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Langenhaslach: Sie tritt mit Leidenschaft in die Fußstapfen des Großvaters

Langenhaslach

Sie tritt mit Leidenschaft in die Fußstapfen des Großvaters

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    Julia Schuhwerk begeisterte die Zuhöher im Pfarrstadel Langenhaslach mit Gedichten ihres „Opas“ Poldl Schuhwerk.
    Julia Schuhwerk begeisterte die Zuhöher im Pfarrstadel Langenhaslach mit Gedichten ihres „Opas“ Poldl Schuhwerk. Foto: Dieter Jehle

    Der Türkheimer Poet Poldl Schuhwerk wird nicht in Vergessenheit geraten. Seine Enkelin Julia hält sein Erbe wach. Und dies in temperamentvoller Weise und auf eine liebevolle Art. Im Pfarrstadel Langenhaslach fesselte die Enkelin des 2005 verstorbenen Mundartdichters die Zuhörer mit Gedichten ihres „Opas“. „Ihr Vortrag zerging uns im Munde wie ‚Schlooz-Goozala’ (Lutschbonbons)“, zeigte sich am Ende auch Brigitte Schwarz, Vorstandsmitglied des Vereins Schwäbisches Literaturschloss Edelstetten, begeistert.

    Poldl Schuhwerk lebte von 1922 bis 2005. Er war Maler, Dichter und Ehrenbürger seiner Heimat in einer Person. Der Handwerker blieb zeitlebens seiner Heimat Türkheim treu. „Mein Opa schloss alles Lebendige ins Herz“, verriet Julia Schuhwerk. In zahlreichen Gedichten schrieb er seine Beobachtungen über die Menschen und die Natur in Versform nieder. Zwei Bücher sind daraus geworden. Bei seinem Tode wusste er noch nicht, dass die heute 29-jährige Julia sein Erbe in Erinnerung halten wird. „Es war mein Deutschlehrer, der mich als Enkelin dazu ermunterte“, sagt sie. In ihrer Facharbeit zum Abitur hatte sie sich intensiv mit den Gedichten ihres Großvaters beschäftigt. Danach studierte sie Kommunikationswissenschaften in Augsburg. Über Hamburg und Stuttgart wird sie schon bald wieder in die Nähe ihrer Heimat, nach Landsberg ziehen.

    Das Gedruckte kann die Lebhaftigkeit und Leidenschaft der Lesung nicht ersetzen

    Da stand sie nun in Langenhaslach. Im feschen Dirndl machte sie ihren Vortrag zum Vergnügen. Sympathisch betonte sie, dass man noch ihr Alter von 29 nennen dürfe. „In einem Jahr nicht mehr“, lachte sie. Kraftvoll, leidenschaftlich und mit impulsiver Mimik und Gestik trug sie die Gedichte vor. Sie erinnerte an ihren Opa, der auch Jäger und Fischer war. Der Gedichtband „Des hau mer denkt“ von Poldl Schuhwerk beginnt mit der liebevollen Widmung an seine Frau: „der verständnisvollen Stallmeisterin aller meiner Steckenpferde“. Mit „wia Kletta an ‘ma G´wand, hängt mei‘ Heaz am Schwaubaland!“, wurde seine Liebe zur Heimat deutlich. Auch den Bodabiara (Kartoffel) widmete er einen Reim: „Z‘eascht lega, klauba, nau sortiera, noi – dau mach i nemma mit! Koi Deifel frißt mea Bodabiara, all‘s frißt bloß – Pomm-Fritt“. Doch auch die leidvollen Erfahrungen mit einer Zecke schrieb er auf‘s Papier: „I sitz und schreib dia Gschicht vom Zeck, vom Zeck deam scheana Herra… It weit vom Fidla, an ma Fleck, fang i a zum Scherra!“. Nett war auch die Episode „’s Fluigagschwätz“, die „auf’m Schlotterhafarand“ sitzen und ihre Erfahrungen austauschen. Und das Ende der Geschichte: „A Weibla – henda deanan d’Hand – sieht dia Fluiga auf deam Rand. Sie holt da Fluigabätscher vurra: ‚Ihr zwei Loasa – ihr zwei dürra!’ Sie zielt – und daut en kloina Dätscher mit ihrem alta Fluigabätscher – koina ka’ mea ebbas sa’ – sie fallet en da Schlotter na’!“

    Deutlich wurde wieder einmal, wie wichtig Vorträge sind. Das Gedruckte kann die Lebhaftigkeit und Leidenschaft einer Lesung nicht ersetzen. Und Julia Schuhwerk ist dies absolut gelungen. Den treffenden Geschichten und unvergessenen Erlebnisse ihres Großvaters gibt sie eine Zukunft. Mit einem kräftigen Applaus wurde sie verabschiedet. Die musikalische Umrahmung des amüsanten Abends gestalteten die „Hagenrieder Zupfnudeln“.

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