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Krumbach: Investor gesucht: Großes Interesse an der Krumbacher Firma Lingl

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Investor gesucht: Großes Interesse an der Krumbacher Firma Lingl

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    Die Krumbacher Firma Lingl befindet sich seit Dezember 2020 in einem Insolvenzverfahren. Viele Mitarbeiter haben deshalb ihren Job verloren. Auf der Suche nach neuer Arbeit soll ihnen eine Transfergesellschaft helfen, die seit 1. März offiziell in Betrieb ist.
    Die Krumbacher Firma Lingl befindet sich seit Dezember 2020 in einem Insolvenzverfahren. Viele Mitarbeiter haben deshalb ihren Job verloren. Auf der Suche nach neuer Arbeit soll ihnen eine Transfergesellschaft helfen, die seit 1. März offiziell in Betrieb ist. Foto: Peter Bauer

    Der Insolvenzantrag des Krumbacher Traditionsunternehmens Lingl Ende vergangenen Jahres hat die Menschen in der Region hart getroffen. Inmitten der Corona-Pandemie haben im Zuge des Insolvenzverfahrens 138 Mitarbeiter ihren Job verloren. Die Suche nach einem Investor für die Firma und ihre verbliebenen etwa 230 Angestellten läuft derweil auf Hochtouren. Obwohl der Zeitpunkt für potenzielle Geldgeber wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten der Krise denkbar schlecht erscheint, ist die Liste der Interessenten an Lingl – ganz zur Freude der Verantwortlichen – offenbar lang. Und auch für die vielen Menschen, die nun auf der Suche nach neuer Arbeit sind, geht es langsam wieder bergauf.

    Das Interesse am Kauf der Krumbacher Firma Lingl ist groß, verrät Günter Frey, der als 1. Bevollmächtigter der IG-Metall für die Region an den Gläubigersitzungen teilnimmt. „Wir sind mit mehreren Interessenten in engeren Gesprächen“, berichtet er unserer Redaktion – und nennt konkrete Zahlen: 13 Interessenten seien es zuletzt im Kreis der möglichen Investoren gewesen. Wer am Ende das Rennen macht, das, so Frey, sei allerdings noch völlig offen: „Es ist alles noch sehr wage und ändert sich ständig.“ Der Gewerkschafter sieht die Ausgangssituation aber äußerst positiv: „Das wir in einer solchen Situation überhaupt 13 Kauf-Interessenten haben, ist überraschend – und toll.“

    Lingl-Insolvenz in Krumbach: Viele Mitarbeiter haben schon neue Arbeit gefunden

    Dass in Sachen Investor noch nichts entschieden ist, das bestätigt auch Insolvenzverwalter Christian Plail im Gespräch mit unserer Redaktion. Eine Entscheidung solle frühestens um Ostern, also in knapp zwei Wochen, fallen. „Wir sind noch in Gesprächen“, sagt Plail.

    Erfreuliche Neuigkeiten gibt es aber trotzdem schon jetzt – und zwar von Martin Gosch, Geschäftsführer von Quali Plus. Das Unternehmen betreut die Lingl-Transfergesellschaft. Für das Projekt wurde ein Büro im alten Toom-Gebäude im Krumbacher Norden eingerichtet. Das Ziel dieser Transfergesellschaft: Die gekündigten Lingl-Mitarbeiter sollen Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche und Weiterqualifizierung bekommen. Die Transfergesellschaft ist nun seit 1. März offiziell in Betrieb und Gosch zieht eine erste, durchaus positive, Bilanz: „Es kommen erstaunlich viele Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskräften aktiv auf uns und auf die Firma Lingl zu. Der Fortschritt nach den ersten Wochen ist relativ respektabel und spricht für die Qualifikation der Lingl-Mitarbeiter.“

    Konkret hätten von den zu Beginn rund 120 Mitarbeitern, die in die Transfergesellschaft ausgegliedert wurden, zuletzt 15 einen neuen Job gefunden. Neun weitere haben nach Angaben von Gosch bereits eine mündliche Zusage für einen neuen Arbeitsplatz und warten noch auf einen Vertrag. Zwölf Lingl-Angestellte – vor allem jüngeren Alters – hätten sich für weitere, höhere Qualifikationen, wie den Techniker oder ein Studium, entschieden.

    Auch in der Krise gibt es für die Arbeitssuchenden also eine Perspektive – und das, betont Gosch, sei nicht nur in Krumbach so. Quali Plus betreut neben der Firma Lingl noch weitere Insolvenzen und auch dort sei die Situation ähnlich. Gosch: „Dafür, dass wir mitten in der Corona-Krise stecken, läuft es gut. Die Lage am Arbeitsmarkt sei nicht so schlecht, wie es die Situation auf den ersten Blick vermuten lässt.“

    Transfergesellschaft wegen Insolvenz: So läuft es für die Lingl-Mitarbeiter

    Eine Botschaft, die auch den verbleibenden rund 85 Lingl-Mitarbeitern, die mithilfe der Transfergesellschaft noch auf der Suche nach neuer Arbeit sind, Mut machen dürfte. „Die Vermittlungen laufen“, sagt Gosch. Denn der größte Eckpunkt, der in solch einer Transfergesellschaft immer am Anfang steht, sei mittlerweile längst abgearbeitet: Alle Mitarbeiter haben in den vergangenen Wochen ihre Bewerbungsunterlagen erstellt. Nun wird es viel individueller, berichtet der Projektbetreuer: „Vieles ist dabei nur in persönlichen Gesprächen möglich. Wir helfen zum Beispiel bei neuen Qualifikationen und bieten konkrete Unterstützung bei der Bewerbung an.“ Es gebe aber auch ganz grundlegende Schulungen, falls Bedarf da ist – zum Beispiel zum Arbeiten mit Word und PDF.

    Gäbe es kein Corona, würden im Rahmen der Transfergesellschaft auch Veranstaltungen in kleineren Gruppen stattfinden. Diese sollen, so Gosch, in erster Linie dem Erfahrungsaustausch und der Motivation dienen. Präsenzveranstaltungen im eigens dafür eingerichteten Büro im alten Toom-Gebäude sind wegen der Pandemie derzeit allerdings nicht möglich. Die Unterstützung erfolgt deshalb ausschließlich über Video-Sitzungen und Mailverkehr. „Das funktioniert aber erstaunlich gut und ist sehr effizient. Es gibt nur wenige Reibungsverluste“, betont der Projektbetreuer. In einigen Fällen hätten die schwierigen Umstände sogar äußerst positiven Einfluss.

    Bei manchen Lingl-Mitarbeitern – gerade den Älteren – die mit Videokonferenzen und Mailverkehr nicht ganz so gut zurechtkommen, springe etwa die Familie ein, berichtet Gosch: „Dann hilft der Sohn mit dem Video-Programm und die Tochter bei den Mails. Das Ganze wird dann quasi zur familiären Aktivität.“ Und das stärkt bekanntlich den Zusammenhalt. So, sagt der Projektbetreuer, könne der misslichen Lage sogar noch etwas Positives abgewonnen werden. „Und die Erfahrung zeigt: Es ist alles nicht so schwierig, wie gedacht – auch das kann Mut machen und dann läuft es auch in den vielen anderen Projekten wieder besser.“

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