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Landkreis Günzburg: Wird die „Erfolgsstory“ vom Weißstorch zum Problem?

Landkreis Günzburg

Wird die „Erfolgsstory“ vom Weißstorch zum Problem?

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    Es läuft gut mit den Störchen im Landkreis Günzburg. 35 Brutpaare wurden zuletzt gezählt. Das bringt mancherorts Probleme – wenn sich zu viele der markanten Vögel in einer Umgebung niederlassen. Das Foto zeigt ein Storchenpaar mit dem noch nicht geschlüpften Nachwuchs in Ichenhausen.
    Es läuft gut mit den Störchen im Landkreis Günzburg. 35 Brutpaare wurden zuletzt gezählt. Das bringt mancherorts Probleme – wenn sich zu viele der markanten Vögel in einer Umgebung niederlassen. Das Foto zeigt ein Storchenpaar mit dem noch nicht geschlüpften Nachwuchs in Ichenhausen. Foto: Zenker

    Der Bau eines Hauses ist für viele Menschen ein Schritt, der gut durchdacht und bis ins letzte Detail geplant ist. Und das gilt nicht nur für Menschen. Auch im Tierreich ist das Eigenheim eine große Sache. „Ein schönes Plätzchen soll es sein“, sagt Ottmar Frimmel, Naturschutzbeauftragter des Landkreises, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sei es das Storchenpaar in Krumbach, das es sich auf dem Schloss gemütlich gemacht hat. Die beiden Storchenpaare in Ichenhausen, die auf dem Schulmuseum und auf dem Bahnhof hausen. Oder die Einnistung von acht Storchenpaaren in Burgau. „Bei uns in der Region ist der Weißstorch eine wirkliche Erfolgsstory.“

    Von Jahr zu Jahr würde sich die Storchenzahl im Landkreis kontinuierlich zum Positiven entwickeln, so Frimmel. Und selbst in diesem Jahr hätte der Bestand leicht zugenommen. Insgesamt 35 Brutpaare seien in diesem Jahr im Landkreis Günzburg zu sehen. Die Gesamtanzahl der Störche sei allerdings weitaus höher, da neben den Brutpaaren auch einzelne Störche in der Gegend umherfliegen. Was ist der Grund für diese positive Entwicklung der vergangenen Jahre?

    Warum der Storch sich in der Region so wohl fühlt

    „Nummer eins ist ganz klar die Verbesserung des Lebensraums in der Region“, erklärt Ottmar Frimmel. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele zielorientierende Maßnahmen zur Förderung des Lebensraumes in die Wege geleitet und diese tragen nun Früchte.“ Mithilfe des Landkreis-Programms, der Beweidung im Mindel- und Günztal sowie zahlreicher Naturschutzprojekte, habe sich der Weißstorch als sogenannte Leitart des Storchs so gut entwickeln können. Auch die zahlreichen Flüsse im Landkreis Günzburg müssten, so Frimmel, für die Betrachtung des Lebensraums des Storches immer im Hinterkopf behalten werden. Würde man alle Flüsse zusammenrechnen, durchziehen mit der Donau im Norden, Osterbach und Biber im Westen, der Günz, Kammel, Mindel, Zusam und der Glött, rund 90 Kilometer fließendes Gewässer den Landkreis Günzburg. „Trotz allerlei Problemen mit verschiedenen Baumaßnahmen haben wir doch eine intakte Landschaft und damit einen optimalen Lebensraum für den Storch“, sagt der Naturschutzbeauftragte.

    Einer der Münsterhauser Störche (links, die Aufnahme stammt vom Februar) ist tot.
    Einer der Münsterhauser Störche (links, die Aufnahme stammt vom Februar) ist tot. Foto: Paul Wendl

    Neben der Verbesserung des Lebensraums spielt auch das Überwintern eine wichtige Rolle für den Storchenzuwachs im Landkreis. Während früher die Störche über die kalte Jahreszeit nach Afrika flogen, ziehen sie jetzt nach Spanien oder bleiben sogar in Deutschland. „Durch den Anbau von Reisfeldern in Spanien können optimale Lebensbedingungen zum Überwintern hergestellt werden“, erklärt Frimmel. „Manche ziehen allerdings gar nicht mehr weg und bleiben auch den Winter in Deutschland.“ Allein in Burgau hätten 17 Brutpaare überwintert.

    Störche nisten teils an den ungeeignetsten Orten

    Doch der Anstieg der Störche im Landkreis ist auch mit neuen Problemen verbunden. „Die Störche suchen sich die ungeeignetsten Orte für den Nestbau“, berichtet Ottmar Frimmel. Neben der Einnistung auf beheizten Kaminen mache es sich der Storch sogar auf Strommasten gemütlich. „Ein unerfahrener Jungstorch könnte in den Mast hineinfliegen, sich verbrennen oder sogar das Genick brechen.“ Durch den Bau von Kunstnestern an Strommasten versuche man schon jetzt, Abhilfe zu schaffen. „Wir müssen den Storch für die Zukunft steuern und uns Konzepte überlegen, an welchen Standorten wir die Störche brüten lassen können und wo gegebenenfalls Abweiser anzubringen sind.“

    Das Dach von Schreieggs Post in Thannhausen erweist sich als beliebter Storchentreff.
    Das Dach von Schreieggs Post in Thannhausen erweist sich als beliebter Storchentreff.

    Dabei betont Frimmel, dass die Herausforderung für die Zukunft gerade im Umgang mit sogenannten Brutkolonien liege. „Ein oder zwei Storchenpaare in einer Gemeinde sind nicht problematisch, aber acht Storchenpaare in Burgau, das ist ein Problem.“ Denn der Lebensraum und so auch der Futterraum sind nicht unendlich. Und der Storch kote, er verliere Futter, er verliere Ratten. „An manchen Stellen darf er sich einfach nicht einnisten“, betont er. In Burgau sei daher geplant, mit Nistkästen die Verbreitung gezielt zu steuern. Auch um der Unterstützung der Menschen willen. „In der Bevölkerung kommt der Storch gut an. Dieses Image wollen wir auf keinen Fall kippen.“

    Storchenprogramm muss neue Konzepte entwickeln

    Früher sei die Aufgabe des Storchenprogramms gewesen, den Storch im Landkreis heimisch zu machen, ihn anzusiedeln. Heute müssten die Gelder für das Management eingesetzt werden. „Wir sind stolz, dass die Zahlen so angestiegen sind und unsere Arbeit in den vergangen Jahren Früchte getragen hat. Jetzt müssen wir uns noch einiges im Umgang mit den Brutkolonien überlegen, aber wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir auch dieses Ziel schaffen“, sagt Frimmel.

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