Es gibt wohl kaum ein Bauprojekt, dessen Fertigstellung die Menschen in Münsterhausen derart herbeisehnen, wie das der Umgehungsstraße. Ähnlich dürfte es auch allen gehen, die regelmäßig mit dem Auto durch die Ortschaft fahren. Nur allzu oft stehen die Pendler im Ortskern dicht gedrängt zwischen vielen Lastwagen. Knapp 10000 Fahrzeuge fahren laut Gutachten täglich durch Münsterhausen. Staus sind keine Seltenheit, den Anwohnern machen Lärm und dreckige Luft zu schaffen. Nicht ohne Grund hat sich die Marktgemeinde 2004 dazu entschlossen, eine Umfahrung zu bauen. Heute, mehr als 15 Jahre später, ist aus dem einstigen Plan fast Realität geworden.
„Wir liegen dem Zeitplan aktuell sogar voraus“, berichtet Bürgermeister Erwin Haider auf Nachfrage. Spätestens Ende 2021 könne die Umgehung fertig werden. Die Baufirma habe seit dem Spatenstich im März vergangenen Jahres mit großem Einsatz gearbeitet und das Wetter habe mitgespielt. Mittlerweile sind neben den zwei Kreisverkehren in Richtung Thannhausen und in der Edelstetter Straße auch die zwei Brücken über die Mindel im Süden und Norden fast fertig.
Die Straße zwischen Münsterhausen und Burtenbach ist bald gesperrt
Dort rückte die Baufirma im Sommer 2019 mit schwerem Gerät an. Eine spezielle Maschine bohrte bis zu 18 Meter tiefe Löcher mit einem Durchmesser von 1,2 Metern. Diese Löcher wurden mit Baustahl und Beton aufgefüllt. Auf den Betonpfeilern stehen nun die Brücken. An den Überführungen sind Haider zufolge nur noch Restarbeiten zu machen. Die Brückenkörper werden in den kommenden Tagen weiter aufgefüllt, anschließend werde der Gussasphalt aufgetragen.
Auch in Sachen Straße geht es weiter voran: Ab dem 21. September werde der Anschluss Nord erstellt. Dafür müsse die Staatsstraße 2025, die zwischen Münsterhausen und Burtenbach verläuft, gesperrt werden, berichtet der Bürgermeister: „Die Arbeiten werden wohl fünf bis sechs Wochen dauern. So lange ist auch die Straße gesperrt.“ Mitte Oktober bis Ende November folgen dann die Schutzplanken und die Fahrbahnmarkierungen auf der über vier Kilometer langen Umgehungsstraße. Die Beleuchtung werde gegen Ende Oktober an den Kreiseln angebracht. Bis zur Fertigstellung der Umfahrung ist auch danach noch viel zu tun auf der Baustelle in Münsterhausen.
Verkehr durch Münsterhausen soll durch Umgehung 75 Prozent weniger werden
Einmal fertig soll die Umgehung als Baustein zur Stärkung der Infrastruktur in der Region und als Lückenschluss in der Nord-Süd-Verbindung im Landkreis Günzburg zur A8 fungieren. Und für die Münsterhauser noch viel wichtiger: den Durchgangsverkehr um 75 Prozent reduzieren – so lautet zumindest die Prognose.
Diesen Meilenstein, zu dem es schon in den 90er-Jahren erste Überlegungen und Grundsatzbeschlüsse gab, lässt sich die Marktgemeinde einiges kosten. Auf rund 20,8 Millionen Euro werden die Baukosten geschätzt. Der Freistaat Bayern fördert die Baumaßnahme zu 85 Prozent, das entspricht rund 17,6 Millionen Euro. Doch auch dieses millionenschwere Projekt kam nicht ohne Kritik davon. Drei Anwohner hatten gegen das Bauvorhaben geklagt. Grund für die Klage waren Geld und Grundstücksangelegenheiten. Die Ortsumfahrung führt rund 150 Meter westlich an einer Maschinen- und Lagerhalle vorbei. Der Besitzer forderte von der Marktgemeinde einen mobilen Hochwasserschutz. Der Rechtsstreit zog sich vier Jahre in die Länge, bevor das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die Klagen im Herbst 2018 als unberechtigt und unbegründet abwies. Es konnte also gebaut werden.
In diesem Jahr sollen die Arbeiten auf der Baustelle noch bis November auf Hochtouren laufen. Demnächst wird sich der Bürgermeister mit dem Staatlichen Bauamt über das weitere Vorgehen und die Planungen zur Verkehrsfreigabe beraten. „Einen Zeitpunkt dafür kann ich noch nicht nennen, aber wir sind zuversichtlich, dass wir früher als geplant fertig werden“, sagt Haider. Die Umgehungsstraße ist auch Thema in der Sitzung des Marktgemeinderates am kommenden Montag. Dort wird das Staatliche Bauamt die Planungen zu den naturschutzrechtlichen Maßnahmen vorstellen.
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