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Krumbach: Josef Zell, ein bewegtes Leben und die Krumbacher Kirche St. Michael

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Josef Zell, ein bewegtes Leben und die Krumbacher Kirche St. Michael

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    Der Bau einer neuen Stadtpfarrkirche war eines der großen Anliegen des Pfarrers Josef Zell bereits in den Jahren ab 1730. Gebaut wurde sie aber erst nach seinem Tod ab 1751. Unsere Stadtansicht stammt aus der Zeit vor 1957.
    Der Bau einer neuen Stadtpfarrkirche war eines der großen Anliegen des Pfarrers Josef Zell bereits in den Jahren ab 1730. Gebaut wurde sie aber erst nach seinem Tod ab 1751. Unsere Stadtansicht stammt aus der Zeit vor 1957. Foto: Hans Bosch

    Er war nur acht Jahre Pfarrer in Krumbach und zwar ab 1730. Und doch hat ihm die heutige Stadtpfarrei St. Michael viel zu verdanken. Sein Name: Josef Zell. In den Geschichtsbüchern fand er später kaum noch Erwähnung. St.-Michael-Mesner Gerhard Heinisch bedauert dies, hat er doch bei seinen eigenen Recherchen über ihn und seine Arbeit in der Pfarrei viel Interessantes gefunden.

    Immer wieder ist bei Segnungen und besonders bei den jährlichen Fronleichnamsprozessionen die kunstvoll gestaltete Monstranz ein besonderer „Hingucker“. Sie kaufte der im April 1682 in Augsburg geborene neue Pfarrer schon in seinem ersten Dienstjahr von dem damals in der Fuggerstadt arbeitenden bekannten Goldschmied Johann Caspar Lutz.

    Die wertvolle Monstranz und das Vortragskreuz mit einem Kreuzpartikel stammen aus der Zeit um 1730 und waren der erste Einkauf von Josef Zell für St. Michael. Sie sind beide heute noch bei besonderen Anlässen im Gebrauch.
    Die wertvolle Monstranz und das Vortragskreuz mit einem Kreuzpartikel stammen aus der Zeit um 1730 und waren der erste Einkauf von Josef Zell für St. Michael. Sie sind beide heute noch bei besonderen Anlässen im Gebrauch. Foto: Hans Bosch

    Bestätigt wird dies auf der Rückseite durch die eingravierte Zirbelnuss (Augsburgs Stadtwappen) und den Initialien JCL. Die Monstranz selbst besteht aus vergoldetem Metall und besitzt zahlreiche gefasste rote Steinchen, die beim ersten Blick durchaus als Rubine gelten können. In Wirklichkeit handelt es sich um rote Glasperlen, allerdings in Verbindung mit dem Gold des Kunstwerks und dank des Könnens von Lutz eine echte Meisterleistung mit großem historischem Wert.

    Ein Altarkreuz mit einem Kreuzpartikel

    Gleiches gilt für das auch heute noch bei besonderen Anlässen verwendete Altarkreuz mit einem Kreuzpartikel als Mittelpunkt, das Pfarrer Zell zwei Jahre später vom gleichen Goldschmied erwarb. Als dies bekannt wurde, bekam er jedoch mit den Freiherrn von Freyberg aus Niederraunau erhebliche Probleme.

    So malerisch sieht die Kirche an einem Wintertag aus.
    So malerisch sieht die Kirche an einem Wintertag aus. Foto: Hans Bosch

    Der Grund: Ähnliche Segenskreuze gab und gibt es noch in Burg, Breitenthal, Mindelzell und Niederraunau. Sie alle waren oft Ziel von Wallfahrern und brachten Geld in die Gemeinden und so befürchteten die Freyberger in Krumbach eine neue Konkurrenz.

    Gerhard Heinisch hat sich im Verlauf seiner Forschungen immer wieder die Frage gestellt, woher Pfarrer Zell das Geld zum Kauf dieser Lutz-Kunstwerke hatte. Erst jüngst wurde er fündig – und zwar im Augsburger Diözesanarchiv: Es waren verwandtschaftliche Gründe, die wohl zur Verringerung des Kaufpreises beigetragen hatten. Der Goldschmied Lutz hatte nämlich am 23. Dezember 1716 eine Marie Regina Zell geheiratet und das war die Schwester des Krumbacher Pfarrers.

    In dem Bildstock (rechts) befand sich das „wundertätige“ Marienbild, das 1734 im Vorgängerbau der heutigen Friedhofskapelle (links) vor Regen und Sturm geschützt werden sollte. Die Zeichnung stammt aus dem Geschichtsbuch von Heinrich Sinz und ist von einem unbekannten Maler.
    In dem Bildstock (rechts) befand sich das „wundertätige“ Marienbild, das 1734 im Vorgängerbau der heutigen Friedhofskapelle (links) vor Regen und Sturm geschützt werden sollte. Die Zeichnung stammt aus dem Geschichtsbuch von Heinrich Sinz und ist von einem unbekannten Maler. Foto: Hans Bosch

    Erheblichen Anteil hat Josef Zell auch am Wallfahrtsleben, das in Krumbach dank der Reliquie des hl. Valentin enorme Formen angenommen hatte. Er wollte die Verehrung des Heiligen weiter fördern, ließ den Körper von den Englischen Fräulein in Augsburg neu fassen und sorgte für eine entsprechende Aussetzung in der Pfarrkirche. Nach Heinrich Sinz, dem Verfasser der „Beiträge zur Geschichte der Stadt Krumbach“, kosteten diese Vorarbeiten 390 Gulden, was nach heutiger Wertung einem Betrag von rund 30000 Euro gleichkommt. Für den Pfarrer ein großer „Brocken“, denn seine Pfarrkirche befand sich in einem „ruinösen Zustand“, die eine „kostspielige Hauptreparation“ erforderte, wobei sich Zell für einen völligen Neubau stark machte.

    Zell starb 1737 in Krumbach

    Diesen erlebte er allerdings nicht mehr. Er starb am 25. Juli 1737 in Krumbach und wurde vermutlich auf dem Kirchfriedhof beerdigt. Eine Grabplatte in der Turmkapelle von St. Michael erinnert an ihn. Die Pfarrei Krumbach mit ihren 94 Feuerstätten und 50 im Nachbarort Hürben musste also die folgenden Jahre mit einem nach Sinz „höchst armen und miserationswürdigen Gotteshaus“ auskommen, bevor 1751/52 mit dem lang ersehnten Neubau begonnen wurde.

    Die heutige Kapelle im Westfriedhof besitzt als Deckengemälde eine bemerkenswerte Weihnachtsdarstellung. Konrad Huber aus Weißenhorn schuf sie im Jahre 1819 im Rahmen einer Barockisierung des kleinen Kirchleins.
    Die heutige Kapelle im Westfriedhof besitzt als Deckengemälde eine bemerkenswerte Weihnachtsdarstellung. Konrad Huber aus Weißenhorn schuf sie im Jahre 1819 im Rahmen einer Barockisierung des kleinen Kirchleins. Foto: Hans Bosch

    Was den hl. Valentin angeht, so wurde er weiter verehrt und erhielt aufrecht stehend einen Ehrenplatz im linken Seitenaltar und zwar bis zur ersten Kirchenrenovierung im Jahre 1850. Wie Heinisch in bisher unbekannten Akten recherchierte, war das Interesse an der Valentinsreliquie stark gesunken und sie wurde deshalb nach unten gelegt. Den Vorzug erhielten dafür an beiden Seitenaltären die heutigen Bilder des Unterbleicher Malers Johann Baptist Dollenbacher.

    Was für Zell ein besonderes Anliegen war

    Ein besonderes Anliegen war für Pfarrer Zell weiter der Neubau einer Überdachung für ein Muttergottesbild in einer Bildsäule an der Straße nach Babenhausen. Dort war es im Mai 1733 zu einer „besonderen Wohltat Mariens“ an einer 18-jährigen Krumbacherin gekommen, die nach einem Gebet auf eine wundersame Weise von ihrer schweren Erkrankung geheilt wurde. Das Ordinariat sah darin kein Wunder und lehnte Zell den Bau einer kleinen Feldkapelle ab, genehmigte aber eine Bildsäule, die das Marienbild vor Regen und Sturm schützen sollte. Die Krumbacher Gläubigen waren samt ihrem Pfarrer damit nicht einverstanden. Es kam zu einem energischen Schriftwechsel mit dem Ordinariat, über dem Marienbild wurde ohne Erlaubnis ein hölzernes Dach angebracht und ein Jahr später war daraus eine kleine Kapelle geworden.

    Die Krumbacher Kirche St. Michael prägt auf eine markante Weise das Stadtbild der Kammelstadt. Die Kirche St. Michael wurde 1751/52 errichtet, federführender Baumeister bei diesem Projekt war Johann Martin Kraemer (1713 bis 1782) aus Edelstetten.
    Die Krumbacher Kirche St. Michael prägt auf eine markante Weise das Stadtbild der Kammelstadt. Die Kirche St. Michael wurde 1751/52 errichtet, federführender Baumeister bei diesem Projekt war Johann Martin Kraemer (1713 bis 1782) aus Edelstetten. Foto: Hans Bosch

    Sie sollte damit der Vorgängerbau für die heutige Friedhofskapelle werden. Heinrich Sinz schreibt darüber: „Der Pfarrer von Krumbach hatte manches zu leiden und wurde pöbelhaft schimpflich behandelt. Aber das Gute brach sich Bahn. Aus der Bildsäule wurde eine Kapelle und einen Altar sollte sie auch noch bekommen.“

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