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Krumbach: Gustav Landauer und ein Weg in die USA

Krumbach

Gustav Landauer und ein Weg in die USA

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    Regierungsausweis von Gustav Landauer (1870 bis 1919), der 1918/19 kurzzeitig bayerischer Beauftragter für Volksaufklärung war.
    Regierungsausweis von Gustav Landauer (1870 bis 1919), der 1918/19 kurzzeitig bayerischer Beauftragter für Volksaufklärung war. Foto: Sammlung Lindenmayr

    Gustav Landauer wurde am 7. April 1870 in Karlsruhe als zweiter Sohn jüdischer, aber nicht religiöser Eltern geboren. Sein Vater war Schuhwarenhändler. Als Schriftsteller und Philosoph beschäftigte er sich beispielsweise auch mit der spätmittelalterlich-christlichen Mystik des Meisters Eckart, er gilt als bedeutender Shakespeare-Interpret und Übersetzer.

    Nach dem Studium der Fächer Germanistik, Philosophie, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte lebte er lange in Berlin. Unter anderem durch seine journalistische Tätigkeit geriet er wiederholt in Konflikt mit der wilhelminischen Staatsmacht, er wurde mehrfach inhaftiert. 1903 heiratete er in zweiter Ehe die in Hürben aufgewachsene jüdische Lyrikerin und Übersetzerin Hedwig Lachmann (geboren 1865), mit der er 1917 nach Krumbach-

    Kulturbeauftragter des Freistaats

    Landauer engagierte sich von Krumbach aus in der Folgezeit vehement für eine bayerische Rätedemokratie, er wurde dann in München vorübergehend sogar Kultusminister. Als Kulturbeauftragter des neuen Freistaats Bayern wollte er unter anderem die Prügelstrafe abschaffen. Am Ende seines Lebens wurde Landauer aber von Soldaten verprügelt und ermordet. Nach der gewaltsamen Niederschlagung der Räterepublik wurde er am 2. Mai 1919 im Zuchthaus Stadelheim von Freikorps-Soldaten ermordet.

    Landauers Enkel ist ein bekannter Regisseur

    Sein Leben zuvor, diese unglaubliche geistige Anstrengung, eine Episode – vergeblich? Aus der Ehe mit Hedwig Lachmann waren zwei Töchter hervorgegangen. Brigitte wanderte 1939 in die USA aus, wo sie 1985 starb. Brigittes Sohn Mike Nichols wurde zu einem bekannten Filmregisseur Hollywoods, er führte unter anderem Regie beim legendären Film „Die Reifeprüfung“ mit Dustin Hofmann (1967).

    Tochter Gudula überlebte den Holocaust in Berlin. Sie wanderte 1946 in die USA aus – und wurde kurz nach ihrer Ankunft an einer Fußgängerampel überfahren. Julius Lachmann, der musikalisch begabte Bruder Hedwig Lachmanns, wurde 1942 von den Nazis in das vom Deutschen Reich besetzte Polen deportiert und ermordet. (pb)

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