Startseite
Icon Pfeil nach unten
Krumbach
Icon Pfeil nach unten

Krumbach: Was tut die Krumbacher Polizei gegen Callcenter-Betrüger?

Krumbach

Was tut die Krumbacher Polizei gegen Callcenter-Betrüger?

    • |
    Sie nehmen sich das Telefonbuch vor, rufen Menschen mit alt klingenden Vornamen an und erzählen ihnen Lügengeschichten verschiedenster Art.
    Sie nehmen sich das Telefonbuch vor, rufen Menschen mit alt klingenden Vornamen an und erzählen ihnen Lügengeschichten verschiedenster Art. Foto: Alexander Kaya

    Sie nehmen sich das Telefonbuch vor, rufen Menschen mit alt klingenden Vornamen an und erzählen ihnen Lügengeschichten verschiedenster Art. Auch im Landkreis Günzburg gibt es immer wieder Vorfälle, zuletzt in Niederraunau. Was tut die Polizei in Krumbach gegen solche Machenschaften?

    Für die Beamten ist die Verfolgung nicht einfach. Mal sind die Anrufer Bankmitarbeiter, mal Polizisten oder gleich speziell Kripobeamte, Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, sie geben sich als Verwandte in einer Notlage aus oder als Bevollmächtigte für eine Gewinnspiel-Ausschüttung. Immer haben sie es auf Geld und Wertsachen der Angerufenen abgesehen, die sie sich übergeben lassen wollen. Um da ranzukommen, werden die Opfer unter Druck gesetzt und es wird versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen. So wurden rund um Krumbach einmal lauter Erwins angerufen und so geschah es erst vergangene Woche bei der Verwandtschaft von Melanie Auer aus Niederraunau.

    Callcenter-Betrug in Niederraunau: Ein "Herr König" gab sich als Polizist aus

    Ein „Herr König“, der sich als Polizist ausgab, rief bei ihrer Verwandten an und sagte, in der Nacht sei in der Nähe eingebrochen worden. Darum solle sie Schmuck und Wertgegenstände herrichten, damit sie später von einem Polizeibeamten abgeholt werden könnten. Die Verwandte benachrichtigte aber dann Angehörige, welche sofort die „echte“ Polizei in Krumbach informierten. Melanie Auer ist enttäuscht, dass die Polizei aus ihrer Sicht keine Maßnahmen ergriffen habe, denn es wäre doch möglich gewesen, den Tätern eine Falle zu stellen.

    Dazu erklärt Pressesprecher Claus Schedel von der Polizeiinspektion Krumbach, dass täglich in Deutschland Tausende solcher Anrufe eingingen. Die Betrüger operierten meist von Callcentern aus. Man wisse, dass viele davon in der Türkei betrieben würden. Schedel kann die Enttäuschung von Melanie Auer verstehen, sagt jedoch, dass jeder gemeldete Einzelfall von der Polizei nach verschiedenen Kriterien abgewägt und bewertet würde. Seitens der Krumbacher Polizei hätte man bereits oft versucht, solcher Täter habhaft zu werden. Diese Täter seien jedoch sehr misstrauisch. Noch nie habe eine solche Fallenstellung im Krumbacher Bereich geklappt. Sobald die Betrüger befürchten, dass im Hintergrund eine Polizeiaktion laufen könnte, bleiben sie weg“, bedauert Schedel.

    Polizei Krumbach: Dunkelziffern bei Callcenter-Betrügen ist groß

    Schedel weiß, dass die Dunkelziffer bei solchen Delikten hoch ist, denn längst nicht alle Geschädigten oder auch nur Angerufene meldeten sich bei der Polizei. Sich bei der Polizei melden sollte man jedoch grundsätzlich, auch wenn kein Schaden entstanden sei. Melanie Auers Familie ist später noch einmal angerufen worden von der Polizei. Laut ihrer Aussage habe man informiert, dass der „Herr König“ mit seiner Masche bei einer anderen älteren Dame dann wohl doch erfolgreich gewesen sei. ´

    „Das hätte man doch vielleicht verhindern können, wenn man bei unserem Fall gleich reagiert hätte“, glaubt Auer. Jedenfalls möchte sie darum bitten, dass jeder, der von den Betrügermaschen weiß, ältere Angehörige, vielleicht auch alleinstehende Nachbarn und Bekannte sensibilisiert, damit solche Betrüger wenigstens nicht noch mehr Erfolg haben.

    Diese Tipps gibt die Polizei Krumbach gegen Callcenter-Betrüger

    • Wählen Sie selbst die Notrufnummer 110 und fragen bei der Polizei nach einem entsprechenden Einsatz, oder ob tatsächlich ein Einbrecher festgenommen wurde. Tun Sie das auch, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt.
    • Die Polizei weist Sie niemals an, Geld oder Schmuck daheim zur Abholung bereit zu legen oder als Lockmittel zu deponieren.
    • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an eine unbekannte Person. Auch holt die Polizei niemals an der Haustüre Wertsachen ab, um sie in Verwahrung zu nehmen.
    • Die Täter können technisch jede Rufnummer auf dem Telefondisplay anzeigen lassen. Bei der echten Polizei erscheint niemals die 110 (auch nicht mit Vorwahl).
    • Sprechen Sie mit Freunden, Bekannten, Nachbarn und Verwandten über das Phänomen der Betrugsmaschen.
    • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben und sie diese nicht eindeutig erkennen. Fragen Sie den Anrufer nach persönlichen oder familiären Einzelheiten, die er wissen sollte.
    • Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis. Geben Sie auch keinerlei persönliche Daten wie die Bankverbindung an oder leisten irgendwelche Vorauszahlungen oder Bearbeitungsgebühren für vermeintliche Gewinne.
    • Legen Sie den Telefonhörer auf, sobald der Anrufer Geld fordert.
    • Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen bei Familienangehörigen Rücksprache.
    • Verweigern Sie grundsätzlich Unbekannten den Zutritt zu Ihrer Wohnung.
    • Lassen Sie sich von der angeblichen Amtsperson, zum Beispiel einem Polizisten, den Dienstausweis zeigen. Auch die Polizei nimmt ja niemals Geld oder Wertgegenstände von Ihnen entgegen.

    Fall im Kreis Günzburg wurde im April vor dem Landgericht verhandelt

    Im Februar war es Behörden gelungen, durch koordinierte Razzien in Deutschland und in der Türkei einen internationalen Betrügerring zu zerschlagen. Im April stand einer der Mittäter vor dem Landgericht in Memmingen. Er holte das Geld teils selbst als falscher Polizist ab. In Günzburg, Esslingen, Nürtingen (beides Baden-Württemberg) und Düsseldorf hatte der Mann Senioren um mehr als 230000 Euro abgezockt.

    Spektakulär war der Fall eines Mannes im Januar im südlichen Landkreis Günzburg, der gerade noch seine Goldmünzen rettete, weil er Zweifel an einer Geschichte eines falschen angeblichen Münchner Kripobeamten bekam. Er hatte allerdings bereits seine Goldmünzen aus dem Schließfach seiner Bank geholt. Mit den Münzen im Plastikeimer im Gegenwert einer deutlich fünfstelligen Summe erschien er dann bei der Polizeiinspektion Krumbach, wo man ihm die Betrugsmasche erklärte.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden