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Landkreis Günzburg: Ohne Publikum und Adrenalinkick: Wie sich Künstler über Wasser halten

Landkreis Günzburg

Ohne Publikum und Adrenalinkick: Wie sich Künstler über Wasser halten

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    Zusammen mit seiner Frau Eve und seiner Mauskatze Amadeus begeistert Perry Paul das Publikum. Der „Kick“ fehlt ihm derzeit.
    Zusammen mit seiner Frau Eve und seiner Mauskatze Amadeus begeistert Perry Paul das Publikum. Der „Kick“ fehlt ihm derzeit. Foto: Sammlung Paul

    Egal, ob in der Zauberei oder der Musik, Künstler müssen mit den Folgen der Corona-Pandemie zurechtkommen. Doch jeder Künstler geht anders mit der Situation um. Bauchredner Perry Paul und Musiker Konstantin Eheim berichten über ihre Erfahrungen, ihre Pläne und wie sie die Zeit nutzen.

    Perry Paul aus Edenhausen zählt zu den bekanntesten Bauchrednern Deutschlands und begeistert sein Publikum mit seinen sprechenden Puppen, mit Magie und Moderation. Durch Film und Fernsehen ist er bekannt. Seit 16 Jahren ist er fester Bestandteil der Prunksitzung des Bayerischen Rundfunks und wirkte unter anderem in der Filmreihe „Das Traumschiff“ mit. Nahezu 100 Kreuzfahrten hat er mit seinen Puppen erlebt und somit knapp 140 Länder bereist. 2020 und 2021 hätte er weiterhin die Passagiere auf den Kreuzfahrten in der ganzen Welt unterhalten. Doch Corona machte ihm und seiner Gattin, gleichzeitig seine Assistentin Eve, einen Strich durch die Rechnung. Anfang März 2020 befanden sie sich noch auf einem Schiff von Sri Lanka nach Singapur. An Land gehen konnten sie nur mehr nach Fieber- und Gesundheitscheck. Das war dann auch die letzte Reise.

    Trotz Corona: Terminkalender von Perry Paul ist prall gefüllt

    Perry Paul ist Vorsitzender des Magischen Zirkels in Mindelheim. Besonders stolz ist er, dass 2019 dieser den Vorentscheid zur deutschen Meisterschaft der Zauberkunst austragen durfte. 2020 hätte die Meisterschaft stattfinden sollen, diese wurde nun aber auf Mai 2022 verschoben. Doch Perry Paul lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Er ist zu 100 Prozent motiviert und wartet nur darauf, wieder loslegen zu dürfen. Der Terminkalender ist mit bevorstehenden Veranstaltungen gefüllt. Aber auch er hat finanzielle Ausfälle, die durch die Unterstützung nur teilweise ausgeglichen werden. Über die digitalen Medien versucht der Künstler, den Menschen mit seinem Programm weiterhin Freude zu machen. „Es ist auf jeden Fall eine Zwischenlösung. Das Publikum fehlt, man bekommt ein ganz anderes Feedback und der Adrenalinkick, kurz bevor man die Bühne betritt, bleibt aus“, beschreibt es Perry Paul. Durch einen großen Monitor sieht er die Online- Zuschauer und kann so eingeschränkt kommunizieren. Das Publikum war nach seinem Online-Auftritt begeistert, nur Amadeus, seiner Mauskatze, gefiel die Atmosphäre nicht. „Er findet es nicht toll, ohne Publikum und nur für eine Kameralinse zu performen“, berichtet Perry Paul schmunzelnd. Seine Puppen dürfen immer wieder aus ihren Köfferchen und werden von ihm zum Leben erweckt.

    Die Corona-Pandemie haben Perry Paul und seine Frau Eve intensiv genützt, um neue Programme zu erarbeiten. Zusammen haben sie einen Online-Bauchrednerkurs entwickelt. Zukünftig darf sich das Publikum außerdem über zwei neue Puppen freuen und auch Amadeus hat sich fortgebildet. Er wird die Zuschauer mit neuen Kunststücken erfreuen, indem Perry Paul seine Bauchrednerkunst mit der Zauberei verbindet.

    Auch das Thema Corona wird sich in seinen Programmen wiederfinden. „Etwas, über das man lacht, macht einem schon viel weniger zu schaffen. Es darf nur nicht ins Lächerliche gezogen werden“, erläutert er.

    Konstatin Eheim muss in Corona-Zeiten auf viele Konzerte verzichten

    Auch Konstantin Eheim möchte sein Publikum durch seine Musik wieder erfreuen. Der 50-Jährige machte eine Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach. Heute dirigiert er unter anderem den Musikverein Deisenhausen, die Stadtkapelle Ichenhausen und das Projektorchester Fun & Brass. Er ist Trompeter der Band Skaos und unterrichtet Schüler am Schlagwerk und hohen Blech.

    2020 und 2021 hätte ein Konzert das nächste gejagt, berichtet Eheim. Diverse Konzerte mit Fun & Brass, wie das alljährliche Weihnachtskonzert, wären geplant gewesen. Auch das Konzert zum 20-jährigen Bestehen der Band muss 2021 leider ausfallen. Außerdem wären einige Konzerte, wie das Benefizkonzert des Musikvereins Deisenhausen mit den Schmiddemusikanten und zahlreiche Auftritte mit der Stadtkapelle Ichenhausen auf dem Programm gestanden.

    Mit den verschiedensten Besetzungen ist Eheim außerdem sehr erfolgreich. Als Trompeter der Band Skaos erlebte er schon mehrere Deutschland- und Europatourneen und eine Tournee durch Japan. Mit dem Musikverein Deisenhausen wurde er Triplesieger in der Stufe „schwer“ der Kategorie böhmisch-mährische Blasmusik.

    Dem Künstler aus dem Landkreis Günzburg fehlt die Motivation

    Eheim würde nichts lieber tun, als wieder live auf der Bühne zu stehen, egal ob als Dirigent oder als Musiker. In einem Jahr ohne Corona hat er bis zu 60 Auftritte. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 2020 genau zwei. Vor dem ersten Lockdown spielte er mit den Deisenhausener Musikern ein Starkbierfest im Klosterbräuhaus in Ursberg und im Sommer gestaltete er einen Gottesdienst in Ellzee.

    Seinen Instrumentalunterricht gibt Konstantin Eheim online. „Die Kinder sind froh, einen festen Termin in der Woche zu haben. Die Belastung der Kinder durch die fehlenden sozialen Kontakte ist deutlich zu spüren“, sagt er. Er unterrichtet zu Hause vor seinem Bildschirm. Technische Übungen kann er mit seinen Schülern ohne Probleme machen, doch an der Tonqualität und den körperlichen Voraussetzungen zu arbeiten ist hart. Die Distanz und die technischen Möglichkeiten bereiten durch ihre Unzugänglichkeit dabei einige Schwierigkeiten.

    Für Konstantin Eheim ist es schwierig, selbst Motivation zu finden. „Es ist eine seltsame Zeit, der Antrieb fehlt“, sagt er. Seine Konzertprogramme stehen auf dem Papier schon lange fest. „Es ist deprimierend, wenn man ein schönes Programm mit einem tollen Orchester geplant hat und dieses von Mal zu Mal verschieben muss.“ Er befürchtet, dass das Niveau der Musiker und damit der Vereine durch den Stillstand sinken könnte. Eine weitere Befürchtung: Einige Musiker könnten ganz aufhören. Eheim selbst kommt jetzt mehr zum Üben. Täglich verbringt er eine Stunde damit. Um einen Ausgleich zu finden, hat er auch den Sport für sich entdeckt.

    Die staatlichen Hilfen betreffen ihn leider nicht. Als Instrumentallehrer fällt er durch das Raster. „Musik machen! Wieder auf der Bühne stehen, den Leuten eine Freude machen, ihnen die Musik näherbringen und die Gemeinschaft der Musiker erleben, das wünsche ich mir“, fasst der Vollblutmusiker Konstantin Eheim zusammen.

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