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Krumbach: Krumbacher DJ zur Pandemie: "Die Zeit ist extrem hart"

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Krumbacher DJ zur Pandemie: "Die Zeit ist extrem hart"

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    Patrick Mielke als DJ Sunshine bei einem seiner Auftritte.
    Patrick Mielke als DJ Sunshine bei einem seiner Auftritte. Foto: Julia Harder

    Zu den Bereichen, die besonders unter dem Lockdown leiden, gehört die Veranstaltungsbranche. Wir haben mit dem aus Darmstadt stammenden Wahl-Krumbacher Patrick Mielke gesprochen, der als DJ Sunshine und Eventmanager mit seiner Full-Service Eventagentur MP Eventmarketing aktiv ist.

    Herr Mielke, wie geht es Ihnen?

    Privat gehts mir super. Geschäftlich ist es grad aber eine extrem harte Zeit.

    Warum?

    2019 war ich als DJ Sunshine noch auf 152 Veranstaltungen aktiv. Dazu kommen noch fünf Veranstaltungen mit meiner Eventagentur. Das ist jetzt so gut wie alles weggebrochen. Ich hatte damals mein Unternehmen ganz bewusst auf drei Säulen aufgebaut, um flexibel zu bleiben. Der Lockdown lässt aber weder das Auflegen noch Geschäfte mit meiner Eventagentur zu. Im Bereich Marketing gibt es aktuell wieder etwas mehr Nachfrage. Werbeartikel wie Banner oder Kugelschreiber sind wieder gefragt.

    Wie verdient man als DJ seine Brötchen, wenn gerade keine Pandemie ist?

    Vor der Pandemie habe ich regelmäßig im Wellness Hotel Engel im Tannheimer Tal bei der Küchenparty für die Gäste des Hotels aufgelegt. Jede Woche bin ich dienstags, vollgepackt mit Technik, ins

    Da bleiben enge Kontakte nicht aus.

    Klar, die Gäste sind sich beim Feiern und Tanzen nähergekommen. Ich selbst hatte durch mein DJ-Pult einen gewissen Abstand. Mir ist die Tatsache wichtig, dass sich auf diesen Feiern nachweislich niemand mit Corona infiziert hat. Es wurden genaue Listen für eine Nachverfolgung geführt.

    Sie sehen die Corona-Maßnahmen kritisch?

    Der Lockdown stellt eine sehr große Gefahr für die gesamte Touristik- und Veranstaltungsbranche dar. Da sind so viele Bereiche und Dienstleister betroffen, die man vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat: Touristiker, Techniker, Messebauer, Gastronomen und Caterer zum Beispiel.

    Was kann man tun? Was unternehmen Sie?

    Man kann darauf aufmerksam machen. Das ist mir echt ein Anliegen. Darum war ich auch bei einer „Alarmstufe Rot“-Demo in Berlin dabei. Da hatte ich extra meinen Anhänger mitgenommen, damit der Konvoi möglichst auffällig und lang wird. In Krumbach habe ich bei der „Night of Light“ mitgemacht. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich was gebracht hat.

    Was hätte es denn bringen sollen?

    Die Branche hat mehrere Öffnungskonzepte vorgelegt, aber wenn das RKI Öffnungen immer nur an Inzidenzen knüpft, sehe ich keine planbare Perspektive. Dabei gäbe es mit Tests und App-Lösungen sinnvollere und umsetzbare Alternativen. Bei der großen Demo im Oktober hat Herbert Grönemeyer vor Tausenden Menschen gesprochen. Gleichzeitig beschließt die Politik 100 Meter Luftlinie weiter den Lockdown. Wir wurden komplett vergessen und ignoriert.

    Was macht das mit der Gesellschaft?

    Mir tun vor allem die Jugendlichen leid. Ich habe früher eine Menge Zeit in Clubs verbracht und dabei viel erlebt – und meine Liebe zur Musik entdeckt. Die Corona-Jugend muss auf solche Erfahrungen verzichten.

    Was treibt Sie an?

    Meine wahre Leidenschaft gilt der Musik und den Events. Gelegentlich mache ich Livestreams, um in Übung zu bleiben. Da waren auch schon bis zu 80 Zuschauer dabei. Geld verdiene ich damit natürlich nicht, aber der Marketingeffekt ist nicht zu verachten. Immerhin hab ich damit fürs kommende Jahr auf diesem Weg schon ein paar Buchungen ergattern können. Kürzlich habe ich auch erst einen neuen Mix aufgenommen und für meine Fans hochgeladen. Das kam echt sehr gut an und das Feedback war sensationell.

    Woher kommt diese Leidenschaft für die Musik?

    Schon als Jugendlicher habe ich mit selbst zusammengestellten CDs im Zeltlager oder am Badesee für die richtige Musik gesorgt.

    Wie wurden Sie dann zum Profi?

    Durch mein duales Studium zum Messe-, Kongress- und Eventmanager war ich mittendrin in der Eventbranche. Zunächst habe ich Veranstaltungen organisiert und andere DJs gebucht. Eines Tages, bei einer Veranstaltung mit über 2000 Menschen, kam der DJ einfach nicht, den wir gebucht hatten. Ich bin dann ins kalte Wasser gesprungen und hab das übernommen. Das war eine tolle Erfahrung, sodass ich damit weitergemacht habe. Es hat mir richtig viel Spaß gemacht und ich hab es damals als blutiger Anfänger geschafft, die Menge abzuholen und zum Feiern zu animieren. Das Handwerk habe ich mir durch viel Übung und Routine selbst beigebracht. Da hat mir auch meine Leidenschaft zur Musik und das Gefühl für gute Stimmung weitergeholfen. Mein Ziel ist, bei jeder Veranstaltung die Gäste zu begeistern.

    Was ist das Beste am Auflegen?

    Die Interaktion mit dem Publikum ist das, was mir an meiner Arbeit besonders gefällt. Wenn ich sehe, wie die Menschen beim Tanzen Spaß haben und ich noch einen draufpacke, damit sie richtig eskalieren – das ist für mich das Größte. Ich erinnere mich an das Gänsehautfeeling auf diesem Berg in einem Skigebiet vor malerischer Alpenkulisse. 3500 Leute haben mitgesungen. Ich glaube, die Sehnsucht nach diesem Gemeinschaftsgefühl wird größer.

    Bei den Veranstaltungen zwischen den Lockdowns habe ich festgestellt, dass die Leute intensiver gefeiert haben. Und mir gehts da ganz ähnlich. Ich will endlich wieder loslegen!

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