Die Firma Lingl vor einer ungewissen Zukunft, die Firma Faist verkauft – verbunden mit der Frage, wie viele Arbeitsplätze dort abgebaut werden. Die Firma Transpack von Krumbach nach Neuburg umziehend – und das Projekt Müller-Markt in der Innenstadt offenbar aktuell kein Thema. All diese Stichworte deuten an, warum über Krumbach als Standort für Wirtschaft und Gewerbe sehr kontrovers diskutiert wird. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Bürgermeister Hubert Fischer, wie er die Lage einschätzt und was die Stadt tun möchte.
Sind in Krumbach Gewerbeflächen zu teuer, da Firmen in Nachbarorte abwandern? (Schäfer und Raiss in der Vergangenheit, nun auch Transpack). Transpack geht nach Neuburg. Neuburg weist weitere Gewerbeflächen aus. Macht Neuburg da etwas besser als Krumbach?
Hubert Fischer: Meines Wissens ging es bei den genannten Standortentscheidungen nicht um den Grundstückspreis, sondern um die rechtliche und tatsächliche Möglichkeit für die Firmen, ihre Wunschexpansion durchzuführen. Da ich nur bei der Suche der Firma Transpack beteiligt war, kann ich dazu nur sagen, dass wir in Krumbach leider kein verfügbares Grundstück in der gewünschten Größe anbieten konnten. Ein rechtlich wie planerisch sinnvoller Standort scheiterte letztendlich an der fehlenden Verkaufsbereitschaft des Eigentümers.
Bürgermeister: Ungenutzte Gewerbeflächen in Krumbach sollen verkauft werden
Wo hat Krumbach noch Flächen für Gewerbe vorrätig und wo können neue ausgewiesen werden?
Fischer: Wir haben aktuell das letzte Gewerbegrundstück der Stadt Krumbach verkauft. Gleichzeitig haben wir an der B16 am Bleicher Berg eine mögliche Entwicklungsfläche für interessante Firmen. Zu einer gesunden Stadtentwicklung gehört allerdings auch, dass nicht mehr genutzte Gewerbeflächen wieder neuen Unternehmern zum Kauf angeboten werden sollten. Da sehe ich leider noch viel Potenzial und wenig Verkaufsbereitschaft der ehemaligen Unternehmen.
Werden neue Firmen angeworben und welche Firmen passen zu Krumbach?
Fischer: Wir legen in Krumbach den Focus auf die Entwicklung ansässiger Firmen. So wie die Beispiele der Firmen UTT, WMT und CeramDry zeigen, welche sich im Krumbacher Norden deutlich vergrößert haben, beziehungsweise sich gerade vergrößern.
Wie sieht es bei Gewerbeflächen preislich im Vergleich zum Umland aus?
Fischer: Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Oft werden in ersten Gesprächen jedoch Preise ohne Erschließungsleistungen genannt, während wir in Krumbach immer gleich den endgültigen Preis ausschreiben.
Warum steht das ehemalige Toom-Gebäude in der Michael-Faist-Straße immer noch leer?
Fischer: Weil die Eigentümer noch keinen Mieter beziehungsweise Käufer gefunden haben.
Was tut die Stadt Krumbach, um Gewerbeflächen zu gewinnen? Wäre ein Gesamtkonzept zur Gewinnung von Gewerbe hilfreich?
Fischer: Wie ich vorhin schon sagte, gilt es, neben der Ausweisung neuer Gewerbeflächen ein besonderes Augenmerk auf die bereits vorhandenen, untergenutzten oder gar brach gefallenen Flächen zu legen. Dies ist im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung besonders wichtig. Wir sollten nicht nur immer weitere landwirtschaftliche Flächen zubauen und damit langfristig unsere Lebensgrundlagen zerstören. Die entscheidende Frage ist, wie schaffen wir es, die bisherigen Eigentümer solcher Flächen zu bewegen, diese bereits bestehenden Gewerbeflächen neuen, dynamischen Unternehmern zu verkaufen? Gelingt es uns mit Überzeugungskraft oder müssen wir zumindest alle verfügbaren rechtlichen Mittel einsetzen damit das Grundstückseigentum wieder der Allgemeinheit dient?
An der B300 in Richtung Babenhausen waren ursprünglich neben Flächen für Wohnungsbau auch Flächen für Gewerbe geplant. Fehlen diese Flächen nun?
Fischer: Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes hat sich sehr schnell gezeigt, dass dieser Bereich für eine Gewerbeansiedlung nicht wirklich geeignet ist.
Fischer sieht viel Potenzial, egal ob Müller nach Krumbach kommt oder nicht
Lingl ist insolvent und Faist verkauft, was bedeutet das für Krumbach?
Fischer: Meiner Einschätzung nach haben beide Firmen das Potenzial nach erfolgter Restrukturierung wieder erfolgreich am Markt zu agieren. Dann wäre die jetzige Zäsur eher positiv zu werten. Sollten die neuen Eigentümer jedoch kein Interesse an dem Produktionsstandort Krumbach haben, sähe die Sache natürlich nicht so gut aus.
Der Umzug des Müller-Markts liegt auf Eis. Darf mit einer Umsetzung noch gerechnet werden?
Fischer: Das im Zentrum von Krumbach gelegene Hirschbräu-Areal hat aus meiner Sicht enorm viel Potenzial. Unabhängig davon, ob nun die Firma Müller in die Innenstadt kommt, hat die vorhandene Fläche die Größe, wie sie nun mal für einen erfolgreichen Einzelhandelsstandort erforderlich ist. Sie liegt zwischen der klassischen Einkaufs- und Erlebnisachse Marktplatz/Karl-Mantel-Straße und den Besuchermagneten Kaufland und Ärzte im Zentrum. Die geplante bauliche Qualität bietet in Kombination mit Wohnnutzung in den oberen Stockwerken die Garantie auf einen Gewinn für die Stadt Krumbach und wie ich meine auch für den Investor. Deshalb wird es irgendwann kommen.
Lesen Sie dazu auch:
Warum Michael Faist sein Familienunternehmen in Krumbach verkauft hat
Bei Lingl verlieren wohl viele ihren Arbeitsplatz
Neuer Müller-Markt in Krumbach: Umzugspläne sind vorerst auf Eis gelegt
- Warum Michael Faist sein Familienunternehmen in Krumbach verkauft hat
- Bei Lingl verlieren wohl viele ihren Arbeitsplatz
- Neuer Müller-Markt in Krumbach: Umzugspläne sind vorerst auf Eis gelegt