gründungsmitglieder Verstärkung, obwohl aller Anfang schwer war. Wie in der Chronik niedergeschrieben, kostete damals zum Beispiel eine Trompete 32 Mark. Eine beachtliche Summe, wenn man bedenkt, dass der Wochenlohn bei 50 Pfennig lag. Trotzdem kaufte jeder Musikant sein Instrument, teilweise auch ein gebrauchtes, selbst. Nur für den Kauf eines Basses streckte die Gemeinde das Geld vor und schenkte dieses dann später sogar der Kapelle. Der Müller Xaver Konrad finanziert die große Trommel mit, die

    Geprobt wurde einst in einer Wagnerwerkstatt

    Probelokal war die Werkstatt des Wagners Schweikart, später übten die jungen Musiker in der Schreinerwerkstatt von Josef Bachthaler. Der zweite Ausbilder, Atanasius Tausend, dirigierte auch den ersten Auftritt anlässlich einer Hochzeit im Jahr 1920, wo die Kapelle aber ausgerechnet beim Brautreigen „umgeschmissen“ hat und einen neuen Anlauf nehmen musste. Auf das Eheglück der Brautleute soll dies laut Chronik aber keinen Einfluss genommen haben. Da die Auswahl der Musikstücke noch nicht so groß war, wurde das vorhandene Repertoire einfach mehrmals aufgelegt.

    Schon bald folgten weitere Auftritte (Tanz am Kirchweihsonntag, Priesterjubiläum) und so war es gut, dass die Kapelle laufend Verstärkung bekam. Als 1926 der Tiso-Gau ins Leben gerufen wurde, schloss sich auch die Nattenhauser Musik an und war bei der Gründungsveranstaltung in Deisenhausen dabei. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Kapelle gut besetzt, doch dann schrumpfte sie auf sechs Mann zusammen.

    Schon bald nach Ende des Krieges war wiederum der jetzt als Dirigent fungierende Josef Bachthaler die treibende Kraft, als es galt, erneut eine spielfähige Truppe auf die Beine zu stellen. Ein bedeutender Markstein, nicht nur für den Musikverein Nattenhausen, sondern auch für die benachbarte Kapellen Deisenhausen und Bleichen bildete das erste Waldfest am 3. Juli 1949, wo sie, wie es in der Chronik heißt, „abwechselnd tausende von Besuchern bei dieser ersten überörtlichen Musikveranstaltung nach dem Krieg erfreuten“. Noch im selben Jahr wurde mit einem ähnlichen Gemeinschaftsauftritt in Deisenhausen der Tiso-Gau neu belebt.

    Im Jahr 1959 wurde dann erstmals ein rundes Vereinsjubiläum, das 40-Jährige, mit einem Musikertreffen gefeiert. Zehn Jahre später wurde der 50. Geburtstag zusammen mit dem Schützenverein (Gauschießen) und Veteranenverein (Fahnenweihe) begangen. Auch die weiteren runden Geburtstage wurden stets mit mehr oder weniger groß aufgezogenen Festen gefeiert.

    1980 zogen die Nattenhauser Musikanten ins eigene Vereinsheim

    Das vorübergehend eingeschlafene Waldfest wurde im Jahr 1976 wieder abgehalten. Erleichtert wurde das „Unternehmen

    Das letzte große Highlight des Vereins spielte sich 2015 in Rom ab. Bei einem Ausflug bekam die Kapelle die Gelegenheit, am Campo Santo Teutonico Papst emeritus Benedikt XVI. die Bayernhymne zu spielen.

    In all den Jahren seit der Gründung geleiteten die Musiker viele Paare zum Traualter, nahmen musikalisch von vielen Menschen Abschied am offenen Grab. Abendlichen Ständchen bei Familienfesten, Umrahmung von Gottesdiensten, Feldmessen und Prozessionen, Durchführung von Konzerten, Auftritte bei Festen benachbarter und befreundeter Vereine – all dies füllte den Terminkalender in den vergangenen hundert Jahren. Aber auch kritische Zeiten galt es zu überstehen. Wie zum Beispiel in den 80er Jahren, wo die Kapelle immer wieder mal ohne Dirigent war, sich aber in Eigeninitiative am Leben erhalten hat.

    Das bevorstehende Gründungsfest und 47. Bezirksmusikfest ist gespickt mit vielen Höhepunkten. Einer davon ist der Festzug am Sonntagnachmittag mit 74 Zugnummern, darunter allein 27 Musikkapellen. Mehrere Festwagen und zahlreiche verschiedene Gruppen und Vereine werden sich um 14 Uhr in Bewegung setzen.

    • Mittwoch 29. Mai, 21 Uhr: Stimmungsabend mit „Dirndl-Knacker“
    • Donnerstag, 30. Mai, 18.30 Uhr: Sternmarsch der Musikkapellen Breitenthal, Deisenhausen, Ebershausen und Krumbach zum Dorfplatz, anschließend Blasmusikabend im Festzelt mit den Musikkapellen Tafertshofen und Neuburg.
    • Freitag, 31. Mai, 21 Uhr: Rock nonstop mit der Rock-Antenne-Band.
    • Samstag, 1. Juni, 17.30 Uhr: Internationales Jugendkapellentreffen mit dem Bezirksjugendorchester des Bezirkes 11, der Jugendkapelle T.E.N. und den Jugendblasorchestern aus Lobenz (Polen) und Herceg (Montenegro); 19 Uhr: Blasmusik-Cup mit den Musikkapellen Billenhausen, Gaismarkt-Niederraunau-Winzer, Krumbach, Waltenhausen und Ziemetshausen; anschließend spielen die Dorfheiligen.
    • Sonntag, 2. Juni, 10 Uhr: Festgottesdienst; 13.15 Uhr: Gemeinschaftschor; 14 Uhr: Festzug; 18 Uhr: Festausklang mit Berthold Schick und seiner Allgäu 6.
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden