Das Insolvenzverfahren für die Krumbacher Firma Lingl: Es ist jetzt offiziell eröffnet worden. Was bedeutet das konkret? Wie viele Arbeitsplätze werden abgebaut? Gelingt es, neue Investoren zu finden? All das ist jetzt Gegenstand der anstehenden, wohl schwierigen Gespräche zwischen Insolvenzverwaltung (Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner), Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft.
Christian Plail (Leiter der Augsburger Niederlassung der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner) kümmert sich in Krumbach um das Lingl-Insolvenzverfahren. Nach ersten Gesprächen äußert sich Plail durchaus zuversichtlich, dass bis Anfang des neuen Jahres ein neuer Investor für die Firma Lingl gefunden werden kann. Wie Günter Frey, 1. Bevollmächtigter der IG Metall für die Region, mitteilt, liege die Zusicherung vor, dass es bis zum Jahresende bei Lingl keine Kündigungen und Freistellungen geben werde. Dies sei eine wichtige Basis für die weiteren Gespräche.
Doch wie tief werden nach Abschluss des Insolvenzverfahrens die Einschnitte bei Lingl sein? Kommt es gar zu einer Halbierung der Arbeits- und Ausbildungsplätze – was, so unsere Informationen unserer Zeitung, in der Belegschaft nicht wenige befürchten?
Günter Frey sagt mit Nachdruck, dass derzeit keine Zahlen und Konzepte bestätigt werden könnten, die Gespräche würden ja erst am Anfang stehen. Ähnlich sieht dies Plail. Es sei noch zu früh, konkrete Zahlen zu nennen. Aber er sagt auch, dass der Abbau von Arbeitsplätzen nícht zu vermeiden sein werde. Nachdem Lingl Anfang Oktober den Insolvenzantrag gestellt hatte, befand sich die Firma bis Anfang Dezember im vorläufigen Insolvenzverfahren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter war Arndt Geiwitz (Geschäftsführender Gesellschafter der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner mit Mutterhaus in Neu-Ulm und einem weiteren Sitz unter anderem in Augsburg) beauftragt worden.
In Krumbach kümmerte sich Christian Plail (der Leiter der Augsburger Niederlassung ist Krumbacher) um den ersten Verfahrensschritt. Vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ging es um eine Bestandsaufnahme bei Lingl. Nun betreuen Geiwitz und Plail auch das Insolvenzverfahren. Dieses wurde jetzt vom Insolvenzgericht Neu-Ulm offiziell auf den Weg gebracht.
Die Firma Lingl (gegründet 1938) ist unter anderem Ausrüster von Ziegeleien, in Krumbach sind rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen etwa 30 weitere Niederlassungen in Deutschland, verschiedenen europäischen Standorten, in den USA, Australien, Asien und Nordafrika.
Wie der 1. IG-Metall-Bevollmächtigte Frey und Christian Plail erklärten, wird es bis voraussichtlich Ende Januar/Anfang Februar zahlreiche Gespräche geben. Eine wichtige Rolle wird dabei auch der Gläubigerausschuss spielen (fünf Mitglieder, darunter wichtige Geldgeber der Firma und ein Vertreter der Arbeitnehmerseite). Wie Plail und Frey gleichermaßen hervorheben, seien die ersten Gespräche zwischen Arbeitgeber-, Gläubiger- und Arbeitnehmerseite in einer konstruktiven Atmosphäre verlaufen. Dies sei eine wichtige Basis für die jetzt anstehenden Aufgaben.
Lesen Sie auch:
- Lingl, Müller und das Gesicht der Corona-Krise in Krumbach
- Insolvenz bei Lingl in Krumbach: „Es geht nicht ohne Arbeitsplatzabbau“
- Insolvenzantrag: Betriebsräte bei Lingl sind "geschockt"
- Warum die Krumbacher Firma Lingl ins Insolvenzverfahren muss