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Landkreis Günzburg: Corona-Auflagen: Der Winter naht, die Wirte bangen

Landkreis Günzburg

Corona-Auflagen: Der Winter naht, die Wirte bangen

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    Die Auflagen wegen der Corona-Pandemie machten den Wirten im Landkreis den Sommer über zu schaffen. Nun rückt die kalte Jahreszeit näher und die Biergartensaison neigt sich dem Ende zu. Mit Bedenken blickt Gastronom Karl Diem aus Krumbach dem Winter entgegen.
    Die Auflagen wegen der Corona-Pandemie machten den Wirten im Landkreis den Sommer über zu schaffen. Nun rückt die kalte Jahreszeit näher und die Biergartensaison neigt sich dem Ende zu. Mit Bedenken blickt Gastronom Karl Diem aus Krumbach dem Winter entgegen. Foto: Christoph Lotter

    Viel Platz hat Leonora Burkhardt nicht in ihrem beschaulichen Lokal an der Bahnhofstraße in Thannhausen. Wegen Corona passen in Lola’s Bar & Café kaum mehr als ein Dutzend Gäste. Die Auflagen erlauben es nicht anders. Zum Glück gibt es da noch die Plätze im Freien – doch auf die kann die gelernte Barista mit brasilianischen Wurzeln wohl nicht mehr allzu lange zählen. Denn die Tage werden kürzer, die lauen Abende weniger, die kalte Jahreszeit naht. Dann ziehen die meisten ihrer Gäste wohl oder übel die Innenräume vor.

    Da ist es nur ein schwacher Trost, dass die erweiterte Außenbestuhlung das ganze Jahr über stehen bleiben darf, wie Burkhardt berichtet: „Der Winter wird mit Sicherheit sehr schwierig, das wird eine harte Zeit.“

    Weil ihre Bar klein ist, will die quirlige Sambatänzerin ihre Gäste demnächst zusätzlich hinten im Stadel unterbringen, denn dort sei etwas mehr Platz. Ob das aber überhaupt so funktioniert, wie gedacht, sei noch nicht klar. Denn Burkhardt hat ihr Lokal erst Anfang August eröffnet, ist noch immer am Werkeln.

    Lola Burkhardt eröffnete ihre Bar in Thannhausen mitten in der Corona-Zeit

    Eine neue Bar inmitten in der Corona-Zeit? „Man merkt schon, dass viele Leute nicht mehr zusammensitzen wollen, dass sie Angst haben“, berichtet die Thannhauserin. Widrige Umstände also zum Start, aber für Burkhardt offenbar trotzdem perfektes Timing: „Ich bin froh, dass ich in der Corona-Zeit aufgemacht habe. So habe ich genug Zeit gehabt, mich um den Feinschliff in meiner Bar zu kümmern.“

    Zu tun gab es für sie also genug, trotz etwas weniger Gästen als erhofft. „Es reicht zum Überleben“, sagt die Barbetreiberin. Und fügt hinzu: „Es könnte aber schon besser sein. Aber ich weiß ja gar nicht wie es vor Corona war.“ Und das werde sich wohl auch im kommenden Jahr nicht ändern, vermutet Burkhardt.

    Auch der kommende Winter ist für sie eine Premiere – wegen der Pandemie sogar eine etwas verschärfte. Vor ihrer Bar habe sie bereits Heizstrahler aufgestellt. Ob die Leute das auch annehmen, werde sich zeigen. „Ich versuche jedenfalls, das den kompletten Winter so durchzuziehen. Dann gibt es eben heißen Glühwein statt kaltem Bier.“

    Bei Soul Food in Günzburg will man im Winter kreativ sein

    Ähnliches hat sich auch Gurdev Daniel Singh vorgenommen. Der Platz in seinem Restaurant Soul Food im Forum am Hofgarten in Günzburg ist ebenfalls überschaubar. „Wenn es jetzt wieder kälter wird, könnte das zäh werden“, sagt er. Macht aber auch eine klare Ansage: „Die Ausrede, dass der Innenraum zu klein ist, lasse ich nicht gelten.“ Man müsse eben kreativ sein, sich etwas einfallen lassen, so der Gastronom, der für sein Catering in der Region bekannt ist.

    Annemarie Zech führt den Gasthof Adler im Burgauer Stadtteil Unterknöringen. Die Corona-Krise hat ihr deutliche Umsatzeinbrüche beschert.
    Annemarie Zech führt den Gasthof Adler im Burgauer Stadtteil Unterknöringen. Die Corona-Krise hat ihr deutliche Umsatzeinbrüche beschert. Foto: Bernhard Weizenegger

    In seinem Restaurant dürfte es jedenfalls eng werden, wenn im Winter die Plätze im Freien wegfallen. Im Herbst möchte er die Außenbestuhlung deshalb so lange wie möglich nutzen. Inwieweit das auch im Winter möglich ist, werde sich allerdings erst zeigen. „Ohne Konzept klappt gar nichts“, sagt er. Deshalb plant er, im Biergarten ein kleines Zelt oder sogar eine kleine Holzhütte aufzustellen. Ein Problem sei allerdings die Ungewissheit: „Jede Woche kommt etwas Neues, man kann eigentlich nur sehr kurzfristig planen, muss schrittweise denken“, gibt Singh zu bedenken. „Wir wissen ja noch gar nicht, was im Winter alles erlaubt ist und was nicht.“

    Für den Notfall stehen im Soul Food deshalb Decken und Heizpilze bereit. „Ob wir die Heizpilze aufstellen werden, weiß ich aber noch nicht“, berichtet Singh. Und reicht die Erklärung postwendend nach: „Das Problem ist, dass man draußen natürlich zehn Heizpilze aufstellen kann, dann ist es auch so warm wie drinnen. Aber rechnet sich das? Die Heizkosten sind enorm.“ Rein wirtschaftliche mache das kaum Sinn.

    Wirte dürfen in Günzburg und Krumbach Heizpilze aufstellen

    Zumindest die Option hat der Gastronom jedenfalls. Denn in der Stadt Günzburg dürfen die Wirte Heizpilze grundsätzlich nutzen. Ein Verbot gibt es nicht, wie Julia Ehrlich, Sprecherin der Stadt, auf Nachfrage bestätigt. Rechtlich geregelt sei der Einsatz der gasbetriebenen Wärmestrahler allerdings nicht. „Weil wir bisher mit unserer Sommer-Winter-Regelung der Freischankflächen nicht davon betroffen waren“, sagt Ehrlich. An detaillierten Regelungen für die Erlaubnis werde derzeit aber gearbeitet, berichtet die Sprecherin: „Das wird aber noch zwei Wochen dauern.“

    Ein Heizpilz-Verbot, wie es etwa in Augsburg der Fall ist, gibt es auch in Krumbach nicht. Geht es nach Bürgermeister Hubert Fischer, bleibt das auch in Zukunft so: „Nach meiner Meinung ist ein Verbot nicht nötig. Wir haben uns auch noch überhaupt nicht mit dem Thema befasst. Bei uns liegt die Verantwortung bei den Nutzern.“

    Und die wegen ihres Energiehungers umstrittenen Heizpilze kommen ohnehin nicht überall zum Einsatz. Im Gasthof Adler in Burgau zum Beispiel will Besitzerin Anneliese Zech auch im ersten Winter mit Corona ohne Wärmestrahler im Biergarten auskommen: „Wir haben drinnen eigentlich genug Platz und werden im Winter versuchen, unsere Gäste alle dort unterzubringen.“

    Gastronom Karl Diem aus Krumbach blickt dem Winter mit Bedenken entgegen

    Im Außenbereich vor dem Gasthof von Karl Diem in Krumbach sind die Heizpilze hingegen schon seit Jahren im Einsatz. Ein Fan dieser mobilen Heizanlagen ist der Gastronom nicht: „Bis November kann man schon noch auf ein schnelles Bier draußen sitzen. Aber den ganzen Abend über geht das sicherlich nicht.“ Und das könne noch zum Problem werden.

    Denn während es im Sommer in seinem Biergarten prima gelaufen sei – Diem benotet die Saison gar mit einer „Eins mit Stern“ –, sehe die Situation im Gasthaus ganz anders aus: „Selbst bei schlechtem Wetter kamen kaum Leute – viele trauen sich wohl einfach nicht.“ Weil seine Familie auch ein Hotel und eine Metzgerei betreibt, seien sie insgesamt aber mit einem blauen Auge davongekommen.

    Wegen des nahenden Winters habe er jedoch Bedenken. Trotz allem bleibt Diem betont optimistisch: „Wir kommen da schon durch. Meine Frau und ich sind überzeugt, wenn wir die Corona-Auflagen exakt einhalten – was wir tun –, dann danken es im Winter auch die Gäste.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Wirte im Landkreis brauchen im Winter jede Hilfe

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