Startseite
Icon Pfeil nach unten
Krumbach
Icon Pfeil nach unten

Krumbach: Das Kräuterbeet im Krumbad ist jetzt in „Hägsen“-Händen

Krumbach

Das Kräuterbeet im Krumbad ist jetzt in „Hägsen“-Händen

    • |
    Charlotte Kistenmacher kommt eigens aus Burgau, um die Beete im Krmbader Kräutergarten zu harken, die Krumbacherin Edith Micheler, die den Lavendel frisiert, muss nur um die Ecke.
    Charlotte Kistenmacher kommt eigens aus Burgau, um die Beete im Krmbader Kräutergarten zu harken, die Krumbacherin Edith Micheler, die den Lavendel frisiert, muss nur um die Ecke. Foto: Gertrud Adlassnig

    Sie sind keine Hexen, auch wenn ihr Name bei oberflächlichem Hinhören so anmutet. Die „Kräuterhägsen“ haben sich als Gruppe von Kräuterkundigen zusammengefunden, die bereit sind, gemeinsam die Nachfolge von Anni Böck anzutreten, die ihren Rückzug aus der aktiven Kräutergartenpflege im Krumbad rechtzeitig angekündigt hatte. „Wir haben uns im vergangenen Jahr sehr viel auf die Kenntnisse und Ratschläge von Anni gestützt,“ erklärt Heidi Ruef, eine der Hägsen, „und wir sind froh, auch jetzt immer noch eine kluge und hilfsbereite Könnerin an unserer Seite zu haben.“ „Ohne die Anni hätten wir im letzten Frühling überhaupt keine Ahnung gehabt, was da wo in den Beeten schlummert. Mit ihrer Hilfe haben wir auch die neuen Pflanzpläne aufgestellt,“ ergänzt Edith Micheler.

    Die Arbeit wurde von einer auf viele Schultern verteilt, sodass der Fortbestand des zum Krumbad gehörenden Spezialgartens sichergestellt werden konnte. Die sechs Damen und ein Herr kannten sich aus verschiedenen Kräuterstammtischen und Vereinen, und nach einem Aufruf haben sie ihre Bereitschaft erklärt, mitzumachen. Auf ihrer ersten Arbeitssitzung suchten sie nach einem identitätsstiftenden Namen und fanden ihn in „Kräuterhägsen“. „Das hat überhaupt nichts mit Hexen zu tun“, beeilt sich Edith Micheler zu betonen. „Das Wort wurde entlehnt aus der Tatsache, dass Gärten früher meist mit einer Hecke, einem sogenannten Hag eingefriedet waren. Und die Kräuter wachsen gerne in den Hecken.“

    In den Bauerngärten, den Apothekergärten, den Klostergärten und auch im Kräutergarten im Krumbad sind die Beete mit einer Minihecke eingefriedet. Bisher war es der traditionelle Buchs, der dem Garten seine architektonische Struktur gab. Doch mit dem leidigen Zünzlerproblem standen die Hägsen gleich zu Beginn ihres Wirkens vor eine große Aufgabe. Sie mussten einen adäquaten Ersatz finden und entschieden sich für Lavendel. „Das passt, denn er wächst hier gut und kann geerntet werden. Anni Böck macht daraus ihre beliebten Stempel.“

    Arbeit mit viel Liebe fürs Detail

    Doch zunächst, erinnern sich die drei Hägsen, die sich an diesem trüben Morgen zur gemeinsamen Gartenpflege eingefunden haben, musste der Buchs gerodet werden. „Das war wirklich harte Arbeit,“ sind sie sich einig. Sie lächeln stolz. Jetzt müssen sie den vor einem Jahr gepflanzten Lavendel zurückschneiden. Edith Micheler hat sich mit einer elektrischen Heckenschere ausgerüstet und frisiert Schopf für Schopf, während Charlotte Kistenmacher mit der Harke das frühe Unkraut auszieht, und Heidi Ruef den großen Besen schwingt, um die Beete von trockenem Laub und Bucheckern zu befreien. In den nächsten Tagen werden auch Artur Heinle, Petra Müller, Birgit Lecheler und Birgit Schimpfle ins Krumbad kommen und bei den Frühjahrsarbeiten helfen.

    Heidi Ruef hat flache Steine als Kräuterschilder beschriftet.
    Heidi Ruef hat flache Steine als Kräuterschilder beschriftet. Foto: Gertrud Adlassnig

    Es ist einiges passiert im Jahr eins nach Anni Böck. Außer den Einfriedungen wurden auch die Beete neu angelegt. „Wir haben die Pflanzen in den 16 Beeten jetzt mehr nach ihrer Wirkung auf den Körper zusammengestellt, haben etwa ein Beet Herz, ein anderes für die Atmungsorgane und so weiter bepflanzt.“ Anni Böck hat mehr der Natur überlassen, die Kräutlein wachsen lassen, wo sie wollten. Früher zeigten luxuriöse Emailschilder den Gartenbesuchern an, was da vor ihnen wuchs. Doch die sind zum großen Teil verschwunden. Einfach geklaut.

    Um trotzdem gut zu informieren und die Lust der Langfinger nicht zu reizen, haben sich die Kräuterhägsen neue „Schilder“ ausgedacht. Heidi Ruef hat schlichte, flache Steine in gut lesbarer Schrift bemalt. Die größte Mühe war, sind sich die drei einig, genügend passende Steine zu finden. „Die sind viel seltener als man glaubt, und wir brauchen ja viele. Aber sie sind sehr praktisch,“ freut sich Charlotte Kistenmacher, selbst Malerin, „denn man kann sie ohne Aufwand an den richtigen Platz legen. Kräuter haben nämlich manchmal die Neigung, ihren Standort zu wechseln.“ Dann wandert der Stein eben mit.

    Führungen und Vorträge sind im Krumbad geplant

    Doch die Information soll sich künftig nicht nur auf die Eigeninitiative der Besucher beschränken. Geplant sind auch Führungen und Vorträge. „Und natürlich ist der Garten ein offener Ort der Begegnung. Hier werden Tipps ausgetauscht und auf Wunsch Ratschläge erteilt.“

    Auch neue Kräuter sind dazu gekommen, wie etwa das Schöllkraut oder die weiße Rose. Doch nicht alles wächst und gedeiht so, wie es sich die Kräuterhägsen wünschen. „Es gibt zwischen den Beeten doch erstaunliche Standortunterschiede. Ein Teil der Beete sollte eigentlich den Küchenkräutern vorbehalten sein. Doch gerade sie sind so trocken, dass die Kräutlein nicht wachsen wollen. In diesem Teil des Gartens ziehen die Hochwaldbäume die Feuchtigkeit aus dem Boden. Wir wollen aber nicht auf Biegen und Brechen anpflanzen, sondern mit der Natur arbeiten. Also müssen an diesem Standort andere Kräuter gepflanzt werden.“

    Zu den ganz großen Neuerungen gehört das Quittenspalier, das den Garten künftig von der Straße abschirmen soll. „Wir wollen ein geschlossenes Ensemble gestalten, in das man sich zurückziehen kann, einen Gartenraum bauen. Deshalb werden auch noch mehr Sitzgelegenheiten aufgestellt.“ Der Plan ist mit Peter Heinrich, dem Chef des Heilbades, abgesprochen, die Finanzierung steht, die Quittenbäumchen sind da, nun warten die Kräuterhägsen nur noch auf die Manpower. Denn das Roden des bestehenden schmalen Beetstreifens und das Graben der Pflanzlöcher würde die Gruppe körperlich überfordern.

    Die regelmäßige Pflegearbeit aber leisten sie mit Vergnügen. „Es ist kaum möglich, alle Hägsen zu einem Termin zusammen zu bringen, aber das ist auch nicht nötig. Es haben immer zwei, drei von uns Zeit, um den Garten zu pflegen.“ Heidi Ruef, die im Krumbad beruflich verankert ist, hat den täglichen Blick auf den Schützling und gibt die Arbeitsparolen per Whatsapp raus. Gerade im trocken-heißen Sommer waren so einige Gießeinsätze nötig. Doch auch diese Herausforderung an die Stetigkeit und Zuverlässigkeit der neuen Gartenpfleger haben die Kräuterhägsen mit Bravour bestanden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden