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Landkreis Günzburg: Vom Stolz, ein Bauer zu sein

Landkreis Günzburg

Vom Stolz, ein Bauer zu sein

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    Von der Schweinemast bis zum Anbau seltener Getreidearten: Die Landwirtschaft ist vielfältig. Das wollen Kreisbäuerin und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Günzburg mit Aktionen verdeutlichen. Ihr Ziel ist, Verbraucher als Partner zu gewinnen.
    Von der Schweinemast bis zum Anbau seltener Getreidearten: Die Landwirtschaft ist vielfältig. Das wollen Kreisbäuerin und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Günzburg mit Aktionen verdeutlichen. Ihr Ziel ist, Verbraucher als Partner zu gewinnen. Foto: Ralf Lienert

    Der Satz kommt Marianne Stelzle direkt aus dem Herzen. „Ich bin stolz, eine Bäuerin zu sein“, sagt die 55-Jährige. Kaum hat sie ihr letztes Wort ausgesprochen, strahlt sie übers ganze Gesicht. Stelzle hat auch allen Grund dazu. Vor wenigen Tagen wurde sie in Kemnat nach ihrer ersten Amtszeit für weitere fünf Jahre zur Kreisbäuerin gewählt. Dabei hat sie ein Ergebnis erzielt wie es eigentlich nur in der früheren DDR möglich war: Von den anwesenden 50 Ortsbäuerinnen haben alle Stelze ihr Vertrauen ausgesprochen. 100 Prozent Zustimmung – mehr geht nicht.

    Ihren Stolz begründet die Landwirtin aus dem Günzburger Stadtteil Reisensburg damit, dass „wir nachhaltig und qualitativ hochwertig produzieren. Natürlich müssen wir wirtschaftlich handeln. Das schließt aber nicht aus, dass wir gut mit unseren Tieren und gut mit unserem Boden umgehen“, sagt sie. Im Gegenteil: Es sei sogar Bedingung dafür, dauerhaft bestehen zu können. „Wir hängen doch davon ab.“

    Stelzle hat einen Milchviehbetrieb mit 70 Kühen und weiblicher Nachzucht. Sie kann die Tiere unterscheiden. „Jede Kuh hat einen Namen bei uns.“ Sie sei bei weitem nicht die Einzige, die auf diese Weise eine persönliche Beziehung zu den Wiederkäuern pflegt.

    Was Stelzle gemeinsam mit dem vor wenigen Wochen gewählten Kreisobmann Stephan Bissinger umtreibt, ist das „schlechte Image“, das die Landwirte zu Unrecht hätten. Ein BMW werde als Marke hoch geschätzt. „Und wir erzeugen Rohstoffe, die in unserem Bereich einem BMW in nichts nachstehen“, sagt Bissinger, der bei Ichenhausen auf rund 100 Hektar Kartoffeln und Industriegemüse anbaut.

    Die Bevölkerung entwöhnt sich von den Bauern

    Auch auf dem Land entwöhne sich die Bevölkerung zusehends von den Bauern. Es reicht allenfalls noch, um im Hofladen einzukaufen, meint Bissinger, der seine Aussage „nicht als Vorwurf, sondern als Feststellung“ verstanden wissen will. Über die Vielfalt der Landwirtschaft wisse heute längst nicht jeder Verbraucher Bescheid. Das wollen Kreisobmann und Kreisbäuerin ändern. Ihr Motto lautet: Rein in die Ställe und raus auf die Felder – auch um zu zeigen, wie sehr sich mancher Landwirt beispielsweise in den Bereichen Schweinemast, Milchviehhaltung und Ackerbau spezialisiert hat.

    Bissinger will den Landwirten im Landkreis Günzburg verdeutlichen, dass sie offensiv an die Menschen herantreten müssten, „um Verbraucher als Partner zu gewinnen“. Die Direktvermarktung ab Hof sei dabei ein wichtiger Baustein, aber eben nur einer. Da sein Betrieb„nicht so spannend ist wie der Hof von Marianne Stelzle“, kann sich der 37 Jahre alte frühere Marketingexperte vorstellen, eine „geführte Feldtour“ anzubieten – von Frucht zu Frucht gewissermaßen. Im August soll das Bestandteil des Ichenhauser Ferienprogramms für Kinder werden. Davor will er Politiker dazu animieren, sich die Grundlagen bäuerlichen Lebens auch einmal vor Ort zu anzusehen. Bissinger und Stelzle rufen andere Landwirte im Landkreis auf, in dieser Hinsicht Eigeninitiativen zu entwickeln.

    Ungefähr 1600 Mitgliedsbetriebe gibt es derzeit im Kreis Günzburg, sagt der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes, Matthias Letzing. Davon würden 1250 Höfe aktiv betrieben – rund 70 Prozent jedoch im Nebenerwerb. Dass sich der Strukturwandel beschleunigt, glaubt der Geschäftsführer nicht. Er habe sich in den letzten Jahren eher verlangsamt. Und auch die gestiegenen Zahlen an Landwirtschaftsschulen zeigten: Junge Menschen glauben an den Beruf. Vielleicht sind sie auch ein wenig stolz darauf, Bauer zu werden.

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