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Krumbach: Von Corona-Krise eingeholt: Krumbacher Weltenbummler sitzt in Südamerika fest

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Von Corona-Krise eingeholt: Krumbacher Weltenbummler sitzt in Südamerika fest

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    Armin Thalhofer sitzt in Kolumbien fest. Als Europäer ist es nicht mehr leicht, ein Hotel zu bekommen. Polizei und eine Krankenschwester der Gesundheitsbehörde wurden vorsorglich hinzugezogen. Von links Armin Thalhofer, der Englisch sprechende Sohn der Hotelbesitzerin, die Krankenschwester und die Hotelbesitzerin.Foto: Armin Thalhofer
    Armin Thalhofer sitzt in Kolumbien fest. Als Europäer ist es nicht mehr leicht, ein Hotel zu bekommen. Polizei und eine Krankenschwester der Gesundheitsbehörde wurden vorsorglich hinzugezogen. Von links Armin Thalhofer, der Englisch sprechende Sohn der Hotelbesitzerin, die Krankenschwester und die Hotelbesitzerin.Foto: Armin Thalhofer Foto: Sammlung Thalhofer

    Seit fast einem Jahr reist er mit seinem Motorrad um die Welt. Armin Thalhofer aus Krumbach durchquerte zunächst Afrika, dann seit Oktober 2019 gemeinsam mit Sohn Marco Südamerika. Jetzt hat Corona beide eingeholt. Sie sitzen fest. Armin Thalhofer ist in der Nähe von Bogotá (Kolumbien), Sohn Marco muss in Lima (Peru) ausharren. Die beiden haben sich vergangene Woche getrennt, da Marco nach Hause reisen wollte, um Mitte April ein Praktikum in Berlin zu machen. Armin Thalhofers Plan war es, ein weiteres Jahr zu reisen.

    Vater und Sohn sind auf ihrer Reise noch gemeinsam bis Guayaquil in Ecuador gekommen. Dort trennten sich die Wege am vergangenen Mittwoch. Marco reiste weiter nach Peru im Süden, Armin blieb zunächst in Ecuador. „Dann überschlugen sich am Samstag die Ereignisse förmlich“, schreibt Marco. Ecuador schloss die Grenzen, Peru kündigte das gleiche an, Flüge nach Europa wurden gestrichen. Marco versuchte einen Flug über Kolumbien nach Deutschland zu bekommen. Diese Flüge waren jedoch schnell ausgebucht. Und außerdem musste er auch noch sein Motorrad für die Rücksendung nach Hamburg zum Hafen bringen.

    „Als am Sonntag im Laufe des Tages dann bekannt wurde, dass der Ausnahmezustand verhängt werden würde und die Flughäfen jegliche internationale Flüge, also auch in andere Länder Südamerikas, ab Montag 23:59 Uhr aussetzen würden, wurde mir bewusst, dass ich hier festsitzen werde,“ schreibt er. Sein Hostel in Lima hat er bis zum geplanten Ende des Ausnahmezustands am 1. April verlängert. Er hat aber auch schon Kontakt zur deutschen Botschaft in Lima aufgenommen und die Nachricht erhalten, dass ein Rücktransport organisiert wird. In Lima sind die Corona-Fallzahlen offenbar noch gering. Die bereits verhängte Ausgangssperre wird jedoch durch Polizei und Militär kontrolliert und durchgesetzt.

    Bewaffnete Militärs mit Mundschutz

    „Es ist etwas befremdlich, stark bewaffnete Militärs mit Mundschutz an den Straßenecken zu sehen, jedoch sind alle freundlich und weisen einen nett darauf hin, nach Hause zu gehen, wenn man seine Einkäufe erledigt hat,“ schreibt Marco. Die Supermärkte seien ausreichend versorgt. Toilettenpapier, Nudeln und Reis würden jedoch auf zwei Einheiten pro Einkauf beschränkt. Bars und Restaurants sind geschlossen, es sei alles sehr ruhig. „Die Stimmung im Hostel ist gelassen, es wird viel Karten gespielt und gelesen“, schreibt er weiter.

    Außerdem werde immer wieder für die Personen, die das Leben am Laufen halten, von den Balkons aus applaudiert. Armin Thalhofer wollte nach dem Abschied von Marco ursprünglich noch einige Tage in Ecuador bleiben, hat sich dann aber doch auf sein „Bauchgefühl“ verlassen und ist am Samstag vergangene Woche nach Kolumbien weitergefahren. „Wie sich dann herausstellte, die richtige Entscheidung“, schreibt er. Am Sonntag machte Ecuador nämlich die Grenzen dicht. Kolumbien schien vorerst eine Möglichkeit, um weiterzukommen. Aber auch hier sind mittlerweile die Grenzen geschlossen.

    Wie geht es weiter? „Kann ich noch nicht sagen. Wir müssen hier die Lage jeden Tag neu bewerten,“ schreibt er. Wichtig sei es für ihn jetzt, sein Motorrad außer Landes zu bringen, da die Grenzen bis 30. Mai geschlossen bleiben sollen und er sonst ein Problem mit dem Zoll bekommt.

    Wohin soll die Reise führen?

    „Die Optionen für meine Weiterreise dünnen sich zunehmend aus. Mein Plan, schnell nach Mittelamerika zu kommen, den ich vor zwei Tagen noch hatte, hat sich auch zerschlagen, da dort mittlerweile auch fast alle Länder für Touristen die Grenzen geschlossen haben. Und die USA sind auch nicht wirklich eine Alternative, da dort die Entwicklung erst am Anfang steht und täglich stark ansteigende Fallzahlen zu verzeichnen sind. Fast ganz Asien und auch Ozeanien sind größtenteils für Europäer ebenso aktuell nicht möglich und täglich ändern sich die Bedingungen“, schreibt er weiter. Armin Thalhofer schreibt, dass es mittlerweile als Europäer nicht mehr leicht sei, ein Hotelzimmer zu bekommen.

    Er muss sehr viel erklären

    „Die letzten Tage musste ich immer erklären und anhand meiner Stempel im Reisepass nachweisen, dass ich mich schon seit fast sechs Monaten ohne Unterbrechung in Südamerika aufhalte“, erläutert er in einer Mail. Die Hotelbesitzerin musste ihn bei der Polizei melden, die dann auch kam und ihm zunächst verbot, das Hotel zu verlassen. Außerdem kam eine Krankenschwester vom örtlichen Gesundheitsamt, um ihn zu checken und zu befragen.

    „Glücklicherweise sprachen die Hotelbesitzerin und ihr Sohn etwas Englisch, sodass alles geregelt werden konnte. Und sie besorgten mir etwas zu Essen“, schreibt er. „Sitze aktuell im Hinterhof des Hotels und genieße ein kühles Bier und werde versuchen, Cartagena zu erreichen und dann weitere Entscheidungen treffen. Beim Auswärtigen Amt habe ich mich vorsichtshalber bereits auch registriert, um mich im absoluten Notfall wie Marco ausfliegen lassen zu können. Das ist aber im Moment noch für mich die allerletzte Option, da damit mein Projekt Weltreise beendet wäre“, beendet er seine Mail.

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