Ein von 400 auf 1400 Quadratmeter vergrößerter Müller-Markt in der Krumbacher Innenstadt, dazu rund 50 Wohnungen: Als erste Details der Planung des Niederraunauer Investors Sascha Lochbrunner bekannt wurden, war die Zustimmung bei Kommunalpolitikern und in der Bevölkerung nahezu uneingeschränkt groß. Doch im Zuge der Vorstellung des Projekts im Stadtrat und zuletzt im Bauausschuss hat sich eine zunehmend kontroverse Debatte um die Gestaltung der geplanten insgesamt vier Gebäudekomplexe von der Karl-Mantel-Straße bis hin zur Brühlstraße entwickelt. Eines der Gebäude soll bis zu 24 Meter hoch werden. Kritisiert werden Details der Planung unter anderem von der benachbarten Familie Hofmeister. Auch Willi Fischer, Vorsitzender des Krumbacher Heimatvereins, findet die Planung nicht geglückt. Es gibt aber auch entschiedene Befürworter der vorgelegten Planung wie 3. Bürgermeister Klemens Ganz (UFWG). Er habe sich von Architekt Jochen Treve überzeugen lassen, dass es optisch nichts bringe, ein Stockwerk wegzulassen. Am kommenden Montag, 16. Dezember steht das Thema ab 18 Uhr bei der Jahresschlusssitzung des Stadtrates erneut auf der Tagesordnung. Denkbar ist es, dass in der Sitzung das formelle Verfahren (Änderung des Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines vorhabensbezogenen Bebauungsplanes) auf den Weg gebracht wird.
Weitere Informationen zur Planung für einen neuen Müller-Markt in Krumbach finden Sie hier:
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Investor Sascha Lochbrunner bringt beim umstrittenen Thema Höhe auf Nachfrage unserer Redaktion eine Variante ins Spiel: Beim bislang mit 24 Metern Höhe geplanten Haus C sei die Reduktion um ein Stockwerk und auf 20 Meter Höhe denkbar. Dann aber müsste das Haus B (bislang mit 18 Metern geplant) um ein Stockwerk erhöht werden. Er betont nochmals, dass das Projekt nur in der jetzt vorgelegten Gesamtdimension Sinn mache. Lochbrunner kritisiert eine in der Diskussion aus seiner Sicht auch immer wieder anzutreffende Doppelmoral: Da werde beispielsweise gefordert, dass beim Bauen weniger Fläche verbraucht werden solle, zugleich solle nicht in die Höhe gebaut werden.
Die Rolle von Kling Consult
Beim Müller-Markt-Projekt arbeitet der Niederraunauer Investor Sascha Lochbrunner mit dem Münchner Architekturbüro Schmidt-Schicketanz zusammen. Dieses musste bekanntlich im Zuge der Sanierung des Deutschen Museums Insolvenz anmelden. Im Sommer wurde das Büro mit rund 40 Mitarbeitern von der weltweit tätigen Krumbacher Planungsgesellschaft Kling Consult, der circa 230 Mitarbeiter angehören, übernommen. So konnten die Arbeitsplätze bei Schmidt-Schicketanz gesichert werden. Und nun ist das Büro mit der Planung eines für Krumbach zentralen Projekts beauftragt. In den Baukörpern soll Raum für Einzelhandel, Gewerbe und Wohnungen geschaffen werden. Im Innenhof sind rund 50 Parkplätze vorgesehen. Für die Bewohner der neuen Gebäude ist eine Tiefgarage mit 83 Stellplätzen geplant.
Von der benachbarten Familie Hofmeister wird das Vorhaben prinzipiell begrüßt, doch bezüglich der Detailplanung gibt es erhebliche Bedenken. Problematisch könne sich in diesem Bereich die Verkehrssituation entwickeln. Fraglich sei, ob die geplanten Stellplätze ausreichen. Bei der Planung fehle weitgehend eine Begrünung. Und eine Höhe von bis 24 Metern sei sehr schlecht für das Stadtbild. Die Familie verweist darauf, dass selbst das große benachbarte Ärztehaus eine Höhe von lediglich 19 Metern aufweise. Und dort gebe es ein Satteldach, beim benachbarten Gesundheitshaus ein elegant zum vorbildlich sanierten Weißkopfhaus abfallendes Walmdach. Die Flachdachkonstruktionen der jetzt vorgelegten Planung würden sich in dieses Bild in keiner Weise hineinfügen. Die Familie Hofmeister kritisiert, dass die Planung mit ihnen nur unzureichend abgestimmt worden sei –was Investor Lochbrunner zurückweist. Das denkmalgeschützte Hofmeister-Haus an der Karl-Mantel-Straße aus dem Jahr 1654 hat eine Höhe von 11,80 Metern. Der aktuell geplante Komplex westlich davon reicht bis auf 16,50 Meter hinauf. Die Familie Hofmeister verweist auf eine erste Stellungnahme der Unteren Denkmalschutzbehörde, die angeregt habe, die Höhe dieses Baus herabzusetzen. Kritisiert wird von der Familie Hofmeister, dass das neben der 7,20 Meter hohen Glaserei vorgesehene Gebäude entgegen der ursprünglich vorgelegten Planung von 3 auf vier Geschosse erhöht (Höhe jetzt 15,10 Meter) worden sei. Mittlerweile habe es mit dem Investor und Stadtbaumeister Björn Nübel ein Gespräch gegeben. Dabei sei unter anderem über eine Herabsenkung der Höhe des geplanten Hauses an der Karl-Mantel-Straße gesprochen worden. Lochbrunner: „Wir prüfen das.“ Die Familie Hofmeister hofft, dass sich der Investor bei der Planung insgesamt kompromissbereit zeigt. Dies hofft auch Willi Fischer, Vorsitzender des Heimatvereins. Er befürwortet prinzipiell das Vorhaben, aber in der Planung sieht er Nachbesserungsbedarf und wünscht sich Kompromissbereitschaft des Investors. Aber auch bei der Einrichtung des neuen Hotels im ehemaligen Laber-Gebäude seien bei der Gestaltung ja Nachbesserungen möglich gewesen.
Welchen Beschluss es am Montag geben könnte
Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer hofft, dass am Montag im Rat der Aufstellungsbeschluss auf den Weg gebracht werden kann. Er freut sich, dass mit Müller ein „Magnet“ in die Innenstadt komme, dem weitere Investoren folgen könnten. Die geplante Bebauung füge sich bereits jetzt gut ins Ortsbild ein, sie sei keineswegs völlig überdimensioniert. Im Lauf des Verfahrens gebe es dann aber sicherlich noch Möglichkeiten, an Details zu feilen.
Gerhard Weiß, 2. Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender der CSU, spricht sich dafür aus, am Montag im Stadtrat den Aufstellungsbeschluss zu fassen. Im Lauf des Verfahrens könnten sich dann Fachstellen und Nachbarn konkret einbringen. Das Vorhaben sei insgesamt sehr zu begrüßen. Und am Montag werde ja keine Höhe beschlossen.
Klemens Ganz (Dritter Bürgermeister und UFWG-Fraktionsvorsitzender) erklärt auf unsere Anfrage, dass sich der Komplex insgesamt gut in das Stadtbild einfüge. Er spricht sich dafür aus, am Montag den Aufstellungsbeschluss zu fassen. Krumbach sei ein Mittelzentrum, die Stadt solle „mutig vorangehen“.
Lothar Birzle (Fraktionsvorsitzender von JW/OL) sieht in dem Projekt eine Belebung der Innenstadt. Aber er sieht auch noch Klärungsbedarf in Sachen Gestaltung, Abstandsflächen und Stellplätze. Aus seiner Sicht ist es noch zu früh, einen Aufstellungsbeschluss zu fassen.
Achim Fißl (SPD) Fraktionsvorsitzender, begrüßt das Vorhaben, aber bei der Gestaltung sieht er noch viel Luft nach oben. Dem Stadtrat sei eine geschönte Präsentation vorgelegt worden. Die maximale Höhe solle von sieben auf sechs Stockwerke reduziert werden.
Christoph Helmes (fraktionslos) spricht sich in dem von ihm eingebrachten Antrag für eine Verschiebung des Tagesordnungspunktes aus, weil noch etliche Punkte zu klären seien. Zumindest solle aber am 16. Dezember kein Aufstellungsbeschluss gefasst werden. Und wenn doch etwas beschlossen werden sollte, dann solle dies keine Festlegung auf Details wie etwa die Maximalhöhe sein.