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Landkreis Günzburg: Trotz Kritik: 70.000 Corona-Selbsttests für Schulen im Landkreis Günzburg

Landkreis Günzburg

Trotz Kritik: 70.000 Corona-Selbsttests für Schulen im Landkreis Günzburg

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    Mit den Corona-Schnelltests für Schüler soll nach den Osterferien ein möglichst sicherer Schulalltag ermöglicht werden. Dafür müssen Eltern allerdings ihre Einverständniserklärung abgeben.
    Mit den Corona-Schnelltests für Schüler soll nach den Osterferien ein möglichst sicherer Schulalltag ermöglicht werden. Dafür müssen Eltern allerdings ihre Einverständniserklärung abgeben. Foto: Marcus Merk (Symbol)

    Die Inzidenz im Landkreis liegt auch am Freitag über der kritischen 100er-Marke. Wären keine Osterferien, würden an den Schulen im Landkreis Günzburg in der kommenden Woche deshalb wieder strengere Regeln gelten. Präsenzunterricht wäre nur für einige wenige Schüler erlaubt und selbst dann nur mit einem negativen Corona-Test, der nicht älter als 24 Stunden ist – zum Beispiel mit einem Schnelltest unmittelbar vor dem Unterricht vor Ort an der Schule. Auch im Fall, dass die Inzidenz bis nach den Ferien wieder unter 100 liegen sollte, spielen diese Corona-Selbsttests an den Schulen eine große Rolle, um das Infektionsgeschehen einzudämmen – dann allerdings auf freiwilliger Basis. Am Konzept der Selbsttests an den Schulen gibt es jedoch auch Kritik.

    Zum Hintergrund: Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz unter der 100er-Marke, sind die Schnelltests, die an den Schulen durchgeführt werden, freiwillig – aber ausdrücklich empfohlen. Liegt sie darüber, wie es im Landkreis aktuell der Fall ist, dürfen am Präsenzunterricht nur Schüler teilnehmen, die entweder einen in der Schule gemachten negativen Selbsttest oder einen außerhalb der Schule durchgeführten und höchstens 48 Stunden alten negativen PCR- oder POC-Antigentest vorweisen können. Das gilt allerdings nur für Abschlussklassen an weiterführenden Schulen sowie vierte Klassen der Grundschule und den Jahrgangsstufen 11 an Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsoberschulen. Dort ist Präsenzunterricht mit Mindestabstand oder Wechselunterricht weiterhin möglich – eben mit negativem Test. Alle anderen Schüler müssten bei einem Wert von über 100 nach den Ferien in den Distanzunterricht.

    Schüler testen sich selbst auf Corona: Lehrerin kritisiert Konzept

    Wie es dann allerdings um den Inzidenzwert bestellt ist, darüber kann aktuell nur spekuliert werden. Die Schulen im Landkreis sind jedenfalls für beide Szenarien gerüstet, berichtet Schulamtsdirektor Thomas Schulze im Gespräch mit unserer Redaktion. 70.000 Corona-Schnelltests seien in den vergangenen Tagen ausgeliefert worden und stehen den Schulen nun zur Verfügung – das sind nach Angaben von Schulze vier Tests pro Schüler im Landkreis: „Das sollte für mindestens zwei Wochen nach den Ferien reichen.“ Sollte Präsenzunterricht nach den Ferien möglich sein, können sich die Schüler – auf freiwilliger Basis – unter Aufsicht des Lehrers zwei Mal in der Woche unmittelbar vor dem Unterricht in der Schule selbst auf das Coronavirus testen.

    Doch genau das stößt auch auf Kritik. Eine Lehrerin aus dem Landkreis, die nicht namentlich genannt werden möchte, teilt uns ihre Bedenken mit: „Ich und meine Kollegen finden, dass das bei Weitem unsere Aufgabe als Pädagogen und Unterrichtende übersteigt.“ Die Eltern würden zudem „entmündigt“, man traue ihnen nicht zu, diese Tests daheim mit ihren Kindern durchzuführen, gibt die Lehrerin zu Bedenken: „Zumal das positiv getestete Kind die Eltern an seiner Seite bei solch einem Resultat braucht.“

    Diese Bedenken, die er nicht nur von Lehrern, sondern auch schon von Eltern und Schulleitern gehört habe, nimmt der Schulamtsdirektor gänzlich ernst, wie er sagt: „Das ist ein heikles Thema, das heiß diskutiert wird und mich Tag und Nacht beschäftigt.“ Insbesondere, dass sich Lehrer einer erhöhten Ansteckungsgefahr aussetzen, wenn sich die Schüler selbst testen. Auch, dass die Schüler potenziell corona-positiv im Bus sitzen und so andere Schüler anstecken könnten oder bei einem positiven Testergebnis in der Klasse eine latente Stigmatisierungsgefahr bestehe. „Diese Argumente sind nicht von der Hand zu weisen und wir hätten unbestritten deutlich weniger Diskussion und Protest, wenn wir diese Schnelltests in die Haushalte verlegen würden“, betont Schulze. Aber: „Unser Ziel muss sein, den Unterricht möglichst unabhängig von den Inzidenzwerten zu machen. Dafür brauchen wir maximale Sicherheit bei den Testergebnissen.“ Die Anweisung aus dem Kultusministerium sei daher glasklar und er stehe voll dahinter, sagt Schulze: „Die Schnelltests haben an der Schule stattzufinden.“

    Corona-Tests: Schulamtsdirektor appelliert an Eltern im Landkreis Günzburg

    Die Freiwilligkeit sei dabei aber ein ganz zentraler Punkt. Deshalb appelliert der Schulamtsdirektor auch an die Eltern, die Einverständniserklärung für die Schnelltests ihrer Kinder zu geben. „Mein Plädoyer ist eindeutig: Wir können das unseren Kindern zutrauen. Ich bitte alle Eltern, die sich gegen die Einverständniserklärung entschieden haben, ihre Entscheidung zu überdenken.“ Ihre Zustimmung für einen Corona-Schnelltest an der Schule hätten bislang gut die Hälfte aller Schüler-Eltern im Landkreis gegeben. „Das schwankt natürlich und von einigen Schulen habe ich noch keine Rückmeldung“, berichtet Schulze. Bei den Grundschulen seien es etwa 40 Prozent, bei weiterführenden Schulen fast 60 Prozent positive Rückmeldungen.

    Aber warum sind die Schnelltests an den Schulen wichtig? Schulze: „Die Selbsttests sind neben der Impfung der einzige Weg, in der Pandemie einen sicheren Schulalltag zu ermöglichen. Dafür ist aber eine möglichst hohe Selbsttestquote nötig.“ Seine große Sorge ist, dass es nach den Osterferien für die Schüler wieder lange Zeit in den Distanzunterricht geht. „Die Selbsttests sind eine Möglichkeit, das zu vermeiden.“ Ein erster Probelauf mit den Corona-Schnelltests sei – vollständig auf freiwilliger Basis – bereits am Freitag an manchen Schulen im Kreis durchgeführt worden, berichtet der Schulamtsdirektor. Dabei habe es nach Auskunft von Schulze kein einziges positives Test-Ergebnis unter den Schülern gegeben. Damit das auch nach den Ferien so bleibt, richtet sich Schulze mit einem weiteren Appell an die Schüler: „Bitte bleibt zu Hause und verreist nicht. Wir sind alle in der Pflicht, dass der Unterricht auch nach den Ferien in Präsenz stattfinden kann.“

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