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Krumbach: Mit U18-Wahl soll das Interesse Jugendlicher für Politik geweckt werden

Krumbach

Mit U18-Wahl soll das Interesse Jugendlicher für Politik geweckt werden

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    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben. Organisatorisch mit dabei waren von der Jugendpflege Krumbach Melissa Niedermair (links) und Sebastian Kaida als Jugendbeauftragter der Stadt.
    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben. Organisatorisch mit dabei waren von der Jugendpflege Krumbach Melissa Niedermair (links) und Sebastian Kaida als Jugendbeauftragter der Stadt. Foto: Sandra Haupt

    Die Jugend musste sich bereits einigen Vorurteilen stellen: internetsüchtig, arbeitsfaul oder auch politisch desinteressiert. Während die ältere Generation nostalgisch an ihre 68-Bewegung denkt, wird den heutigen Jugendlichen oftmals vorgeworfen, nicht in der Politik mitmischen zu wollen. Jetzt sollen junge Menschen an die

    Noch ist der Krumbacher Stadtsaal leer. Die Wahlkabinen stehen schon bereit. Drei auf der rechten, drei auf der linken Seite. Wenn man es nicht wüsste, könnte man meinen, es sei schon Sonntag, Wahltag. Doch heute sind nicht die Erwachsenen dran - die Jugend von Krumbach wählt. Dafür wurden auch schon täuschend echte Wahlzettel vorbereitet. Über den Vormittag hinweg dürfen Jugendliche nun ihre Stimme abgeben.

    So sieht das Errgebnis der U-18-Wahl in Krumbach in Prozent aus.
    So sieht das Errgebnis der U-18-Wahl in Krumbach in Prozent aus. Foto: Melissa Niedermair

    "Das Ziel ist, dass die Jugendlichen sich mit der Wahl auseinandersetzen", sagt Melissa Niedermair von der Jugendpflege Krumbach. Zusammen mit Sebastian Kaida, dem Jugendbeauftragten der Stadt Krumbach, und Marc Hettich vom Lokal-Forum-Verein hat sie die diesjährige U18-Wahl in Krumbach organisiert. Mit dabei sind die achte, neunte und zehnte Jahrgangsstufe der Krumbacher Mittelschule und die zehnte

    Politische Bildung für unter 18-Jährige in Krumbach

    Niedermair sagt: "Politische Bildung wird nicht erst mit 18 Jahren relevant." Deshalb wurde zuvor Politik in der Schule behandelt und auch der Wahl-O-Mat gemacht, berichtet sie. Auch im Saal kann man sich noch informieren. Ein Plakat klärt über den Wahlvorgang auf. Auf einem anderen werden die Positionen der Parteien kurz vorgestellt. So könne man die Jugendlichen langsam an das Thema Wahl und Politik heranführen, freut sich Niedermair. Eine U18-Wahl hätte sie auch gerne als Jugendliche gehabt. "Ich habe mich damals gefreut. Es war ein Schritt zum Erwachsenwerden", erzählt sie von ihrer ersten Wahl. Dennoch sei insbesondere der genaue Ablauf für sie neu gewesen. Diese Bürde könne man den Jugendlichen durch die U18-Wahl nehmen. Niedermair betont: "Man muss keine Angst vor dem Wählen haben." Sehen das die Schüler und Schülerinnen auch so?

    Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern des Simpert-Kraemers-Gymnasiums zeigt sich ein gemischtes Bild. Zwar wird das Projekt von den Befragten insgesamt positiv wahrgenommen, doch bei dem politischen Interesse gehen die Meinungen stark auseinander. Während einige Schüler und Schülerinnen ihr Interesse durch die Wahl noch weiter ausbauen konnten und die Senkung des Wahlalters fordern, ist die Politik für andere Neuland und sie wollen nicht politisch mitbestimmen.

    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben.
    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben. Foto: Sandra Haupt

    Eine 15-Jährige erklärt, dass sie die U18-Wahl sinnvoll finde. "Es ist toll, dass an Jugendliche gedacht wird", sagt sie. Zuvor habe sie sich nicht so stark mit Politik beschäftigt. Für das Projekt habe sie sich aber intensiver informiert. Dennoch sei sie froh, dass ihre Stimme nicht gewertet werde. "Das wäre mir momentan zu viel Verantwortung", sagt sie.

    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben.
    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben. Foto: Sandra Haupt

    Auch ein Mitschüler erklärt: "In dem Alter ist man noch nicht so weit, eine Entscheidung für das ganze Land zu treffen." Er selbst ist 16 Jahre und findet das Projekt gut. Seiner Meinung nach sei das wichtigste Thema der Jugend Digitalisierung.

    So sieht das auch eine 16-jährige Schülerin. Sie habe Angst, dass junge Menschen zu sehr von ihren Eltern beeinflusst werden. Zudem befinde sie sich gerade in einer Entwicklungsphase als Jugendliche und fühle sich deshalb nicht bereit zu wählen.

    "Die Wahl hat auch mit uns zu tun. Das ist unsere Zukunft", betont hingegen eine 15-Jährige. Sie erklärt, dass ältere Menschen oftmals immer das Gleiche wählen würden wie in den Jahren zuvor. Das mache ihr Sorgen. Für sie sei das wichtigste Thema der Umweltschutz.

    Ein weiterer Schüler pflichtet ihr bei: "Die Jugend hat auch eine Stimme", sagt er. Der 15-Jährige habe sich durch das Projekt mehr mit dem Thema Politik auseinandergesetzt.

    Niedermairs Beobachtungen sind eher ernüchternd. "Diskussionen über Parteien finden eher selten statt", sagt Niedermair. "Die Schüler und Schülerinnen haben sich meistens noch sehr wenig mit Politik befasst", erklärt sie.

    Marc Hettich vom Lokal-Forum-Verein äußert sich positiver. "Die Jugendlichen sind wie der Rest der Gesellschaft. Manche sind interessiert an der Politik, andere nicht", sagt er. Laut Hettich sei das Vorurteil, dass Jugendliche unpolitischer seien, falsch. "Spätestens seit der 'Fridays for Future'-Bewegung merkt man ja, dass sich auch die Jugend mit Politik beschäftigt." Hettich finde es toll, dass Jugendliche noch politisch unbeschwerter seien im Vergleich zu den älteren Wählern.

    "Politik kann auch Spaß machen", sagt Marc Hettich aus Krumbach

    "Politik hat einen fürchterlichen Ruf. Doch so ist es nicht, und Politik kann auch Spaß machen", sagt Hettich. Deshalb hoffe er, dass mehr Jugendliche ihre Freude für politische Themen entdecken. Laut Niedermair könne politische Bildung auch an Schulen mehr Beachtung finden. Jugendbeauftragter Sebastian Kaida macht dafür auch einen konkreten Vorschlag: einen Marktstand der Parteien in der Schule. Die Parteien könnten sich an einem Stand präsentieren und ihr Programm vorstellen. "Dann würden die Schüler gleich verstehen, wer für was steht", sagt Kaida, der auch in der Jungen Union aktiv ist und für sie im Krumbacher Stadtrat sitzt.

    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben.
    Bei der U18-Wahl am Freitag im Stadtsaal in Krumbach durften Schulklassen in die Bundestagswahl hineinschnuppern und ihre Stimme abgeben. Foto: Sandra Haupt

    Die Stimmen der Jugendlichen wurden jetzt ausgezählt und an den Bayerischen Jugendring weitergeleitet. Auch der Stadtrat werde über die Ergebnisse informiert, berichtet Niedermair. "Die Jugend wird gesehen", sagt sie. Für die Zukunft gebe es auch die Überlegung, ein Jugendparlament zu gründen.

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