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Krumbach: Heilbad, Lazarett, Bischofsexil: Was das Krumbad in 600 Jahren alles erlebt hat

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Heilbad, Lazarett, Bischofsexil: Was das Krumbad in 600 Jahren alles erlebt hat

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    Zunächst liefen die Geschäfte im Heilbad Krumbad wegen des Coronavirus eingeschränkt. Mittlerweile ist das Kurbad allerdings in einen Reserveort für Corona-Kranke umgewandelt.
    Zunächst liefen die Geschäfte im Heilbad Krumbad wegen des Coronavirus eingeschränkt. Mittlerweile ist das Kurbad allerdings in einen Reserveort für Corona-Kranke umgewandelt. Foto: Krumbad

    Den Auftakt der Historie des Heilbads Krumbad bildet eine ruchlose Eifersuchtstat. Es folgten sechs Jahrhunderte bewegte Geschichte und heute sorgt es durch die Schließung wegen der Corona-Pandemie wieder für Schlagzeilen. Deshalb im Voraus nur einige besonders bemerkenswerte Situationen aus der Chronik: Stammburg der Herren von Krumbach, Schauplatz einer gemeinen Mordtat, Auftakt und Niedergang als Heilbad, Lazarett für verwundete Soldaten, Bischofsexil und in der Neuzeit wieder Aufenthaltsort für Menschen zur Erholung, Gesundung und Wohlfühlen.

    Die „Adelheidsburg“ beherbergt heute den gastronomischen Bereich des Krumbades. Sie wurde im Jahr 1906 erbaut.
    Die „Adelheidsburg“ beherbergt heute den gastronomischen Bereich des Krumbades. Sie wurde im Jahr 1906 erbaut. Foto: Krumbad

    Die inzwischen über 600-jährige Geschichte des heutigen Heilbads beginnt mit dem Bau einer Burg nördlich des Landguts Lechsenried im Jahre 1145 durch Hiltipold, dessen Bruder Mangold damals Besitzer von Krumbach war. So ist es in den „Nachrichten“ des Ursberger Priors Grimo Kormann zu lesen, die dieser 1804 verfasste.

    Der Ehemann war eifersüchtig

    In der Folge gelangte das Schloss in den Besitz der in Krumbach residierenden Ritter von Ellerbach. 1390 kam es dann auf der Hippelsburg zu der furchtbaren Tat, die am Beginn des späteren Heilbads stehen sollte. Kormann: „Ritter Ulrich von

    Das Krumbad im Jahre 1814 mit der früheren Landwirtschaft (links), Kurhaus und Kapelle, wie es der Augsburger Lithograph J. Hörmann zeichnete.
    Das Krumbad im Jahre 1814 mit der früheren Landwirtschaft (links), Kurhaus und Kapelle, wie es der Augsburger Lithograph J. Hörmann zeichnete. Foto: Krumbad

    Weitaus „blumiger“ berichtet das Büchlein „Neue Beschreibung des altberühmten und vortrefflich heilsamen Krummbades bei Krummbach in Schwaben“ über diese Tat. Es wurde vom damaligen protestantischen Stadtphysikus Georg Friedrich Guttermann in Augsburg herausgegeben, 1758 gedruckt und dem Ursberger Kloster übergeben. Darin heißt es: „Da Ulrich von Ellerbach Geschäfte halber verreiset und von seiner Gemahlin abwesend war, stiftete ein Asmodi (Dramatiker) und Feind des heiligen und friedlichen Ehestandes die allerkräfftigste und bitterste Eifersucht an, gegen seine fromme und unschuldige Gemahlin, als hätte sie während seiner Abwesenheit eine Untreue in der ehelichen Pflicht begangen und ein offenbar unkeusches und ärgerliches Leben geführet.“ Weiter ist zu lesen: „Der Edelmann, von seiner aufs höchste beleidigten Ehre aufgebracht, kam im häfftigsten Zorn und Grimm zurück nach Hippelsberg mit dem tollen Vorsatz, seine Gemahlin als eine Ehr- und Pflicht-vergessene, treulose und schändliche Ehebrecherin, ohne alle Gnaden und Verschonen ums Leben zu bringen.“

    Was nach der Tat geschah? „Gott der Allmächtige, ließ an eben diesem Platz, drey Quellen entspringen.“ Der Heilwert der später gefassten Adelheidsquelle verbreitete sich rasch „weil es Personen, welche an Gliedern krank, schmerzhaft, steif, geschwächt, krumm und lahm sind, überaus wohl bekommt“.

    Während des Zweiten Weltkriegs wehte die Hakenkreuzfahne auf dem Kurhaus. Damals war es Reservelazarett.
    Während des Zweiten Weltkriegs wehte die Hakenkreuzfahne auf dem Kurhaus. Damals war es Reservelazarett. Foto: Krumbad

    Kormann kommt in seiner Chronik von 1804 außerdem zu der Erkenntnis, dass der „Badbrunnen noch heutzutag stark besucht wird und bei Leibesverstopfungen, bei schwächlichen oder gelähmten Gliedern sehr gute Dienste leistet“. Weiter berichtet der Ursberger Prior vom Bau des „oberen Badehauses mit vielen Zimmern, Küchen und Kämmern, des gemeinen und unteren Badehauses, eines Miethshauses und eines Bademeister-Hauses sowie einer kleinen Kirche ab dem Jahre 1717“. Zehn Jahre später folgte dann zum Abschluss der Bauarbeiten die Weihe der Kapelle mit der hl. Felizitas als Patronin. Empfohlen wird den „andächtigen Badegästen der angenehme Spaziergang zu der jenseits des Berges gegen Mittag stehenden Kapelle Lechsenried“, die 1772 „ganz erneuert und schön ausgemalet“ worden sei.

    Ein Prachtgebäude mit Speise- und Tanzsaal

    Heinrich Habel schreibt in seiner Auflistung der Kunstdenkmale im ehemaligen Landkreis Krumbach, dass das Krumbad ab 1750 durch den Besuch zahlreicher adeliger Personen eine Blütezeit erlebte. Nach der Säkularisation kam das Bad 1802 in den Besitz des bayerischen Staates, der es zwei Jahre danach an den späteren Augsburger Bürgermeister Johann Christoph Zabuesnig verkaufte, der ab 1812 das damalige Badehaus zu einem „Prachtgebäude mit Speise- und Tanzsaal“ umgestaltete. 1833 wird ein Wolfgang Geßler Besitzer, später Eugen Gresser bevor im Februar 1891 Dominikus Ringeisen das gesamte Krumbad für die Ursberger Josefskongregation kaufte.

    Es folgten um die Jahrhundertwende und danach der Umbau des Zabuesnigschen Kurhauses und 1905 der Neubau der drei Brunnenpavillons. Von weiteren Umbauten und Verbesserungen der Einrichtung im Jahre 1933 berichtet Walter Gleich in seinen „Krumbach in Stichworten“, bevor dann neun Monate nach Kriegsbeginn die Gebäude als Reservelazarett für verwundete Soldaten eine neue Nutzung erfuhren. Dies sollte es bis zum August 1945 mit den beiden Krumbacher Ärzten Albert Wohllaib und Josef Samson bleiben. Unter der Obhut der Ursberger Klosterfrauen verbrachte der 1941 von den Nazis aus seiner Rottenburger Diözese verbannte Bischof Joannes Baptista Sproll vier Jahre seines Exils dort.

    Erholungsort für amerikanische Soldaten

    Unmittelbar nach Kriegsende wurden die Räume als „Erholungsort für amerikanische Soldaten“ beschlagnahmt, ein Jahr später zogen rund 70 Heimatvertriebene ein, bevor 1949 der Badebetrieb wieder aufgenommen wurde. Auch das Krumbad nahm Teil am Wiederaufbau und den Erfolgen der Nachkriegszeit: 1955 erfolgte die Verlegung der B 300 nach Süden, sechs Jahre später wurde die Landwirtschaft aufgegeben, 1974 erhielt die Einrichtung die Auszeichnung „Sanatorium“ und 1981 kam es zur Gründung der heutigen GmbH mit der St. Josefskongregation (55 Prozent) sowie dem Bezirk Schwaben, Landkreis Günzburg und Stadt Krumbach (je 15 Prozent) als Gesellschafter.

    Verbunden damit waren 1984 der Einbau des Bewegungsbads, zwei Jahre später der Umbau der Adelheidsburg und 1989 der Abschluss der Gesamtsanierung mit insgesamt 15 Millionen DM Kosten. Das Fazit daraus: Zur Jahrtausendwende zählte das Sanatorium 1500 Gäste und 23400 Übernachtungen. Auf ähnlicher Höhe liegen die Zahlen auch heute.

    Zur Situation nach Corona:

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