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Landkreis Günzburg: Unterricht in Corona-Zeiten: Ein heftiges "Wechselbad der Gefühle" für Schüler, Eltern und Lehrer

Landkreis Günzburg

Unterricht in Corona-Zeiten: Ein heftiges "Wechselbad der Gefühle" für Schüler, Eltern und Lehrer

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    Extrem gestiegene Corona-Inzidenz im Kreis Günzburg: Viele Schülerinnen und Schüler befinden sich wieder im Distanzunterricht (Symbolbild).
    Extrem gestiegene Corona-Inzidenz im Kreis Günzburg: Viele Schülerinnen und Schüler befinden sich wieder im Distanzunterricht (Symbolbild). Foto: Jonas Güttler/dpa

    Ein wahres „Wechselbad der Gefühle“: Dieses geflügelte Wort beschreibt die Situation in den Schulen treffend. Angesichts der drastisch gestiegenen Inzidenzzahl im Kreis Günzburg befinden sich seit Montag wieder zahlreiche Schülerinnen und Schüler zu Hause im Distanzunterricht. Viele von ihnen waren gerade für eine Woche vor Ort in der Schule, hatten sich gefreut, wieder Mitschüler zu treffen. Nun dieser drastische Wechsel, nach nur wenigen Tagen. Deutlich zeigt sich dabei, welch große Belastung die nicht enden wollende Corona-Krise für Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen ist.

    „Natürlich ist bei vielen Kindern die Enttäuschung da“, sagt Schulrat Robert Kaifer angesichts der Rückkehr vieler in den Distanzunterricht, der Begegnungen mit Mitschülern in den Schulen unmöglich macht. Zugleich mache sich mittlerweile aber auch positiv bemerkbar, wie gut sich der Wechsel vom Präsenz- in den Distanzunterricht organisatorisch eingespielt habe.

    Schulamtsdirektor Thomas Schulze (rechts) und Schulrat Robert Kaifer erläuterten die 
aktuelle Situation in den Schulen im Kreis Günzburg.
    Schulamtsdirektor Thomas Schulze (rechts) und Schulrat Robert Kaifer erläuterten die aktuelle Situation in den Schulen im Kreis Günzburg. Foto: Peter Bauer

    Angesichts der erhöhten Inzidenzzahlen gilt im Kreis Günzburg: In den Jahrgangsstufen vier der Grundschulen, in den elften Klassen der Gymnasien und der Fachoberschule sowie in den Abschlussklassen findet Präsenzunterricht statt (oder Wechselunterricht, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann). Alle anderen Schüler sind im Distanzunterricht.

    Corona-Testpflicht an Schulen sorgt für Diskussionen

    Der erneute Wechsel in den massiven Distanzunterricht – und das nach nur einer Woche: Schulamtsdirektor Thomas Schulze und Schulrat Robert Kaifer berichten, dass der Übergang organisatorisch reibungslos verlaufen sei. Woche für Woche gebe es mittwochs die Prognose, was in der Folgewoche zu erwarten sei. Die Entscheidung stehe dann am Freitagvormittag fest. Die Kommunikationswege zwischen Schule, Eltern und Kindern seien mittlerweile gut eingespielt. So sei man insgesamt ruhig in die aktuelle Woche mit dem erneuten Schwerpunkt Distanzunterricht gekommen.

    Ruhig – das kann man von der vergangenen Woche nicht behaupten. Die Corona-Testpflicht für den Präsenzunterricht in den Schulen sorgte bekanntlich für kontroverse Diskussionen, es kam zu verschiedenen Protestaktionen von Eltern (unter anderem vor dem Krumbacher Schulamt, in Deisenhausen und in Ziemetshausen). Schulze und Kaifer sagen rückblickend, dass die Tests in den Schulen reibungslos und geradezu vorbildlich abgelaufen seien. Immer wieder loben sie in diesem Zusammenhang das große Engagement der Lehrerinnen und Lehrer, die diese Aufgabe hervorragend gemeistert hätten.

    KInderschuhe vor dem Rathaus: Auch in Ziemethausen gab es Proteste von Eltern gegen die Coronatests und die Maskenpflicht in den Schulen
    KInderschuhe vor dem Rathaus: Auch in Ziemethausen gab es Proteste von Eltern gegen die Coronatests und die Maskenpflicht in den Schulen Foto: Peter Voh

    Robert Kaifer berichtet von seinem Besuch in der Burgauer Grundschule. Lehrer und Schüler hätten zusammen einen Film zum Thema zusammengestellt, die Stimmung sei sehr entspannt gewesen. Anfangs hätte man für das Testen rund 35 Minuten einkalkulieren müssen, schließlich seien es dann etwa 15 bis 20 Minuten gewesen. Auch aus Lehrerkreisen ist zu hören, dass die Tests entspannter liefen, als zunächst von manchem erwartet. Insgesamt habe es, so Schulamtsdirektor Schulze, in den letzten Taten acht positive Selbsttests in acht Schulen gegeben. Das Problem, dass sich Kinder stigmatisiert gefühlt hätten, habe es aber in keinem Fall gegeben. In einem Fall habe es Verständigungsschwierigkeiten gegeben, weil ein Flüchtlingskind nicht der deutschen Sprache mächtig gewesen sei. Dank der Mithilfe des Bruders des Kindes habe es dann aber rasch eine gute Lösung gegeben.

    Rund 90 Prozent der Eltern im Kreis Günzburg haben Verständnis für Tests

    Schulze sagt, dass es an den 71 Schulen im Kreis (etwa 17.600 Schüler) rund 10.000 Selbsttests in den Schulen gegeben hätte. Die Thematik wird federführend vom Staatlichen Schulamt des Landkreises mit Sitz in Krumbach koordiniert. Deutlich gestiegen sei mit Blick auf die Tests in den Schulen zuletzt das Verständnis der Eltern. Anfangs hätten nur etwa 55 Prozent der Eltern ihre Bereitschaft signalisiert, dann seien es rund 90 Prozent gewesen. Wenn Eltern ihr Kind nicht testen lassen möchten, wird ihnen für den Distanzunterricht laut Schulze über die digitalen Lernplattformen Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt. Allerdings sei es mit Blick auf die vielen anderen Aufgaben im Unterricht nicht möglich, für solche Fälle eigene Videokonferenzen zu organisieren. Das habe bisweilen mit Eltern zu kontroversen Diskussionen geführt.

    Am ersten Schultag nach den Osterferien, 12. April, machten die Mädchen und Buben in der Anton-Höfer-Grundschule in Thannhausen einen Corona Schnelltest, bevor sie mit dem Unterricht begannen. Lehrerin Birgit Herdegen erklärte das Verfahren.
    Am ersten Schultag nach den Osterferien, 12. April, machten die Mädchen und Buben in der Anton-Höfer-Grundschule in Thannhausen einen Corona Schnelltest, bevor sie mit dem Unterricht begannen. Lehrerin Birgit Herdegen erklärte das Verfahren. Foto: Bernhard Weizenegger

    Schulze und sein Kollege Robert Kaifer sagen, dass sie großes Verständnis für die schwierige Lage in vielen Familien hätten. Das Schulamt könne auf verschiedene Weise Hilfe anbieten. Beispielsweise durch Reinhard Maar, den Beratungsrektor Schulpsychologie und weitere Kolleginnen und Kollegen. Das Schulamt sei in einzelnen Fällen auch in Kontakt mit dem Jugendamt. Unterstützung gebe es durch die Uni Augsburg, die fünf Grundschullehramtsstudenten für jeweils einen Tag pro Woche zur Verfügung stelle.

    Kinderschuhe vor dem Ziemetshauser Rathaus abgestellt

    Proteste von Eltern gegen die Corona-Tests in den Schulen und gegen die Maskenpflicht im Unterricht gab es zuletzt unter anderem in Ziemetshausen (9. April). Auch hier wurden Kinderschuhe vor dem Rathaus abgestellt. Bürgermeister Ralf Wetzel sagt, dass ihm die Protestierenden nicht persönlich bekannt seien. Ihm sei aber versichert worden, dass sie nicht irgendeiner rechtsextremen Gruppierung zuzuordnen seien, es handele sich um besorgte Eltern. Er habe sich entschlossen, die Schuhe bis zum 16. April liegen zu lassen, denn es sei niemand beleidigt oder beschimpft worden.

    Unterricht online: Das ist auch für die Mittelschule Krumbach jetzt wieder der Alltag. Unser Archivbild zeigt Konrektor und Klassleiter Matthias Winzig, der über die Online-Plattform Microsoft Teams in Kontakt mit seinem Schüler David steht.
    Unterricht online: Das ist auch für die Mittelschule Krumbach jetzt wieder der Alltag. Unser Archivbild zeigt Konrektor und Klassleiter Matthias Winzig, der über die Online-Plattform Microsoft Teams in Kontakt mit seinem Schüler David steht. Foto: Peter Bauer

    Auch mit Blick auf Gespräche mit Vertretern der Grundschule Ziemetshausen sagt Wetzel, dass er die Sorgen von Eltern verstehen könne. Etwa bei Kindern, die 2019/20 eingeschult worden seien. Sie seien bereits im vergangenen Jahr durch massive Einschränkungen betroffen gewesen.

    Heuer seien diese Einschränkungen noch viel heftiger. Und auch für das kommende Schuljahr seien ja wohl viele Probleme zu befürchten. In so manchen Fällen seien sowohl die Mutter als auch der Vater berufstätig. Auch weil sie dies aus finanziellen Gründen müssten. Der häufige Wechsel zwischen Präsenz-, Wechsel- und Distanzunterricht mache den Alltag schwer. Oft sei es ein Problem, eine Betreuung für Kinder zu organisieren. Darunter seien auch viele Kinder, die seit ihrer Einschulung keinen Unterricht unter normalen Bedingungen mehr hatten. Dies lasse, so Bürgermeister Wetzel, ahnen, vor welchen Herausforderungen die Gesellschaft in den kommenden Jahren stehe.

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