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Krumbach: Der „Stromnetz-Macher“ aus Krumbach

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Der „Stromnetz-Macher“ aus Krumbach

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    Der Technische Leiter des Krumbacher ÜWK, Roland Rickmann (rechts), kann seinem Nachfolger Jürgen Strohmeyr ein wohl bestelltes Feld übergeben.
    Der Technische Leiter des Krumbacher ÜWK, Roland Rickmann (rechts), kann seinem Nachfolger Jürgen Strohmeyr ein wohl bestelltes Feld übergeben. Foto: Gertrud Adlassnig

    Er ist eine „Institution“ im Krumbacher Überlandwerk (ÜWK). Roland Rickmann verabschiedet sich nach 28 Jahren in den Ruhestand. Das ÜWK ist bis heute ein Allrounder, der alle stromrelevanten Bereiche abdeckt. Als Netzbetreiber sorgt die ÜWK in einer Region von Naichen im Norden bis Babenhausen im Süden, von Breitenthal im Westen bis Edenhausen im Osten dafür, dass alle Haushalte und Unternehmen an ein funktionierendes Stromnetz angeschlossen sind. Mit dem eigenen Wasserkraftwerk ist es auch Stromerzeuger. Darüber hinaus bietet das ÜWK alle Dienstleistungen rund um die Anschlüsse und Installation von Geräten. Doch nichts von dem wäre nutzbar ohne Stromnetz.

    Rickmann musste ein vielfältiges Aufgabengebiet beherrschen: Wesentlich ist das Erstellen einer Gesamtplanung, dabei darf aber nicht auf Vorrat geplant werden. Denn das ist nach dem Willen des Gesetzgebers verboten, um eine allmähliche Konzentration der Netzbetreiber auf einige wenige zu verhindern. Das bedeutet für den Leiter der Abteilung Technik eine dauernde Gratwanderung: Planung für den Ist-Bestand, auch wenn ein deutlich größerer Bedarf zu erwarten ist.

    Rickmanns Arbeitsschwerpunkte in der Netzplanung haben sich in seinen zwölf Jahren als Abteilungsleiter deutlich verschoben. „Früher haben wir ein Netz betrieben, in dem der Strom vom Erzeuger zum Kunden ging. Durch die Entwicklung der regenerativen Energien, insbesondere der Solarenergie, deren Erzeugung zu einem großen Teil auf privaten Hausdächern erfolgt, hat sich das Bild in der Stromlandschaft komplett verändert. Wir müssen heute Netze zur Verfügung stellen, die den Strom in beide Richtungen transportieren können.“

    Immerhin speisen Solarenergiererzeuger durchschnittlich 65,8 Millionen Kilowattstunden (kWh) jährlich in das ÜWK-Netz ein. Das sind beinahe 60 Prozent der gesamten erneuerbaren Energien, und es ist der Strom, der am wenigsten kalkulierbar ist. „Das Netz muss also so ausgelegt werden, dass es die maximale Leistung aufnehmen kann, andererseits muss alles bereitgestellt sein, damit unsere Kunden auch ohne Solarstrom die volle Leistung abrufen können. Gleichzeitig müssen hohe Spannungsschwankungen abgefedert werden können, die es früher so nicht gab.“

    Um den Kunden und Stromlieferanten gerecht zu werden und die Kunden beim Netzausbau nicht zu tangieren, muss das moderne Stromnetz so konstruiert werden, dass es relativ problemlos erweitert werden kann.

    Rickmann: „Wir können am Netz unter Spannung arbeiten. Das wäre für Laien hoch gefährlich. Ich bin sehr froh, dass in der ganzen Zeit meiner Verantwortlichkeit kein einziger Unfall passiert ist.“ Mit Hightech und Elektronik dauern notwendige Umschaltzeiten nur noch Millisekunden, für den Kunden nicht spürbar. Die notwendigen Investitions- und Sanierungsmaßnahmen bekommt der Kunde so in der Regel gar nicht mehr mit. Roland Rickmann hat die kontinuierliche Modernisierung vorangetrieben und kann so seinem Nachfolger Jürgen Strohmeyr eine solide Arbeitsgrundlage übergeben.

    Trotz modernster Technologie gibt es aber immer noch zwei Faktoren, die das System kurzfristig ins Chaos stürzen können: Höhere Gewalt und menschliches Versagen.

    Schnelle Reaktion bei extremen Wetterlagen

    Blitzschlag und Gewitterstürme, Eisregen und extremer Schneefall können Leitungen beschädigen. „Wir haben alle Bereitschaft. Zu Beginn der Woche wird besprochen, wer im Notfall erreichbar ist. So müssen wir nicht die vergeblich anrufen, die gerade weit weg sind. Heute ist das ein Klick auf dem Smartphone. Früher war die Meldung kompliziert. Ich hatte eine Firmenfestnetznummer zuhause, die notfalls von meiner Frau betreut wurde. In den Fahrzeugen gab es Funkgeräte. Heute ist das unkompliziert geworden. Der erste vor Ort macht gleich ein Foto vom Schaden, sodass jeder weiß, was er zu tun hat, noch bevor er an der Schadensstelle eintrifft.“

    Neben dem Wetter sind es vor allem Bauarbeiten, die das Netz beschädigen können. Der Bagger im Einsatz, der eine Erdleitung erwischt – das kann auch in Krumbach passieren. „Vor gar nicht so langer Zeit stand ich deswegen sogar vor Gericht,“ plaudert Roland Rickmann aus dem Nähkästchen. „Nicht als Angeklagter, sondern als Zeuge.“ Es ging um die Folgen eines größeren Stromausfalls nach der Beschädigung einer Stromleitung beim Krankenhaus, damals kam es durch Überlastungen des Netzes aus Sicherheitsgründen zu automatischen Reihenabschaltungen. Zwar dauerte der Stromausfall nicht einmal eine Stunde, aber eine Privatperson klagte auf Schadensersatz. Ihr Aquarium war wegen des Ausfalls der Pumpe übergelaufen und hatte die Wohnung unter Wasser gesetzt. „Der Richter hatte ein Einsehen mit den Unwägbarkeiten der Technik und lehnte die Forderungen des Klägers ab. Der hätte für einen größeren Sicherheitsbehälter sorgen müssen.“

    Roland Rickmann kann viele solcher Geschichten erzählen. Von Frauen, die hoffen, ihr altes Bügeleisen ersetzt zu bekommen, weil es einen Stromausfall gab, von nervigen Kunden, die zuhauf anrufen und nachfragen, wann denn der Strom wieder da sei, anstatt das Team bei der Reparatur nicht zu stören.

    Doch sein Alltag, so signalisiert er, war vor allem eine Mischung aus technischen Entscheidungen und Management, mit allen Vorgaben, der Kostenstruktur, der Personalplanung, der stetigen Optimierung und der schnellen Entscheidung im Schadensfall.

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