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Krumbach/Landkreis Günzburg: So kaufen Senioren in Krumbach in Corona-Zeiten sicher ein

Krumbach/Landkreis Günzburg

So kaufen Senioren in Krumbach in Corona-Zeiten sicher ein

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    Christian Mayer, Inhaber des seit 1927 bestehenden Krumbacher Lebensmittelgeschäfts SB Mayer, bietet seit ein knapp zwei Monaten begleitetes Einkaufen für Senioren an.
    Christian Mayer, Inhaber des seit 1927 bestehenden Krumbacher Lebensmittelgeschäfts SB Mayer, bietet seit ein knapp zwei Monaten begleitetes Einkaufen für Senioren an. Foto: Bernhard Weizenegger

    Ältere Menschen trifft die Pandemie besonders hart. Für viele ist der Einkauf in Zeiten des Lockdowns die einzige Möglichkeit zu sozialem Kontakt. Doch der Gang zum Supermarkt birgt auch Risiken. Jedes Mal droht eine Ansteckung mit dem Coronavirus. Um diese Risiken zu minimieren, gibt es im Krumbacher Lebensmittelgeschäft SB Mayer einen besonderen Einkaufsservice für Senioren und Menschen mit Handicap. Und das Geschäft könnte erst der Anfang im Landkreis sein – es ist ein Pilotprojekt, auch für Zeiten nach Corona.

    Begleitetes Einkaufen für Senioren nennt sich das Konzept, das Laden-Inhaber Christian Mayer, die Kreis-Seniorenbeauftragte Johanna Herold und Leiterin der Kreis-Seniorenfachstelle Stefanie Schuster-Kindig im November auf den Weg gebracht haben. Und das funktioniert so: Mitarbeiter bei SB Mayer helfen Senioren und Menschen mit Handicap täglich von Montag bis Freitag von 9 bis 10 Uhr bei ihrem Einkauf. „Dieses Angebot wird seitdem generell schon genutzt“, berichtet Mayer unserer Redaktion. Allerdings, ergänzt er, überwiegend von den gleichen Kunden: „An manchen Tagen sind es deshalb mehr, an anderen eher weniger.“

    Begleitetes Einkaufen: SB Mayer bringt den Einkauf auch nach Hause

    Gerade in der Anfangsphase half das Personal diesen Stammkunden zum Beispiel beim Desinfizieren der Hände und beim korrekten Tragen der Maske, damit sie sicher durch das Geschäft kommen. Das sei mittlerweile kaum mehr nötig, berichtet Mayer, denn die Situation habe sich längst eingespielt. „Die meisten brauchen schon gar keine Hilfestellung mehr, das war überwiegend zum Beginn des neuen Lockdowns so“, sagt er. Viel wichtiger seien nun andere Aspekte. Das Personal stellt etwa gemeinsam den Warenkorb nach den Wünschen der Kunden zusammen, damit diese nicht lange suchen müssen, packt die Waren ein und hilft an der Kasse – hier gibt es zur genannten Zeit eine zusätzliche, eigens für die Senioren. Das bedeutet weniger Wartezeit und somit ein geringeres Ansteckungsrisiko.

    Als wichtigste Hilfe hat sich allerdings etwas anderes etabliert, sagt Mayer: „Der Einkauf wird von uns auch zum Auto und, wenn gewünscht, direkt nach Hause gebracht.“ Um diesen Aufwand zu meistern, arbeitet bei SB Mayer eine Person mehr als gewöhnlich im Laden und kümmert sich ausschließlich um die Senioren. Generell empfiehlt Mayer den Senioren, zwischen 8 und 10 Uhr einzukaufen. Hier sei die Kundenfrequenz aktuell am niedrigsten – was vermutlich am Lockdown und am Homeoffice liegt, vermutet Mayer. „Trotzdem sind wir zu dieser Zeit mit unserem vollen Personal im Laden.“

    Einkaufen ist für Senioren wichtiger sozialer Kontakt

    Eigentlich sind in seinem Geschäft auch Telefonbestellungen möglich. Diese kann SB Mayer derzeit allerdings nicht entgegennehmen, wie der Inhaber erklärt: „Das geht wegen des Hygienekonzeptes und des Schichtbetriebes nicht. Aber die Senioren wollen ja ohnehin selbst einkaufen, wollen auch mal rauskommen und sozialen Kontakt haben.“ Ob man seinen besonderen Einkaufsservice deshalb als Pilotprojekt für weitere Geschäfte im Landkreis bezeichnen kann? Mayers Antwort ist bescheiden: „Ich weiß es nicht. Jetzt werden die Senioren ja geimpft und wir hoffen, dass sich die Lage bald etwas entspannt.“

    Offensiver fällt das erste Fazit von Gerhard Weiß, dem Fachbereichsleiter der Betreuungs- und Seniorenfachstelle des Landkreises, aus: „Das ist ein ganz tolles Projekt, das langfristig angelegt ist und sich nicht nur auf die Zeit der Pandemie beschränken sollte.“ Denn das Einkaufen, so Weiß, ist gerade für Senioren und Menschen mit Handicap sehr wichtig. „Es ist sozusagen ein täglicher Marktplatz, man trifft sich, man unterhält sich. Dieser soziale Kontakt ist sehr wertvoll.“ In Corona-Zeiten, betont er, müssen diese Gruppen aber besonders vorsichtig sein, besonders darauf achten, das Risiko zu minimieren: „Das Projekt bietet hier Unterstützung und Begleitung – und die könnten auch nach der Pandemie bleiben.“

    Weitere Geschäfte im Landkreis sollen auf Projekt in Krumbach folgen

    Und das nicht nur in Krumbach, viele weitere Läden im Landkreis sollen sich künftig anschließen. Bislang weiß Weiß allerdings noch von keinem weiteren Geschäft, das sich dazu entschlossen hat, das begleitete Einkaufen anzubieten. Die Mund-zu-Mund-Propaganda spiele hier eine große Rolle. „Hierfür gibt es aktuell aber nur wenige Austauschmöglichkeiten, das ist also eher schwierig“, sagt Weiß. Die Seniorenfachstelle habe deshalb noch im Dezember alle Seniorenbeauftragten im Landkreis über das Projekt informiert und Flyer verteilt. Weiß: „Der Landkreis übernimmt die Werbung sozusagen landkreisweit, die Seniorenbeauftragten informieren konkret vor Ort.“

    So wie die Krumbacherin Johanna Herold. Die Seniorenbeauftragte des Kreises bietet zum Beispiel eine telefonische Sprechstunde an und weist dort auf das Angebot hin. „Das ist eine gute, sinnvolle Sache für die Senioren in Krumbach und sie wird auch genutzt“, sagt sie. Und Herold ist zuversichtlich, dass sich bald weitere Geschäfte beteiligen: Wir müssen es wohl einfach noch stärker bewerben.“

    Lesen Sie dazu auch einen Kommentar: Begleitetes Einkaufen braucht Nachahmer im Landkreis Günzburg

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