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Mut, Musik und Menschenrechte
Krumbach Sie kam, sah und freute sich ganz offensichtlich, da zu sein. Claudia Roth, Grünenchefin, Buchautorin und Menschenrechtsvertreterin, deren Einladung in ihre alte Heimat vom Rotary Club eingefädelt und vom Krumbacher Kulturverein Kult organisiert wurde, las in den Räumen der Raiffeisenbank aus ihrem Buch "Das Politische ist privat". "Es ist schön wieder hier zu sein und durch die alten, vertrauten Straßen zu gehen", strahlte die ehemalige Schülerin des Krumbacher Gymnasiums in die Runde des zahlreich erschienen Publikums. Und so begrüßte sie, neben ihrer Mutter, auch alte Freunde und frühere Mitschüler aus ihrer Gymnasialzeit und erinnerte sich an ihre Großmutter Franziska Frank, "die immer gesagt hat", so Claudia Roth, "Claudi, uns kann's doch nicht gut gehen, solang's den andern schlecht geht." Genau diese Worte müssen die Menschenrechtlerin Roth auch umgetrieben haben, als sie im Februar 1999 als Vertreterin des Bundestages bei der Gnadenanhörung der Brüder Karl und Walter La Grand in Arizona/USA anwesend war.
Zum Tode verurteilt
Das deutschstämmige Brüderpaar hatte im Alter von 20 beziehungsweise 17 Jahren einen Banküberfall verübt, bei dem der Filialleiter ums Leben kam. 15 Jahre saßen die Brüder daraufhin im Todestrakt des Gefängnisses. Claudia Roth oblag es nun als Vorsitzende des Bundesausschusses für Menschenrechte vor einer richterlichen Jury für die Brüder La Grand um Gnade und für einen fairen Prozess zu bitten. Vergebens. Die Jury bestätigte das Todesurteil. Walter La Grand wurde durch Gas, sein jüngerer Bruder Karl mittels Giftspritze hingerichtet. Diese Geschichte, die im ersten Kapitel von Claudia Roths Buch im Vordergrund steht, ist eine Begegnung mit der Tragik des Lebens. Aber Claudia Roth sprach auch von einem bemerkenswerten Gefühl:
"Obwohl ich mit Patriotismus und mit dem Wort Stolz in Verbindung mit Deutschland wenig anfangen kann, damals, vor dieser Jury, war ich stolz, für meine Heimat, für Deutschland zu sprechen, das eine solche Art von Rechtsprechung verurteilt." Das kritische Hinterfragen wurde zu einer Konstante ihres Lebens.
Dies zeigte sich auch in den Kapiteln über ihre Kindheit "in einem weltoffenen, liberalen Elternhaus" und Jugend, in der die Lehrer des Krumbacher Simpert-Kraemer-Gymnasiums "unseren kritischen Geist nicht unterdrückten, sondern ihn herausforderten und Vertrauen in unsere Fähigkeiten hatten".
Routiniert wechselte die Autorin Roth zwischen Erzählen und Lesen. Etwa, wenn sie Kapitel übersprang und aus ihrer Zeit mit Rio Reiser bei der Kultband "Ton Steine Scherben" und deren Auflösung in den 80er Jahren berichtete was gleichzeitig ihren Wechsel ins Politische begründete. Das Publikum lauschte andächtig und während sonst bei derlei Veranstaltungen oft der Buchverkauf eher vor sich hin dümpelt, war Claudia Roths Werk nach der gut einstündigen Lesung innerhalb kurzer Zeit ausverkauft und Autogrammjäger mussten sich Claudia Roths Signatur auf Servietten und Eintrittskarten geben lassen. Der Erlös des Eintrittes geht, auf Anregung des Rotary Clubs komplett an die neu eingerichtete Praxisklasse der Hauptschule Krumbach. Dort sollen leistungsschwächere Schüler individuell gefördert werden.
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