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Krumbach: Literaturherbst: Die Burgau Landtafel und ihre Geschichte

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Literaturherbst: Die Burgau Landtafel und ihre Geschichte

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    Weiß zu jeder Detaildarstellung die passende Geschichte: der Historiker Werner Malcher vor der großformatigen Burgauer Landtafel.
    Weiß zu jeder Detaildarstellung die passende Geschichte: der Historiker Werner Malcher vor der großformatigen Burgauer Landtafel. Foto: Hans Bosch

    Ein Bilderbuch über 500 Jahre Heimatgeschichte ist die Burgauer Landtafel, auf der die frühere Markgrafschaft in einmaliger Form dargestellt ist. Auf 2,92 Meter Höhe und 2,77 Meter Breite ist sie das größte und zugleich historisch älteste Dokument des mittelschwäbischen Raums und stellt eine Zeitreise vom Beginn der vorderösterreichischen Herrschaft unter den Habsburgern um 1300 bis zu ihrem Ende im Oktober 1805 nach der Schlacht bei Elchingen dar. Danach wurde Schwaben bekanntlich „bayerisch“.

    Die Krumbacher Museumsleiterin Anita Roth war sich bewusst, dass die Besucher einen „außergewöhnlichen Vortrag“ erwarten durften und hatte damit recht. Der pensionierte Bankkaufmann und „Historiker aus Leidenschaft“ Werner Malcher beschäftigt sich seit 2014 mit der Burgauer Landtafel aus dem Jahre 1613, hat sie als Ganzes reproduziert und arbeitet noch immer erfolgreich an der Auswertung bestimmter Details, wobei er immer wieder von Überraschungen selbst überrascht wird. Sie aufzuzeigen ist sein Bemühen.

    Literaturherbst: Krumbach besaß um 1600 eine eigene Herrschaft

    Das Interesse zeigt sich an einem Punkt: Malchers vor einem Jahr herausgekommenes Buch über die Landtafel ist inzwischen vergriffen und in keiner Buchhandlung mehr zu finden. So war sein Vortrag im Rahmen des Krumbacher Literaturherbstes ein besonderes Schmankerl.

    Das riesige Ölgemälde, das im Krumbacher Museum steht, stammt von Johann Andreas Rauch (1575 - 1632), der seine Arbeit 1601 als Stadtmaler von Wangen/Allgäu begann. Schon wenig später galt er als genialer Kartograf und wurde von Markgraf Karl von Österreich beauftragt, eine Karte zu malen, in der die Zugehörigkeit aller Orte im Bereich der Markgrafschaft Burgau, die Anzahl der Häuser, die Grenzen der fünf Vogteibezirke und die Handelsstraßen zu sehen sind. Damit nicht genug: Rauch zeichnete Geschehnisse hinein, die mit der Vergangenheit einer schwangeren Magd oder der Angst von einer zu spät kommenden Ursberger Klosterfrau vor ihrer Oberin zu tun haben.

    Das Original der Burgauer Landtafel befindet sich in München

    Höchst interessant und für die Zuhörer vielfach unbekannt waren auch Zahlen und Fakten aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg (1618 - 1648). Für den Referenten ergaben seine geschichtlichen Recherchen, dass Krumbach und die heute eine Einheit bildenden Orte Krumbach, Hürben sowie Hohen- und Niederraunau um 1600 jeweils eigene Herrschaften besaßen. Es waren dies in Krumbach und Hürben die Herren von Weber, in Niederraunau die Freyberg und in Hohenraunau die Vöhlin, während das Heilbad Krumbad zum Kloster Ursberg gehörte. Bemerkenswert auch der Deal zwischen Erzherzogin Maria Theresia und den Besitzern von Krumbach um das Jahr 1750: Sie zahlte den Ortsherren 3000 Gulden (nach heutigem Wert eine Million Euro) und der Markt kam wieder unter die Fittiche der Habsburger.

    Der in Altenmünster wohnhafte Referent hatte noch zahlreiche weitere nicht alltägliche Informationen parat, die auf der Burgauer Landtafel zu finden sind und für die er die passenden Erläuterungen und Antworten parat hielt. Einige Beispiele: Die Donau fließt auf der Karte im Osten von oben nach unten und der Lech im Süden von West nach Ost. Augsburg war für ihn in diesen fünf Jahrhunderten nach Wien und Prag die drittgrößte Stadt im österreichischen Kaiserreich und Neuburg/Kammel besaß über 100 Jahre das Stadtrecht. Der Sitz der Markgrafschaft Burgau war am Anfang die Unterstadt in Günzburg und erst später der heutige Schlossbereich in der Oberstadt. Zuletzt noch ein Manko: Das Original der Landtafel befindet sich zusammen mit rund 20000 ähnlichen Landkarten im Depot des Nationalmuseums München und ist wegen seines schlechten Erhaltungszustandes nicht mehr zu sehen. Eine Renovierung, so Werner Malcher, ist nicht möglich: „Nach Meinung der Experten würden Sanierungsarbeiten die Landtafel noch weiter beschädigen.“

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