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Krumbach: Mehr als 100 Menschen protestierten in Krumbach gegen die Testpflicht an Schulen

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Mehr als 100 Menschen protestierten in Krumbach gegen die Testpflicht an Schulen

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    Rund 150 Personen waren am Sonntagabend vor dem Schulamt Krumbach, um gegen die Corona-Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ab der 1. Klasse u protestieren.
    Rund 150 Personen waren am Sonntagabend vor dem Schulamt Krumbach, um gegen die Corona-Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ab der 1. Klasse u protestieren. Foto: Annegret Döring

    Am Sonntag haben Eltern aus der Region vor dem Krumbacher Schulamt Schuhe ihrer Kinder abgestellt. Sie fordern ein größeres Augenmerk auf die Bedürfnisse ihres Nachwuchses. Weiße Sneakers stehen neben schwarzen, bunte Ballerinas, Croqs und Sandalen, Winter- und Gummistiefel, alle Arten von Schuhen sind auf den Stufen des Kreishauses in der Robert-Steiger-Straße in Krumbach vertreten. Egal ob Klettverschluss- oder Schnürsenkelmodelle, die Schuhpaare stehen jeweils für ein Kind, das in der Corona-Pandemie leidet, erklären Eltern auf Nachfrage.

    Viele Eltern sind sehr besorgt, wie sich alle diese Maßnahmen auf die physische und psychische Gesundheit ihrer Kinder auswirkt.
    Viele Eltern sind sehr besorgt, wie sich alle diese Maßnahmen auf die physische und psychische Gesundheit ihrer Kinder auswirkt. Foto: Annegret Döring

    Weiße Sneakers stehen neben schwarzen, bunte Ballerinas, Croqs und Sandalen, Winter- und Gummistiefel, alle Arten von Schuhen sind auf den Stufen des Kreishauses in der Robert-Steiger-Straße in Krumbach vertreten. Egal ob Klettverschluss- oder Schnürsenkelmodelle, die Schuhpaare stehen jeweils für ein Kind, das in der Corona-Pandemie leidet, erklären Eltern auf Nachfrage. Ein Vater aus Deisenhausen hat ein Paar lilafarbene Winterschuhe mit Glitzer dazugestellt. Es sind die Schuhe seiner Tochter, die die Grundschule normalerweise besucht. Da sie bei den Tests nicht mitmachen möchte, geht sie am Montag nicht in die Schule und gilt für die Schule dann als „krank“. Er habe die Auskunft bekommen, dass sie dann keine Unterrichtsinhalte mitgeteilt bekommt, sondern wie bei kranken Kindern sonst auch, nur Arbeitsblätter für die Hausaufgaben. Zusammen mit rund 150 Personen ist er am sonnigen Sonntagabend nach Krumbach gekommen, um ein Zeichen zu setzen: Sie stellen Schuhe ihrer Kinder auf der Schulamtstreppe ab, damit wollen er und seine Mitstreiter auf die Situation der Kinder durch die Anti-Corona-Maßnahmen hinweisen.

    Pflicht zu Corona-Test für Schüler

    Anlass ist die Testpflicht auf das Coronavirus, die ab Montag an Schulen gilt, wenn Schulkinder den Unterricht besuchen wollen. Am frühen Abend zählt Killian 192 Schuhe, am späteren Abend hat er immer noch Eltern getroffen, die weitere Kinderschuhe dort abgestellt haben. Zusammen mit den Schuhen stehen viele Plakate in der Szenerie vor dem Kreishaus, in dem das Schulamt Krumbach untergebracht ist. „Schützt unsere Kinder!“, „Nein zur Zwangstestung“ „Lehrer und Erzieher erhebt Eure Stimme, wo seid Ihr?“, steht zum Beispiel darauf.

    Ihre Stimme erhoben haben morgens um 11 Uhr bereits einige Eltern, die erzählt haben, wie es ihnen und ihren Kindern unter Corona-Bedingungen geht. Abends um 17 Uhr finden sich wieder eine Menge Menschen vor dem Schulamt ein.

    Eine Demonstration für Krumbach war nicht angemeldet

    Beim Landratsamt ist keine Demonstration seitens der Eltern angemeldet worden, war von der Polizei zu erfahren. Auch ein Versammlungsführer kann vor Ort nicht ausgemacht werden. Bei der Abendzusammenkunft stellt sich eine Mutter von zwei Kindern spontan auf eine Zaunsäule und spricht zu der friedlich versammelten Menge. Morgens sei sie überrascht worden und habe sich nicht mit einem Statement vorbereiten können, jetzt habe sie einen Text parat. Tests ohne konkreten Anlass bei den Kindern stünden in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen. Es werde höchste Zeit, „dass wir unsere Stimmen erheben“, sagt sie und erhält Applaus. Auch eine Großmutter von Schulkindern, die aus dem Mindelheimer Raum da ist, spricht auf der Schulamtstreppe stehend am Abend zur Menge. „Kinder sind genauso Menschen wie die Senioren, die wir schützen wollten“, ist zu hören.

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    Für die Polizei ist die Schuh-Aktion eine spontane Versammlung. Man habe auch nur durch soziale Netzwerke davon erfahren, dass Eltern am Schulamt Schuhe abstellen wollten. Die Polizei beobachtet das Geschehen lediglich. Einmal spricht auch ein Polizist zur Menge und bittet, die Abstände nach dem Infektionsschutzgesetz einzuhalten. Die Menschen rücken daraufhin wieder etwas voneinander ab.

    Schockiert über Symbolik der Kinderschuhe

    Angesprochen auf die Symbolik der Kinderschuhe, die Manche mit den Bergen von Kinderschuhen zusammenbringen, die nach der Befreiung von Konzentrationslagern nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurden, und die Masse an getöteten Kindern sichtbar machten, zeigt sich der Vater aus Deisenhausen schockiert. „Da geh ich davon aus, dass der Großteil der Eltern vom Sonntagabend keinen Bezug dazu hat“, sagt er erschrocken. Und mit einer Querdenker- oder sonstigen Szene habe er nichts zu tun. Er sei einfach nur ein Vater, der für die Kinder sprechen wolle. Aber er habe auch Menschen gesehen, die Grablichter abgestellt hätten, vielleicht wüssten diese um die Symbolik und benutzen sie. Er schätze aber einen viel größeren Prozentsatz der Leute als ganz normale Eltern ein, die einfach für ihre Kinder sprechen wollten.

    Schuh-Protestaktion schon einmal am 1. April in Krumbach

    Er erklärt auch, viele Eltern hätten bereits am 1. April einmal vor dem Krumbacher Rathaus Schuhe abgestellt, um auf die Situation der Kinder in der Pandemie aufmerksam zu machen. Das sei von der Öffentlichkeit aber weitgehend unbemerkt geblieben, da der Bürgermeister angeordnet habe, dass das weggeräumt werde. Er habe erfahren, dass das damals zwei 240-Liter-Abfallsäcke voller Kinderschuhe gewesen seien. Das zeige doch, dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht mit den Einschränkungen für Kinder einverstanden sei. Gut findet er, dass die Schuhe, die noch gut gewesen seien, aussortiert und dem Rotkreuz-Laden zur Verfügung gestellt worden seien. Sorgen mache er sich jetzt um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Wenn man eine Meinung in eine bestimmte Richtung ausdrücke, zerbrächen sogar Freundschaften. Das soziale Gefüge nehme Schaden, was traurig sei.

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