Von einer „extrem hohen Kontamination“ spricht Dr. Patrick Dudler, Leiter des Gesundheitszentrums. Legionellen im Krumbacher Sportzentrum: Dies bereitet Bürgermeister Hubert Fischer und den Krumbacher Kommunalpolitikern derzeit Kopfzerbrechen. Nach dem Einbau von Sicherheitsfiltern im Dezember bei den drei betroffenen Duschen lagen die Werte wieder im normalen Bereich. Aber reicht der Filtereinbau dauerhaft aus? Oder muss gar für rund 600.000 Euro das Wasserleitungssystem im Sportzentrum saniert werden – und das kurz vor dem Abriss und dem Neubau des Gebäudes? Dr. Patrick Dudler erklärt in unserem Interview, dass die Form der Gefahrenabwehr „zunächst eine Entscheidung des Trägers“ ist. Aber „wir überwachen das“.
Im Krumbacher Sportzentrum wurde an drei Duschen Legionellenbefall festgestellt. Dabei wurde ein Wert von bis zu rund 23.000 koloniebildenden Einheiten pro 100 Milliliter Wasser festgestellt. Wie ist dieser Wert einzuschätzen?
Dudler: Maßgebend ist hier die Trinkwasserverordnung. Bei Legionellen lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, wann genau ein Wert gesundheitsschädlich ist. Man spricht hier nicht von einem Grenzwert, sondern von einem technischen Maßnahmenwert. Ab einem Wert von 10.000 koloniebildenden Einheiten pro 100 Milliliter Trinkwasser ist eine direkte Gefahrenabwehr erforderlich. Der im Krumbacher Sportzentrum festgestellte Wert gilt den Normen nach als „extrem hohe Kontamination“.
Legionellen im Sportzentrum: Duschen sind anfällig für Befall
Was sind mögliche Ursachen für Legionellenbefall?
Dudler: Legionellen bilden sich häufig in sogenanntem Stagnationswasser. Also beispielsweise im Bereich von Duschen, die nicht intensiv genutzt werden. Bei einer Wassertemperatur von etwa 25 bis 45 Grad Celsius kann es dann zu einer hohen Konzentration kommen.
Welche Krankheiten können Legionellen auslösen?
Dudler: Legionellen können eine Form der Lungenentzündung, die sogenannte Legionärskrankheit, verursachen. Das kann eine schwerwiegende Erkrankung mit einem heftigen Verlauf sein. Eine weitere Krankheit ist das Pontiac-Fieber, ein starkes Fieber ohne Lungenentzündung.
Wie oft werden Einrichtungen wie beispielsweise das Krumbacher Sportzentrum auf Legionellenbefall untersucht?
Dudler: Der jeweilige Träger muss eine entsprechende Untersuchung jährlich durchführen. Wenn dann Legionellenbefall über dem technischen Maßnahmenwert festgestellt wird, muss es weitere Untersuchungen und entsprechende Gegenmaßnahmen geben. Diese teilt er dem Gesundheitsamt mit. In solchen Fällen muss zu weiteren Maßnahmen eine Gefährdungsanalyse als Teil der Ursachenklärung erstellt werden.
Stadt Krumbach musste Gesundheitsamt sofort informieren
Gibt es gegenüber dem Gesundheitsamt eine Informationspflicht?
Dudler: Ja, es gibt eine Informationspflicht. Das Gesundheitsamt muss bei entsprechendem Legionellenbefall unverzüglich informiert werden.
Im Krumbacher Sportzentrum wurden inzwischen bei allen betroffenen Armaturen Sicherheitsfilter angebracht. Reicht dies aus oder muss die Stadt eventuell doch, wie im Stadtrat befürchtet, das Trinkwassernetz im Sportzentrum für rund 600.000 Euro sanieren – und dies kurz vor dem Abriss und dem Neubau?
Dudler: Das Anbringen von Filtern ist eine Sofortmaßnahme. Entscheidend für das weitere erforderliche Vorgehen und entsprechende weitere Maßnahmen ist die Gefährdungsanalyse, die für das Krumbacher Sportzentrum derzeit erstellt werden muss. Ein Schul- und Sportzentrum ist aber natürlich ein sehr sensibler Ort, da müssen wir schon genau hinschauen. Und Trinkwasser ist ein Lebensmittel, hier müssen wir auf die Qualität genau achten. Entscheidend ist hier die Gefahrenabwehr. Wie diese erfolgt, ist zunächst eine Entscheidung des Trägers. Der Träger muss aber sicherstellen, dass es keine Gefahren gibt und wir überwachen das. Nachkontrollen gibt es dann abhängig von der individuellen Situation vor Ort.
Lesen Sie hierzu auch unseren Kommentar: Das Krumbacher Sportzentrum ist ein sensibler Ort