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Krumbach: Das Klettertalent aus Nattenhausen: Max Dinger will hoch hinaus

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Das Klettertalent aus Nattenhausen: Max Dinger will hoch hinaus

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    Beim Lead- oder auch Schwierigskeitsklettern geht es auf eine unbekannte Route an einer bis zu 15 Meter hohen Kletterwand.
    Beim Lead- oder auch Schwierigskeitsklettern geht es auf eine unbekannte Route an einer bis zu 15 Meter hohen Kletterwand. Foto: Daniel Kretschmer

    Als die Krumbacher Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) vor fünf Jahren mit dem Bau ihrer neuen Kletterhalle begann, hatte die Vorstandschaft vor allem den Nachwuchs im Blick. Junge Fans der Trendsportart sollten in Krumbach mehr Möglichkeiten haben. Dass dabei der Grundstein für eine der vielversprechendsten Karrieren im bayerischen Klettersport gelegt werden würde, konnte damals freilich noch niemand ahnen.

    Krumbachs Vorzeigetalent heißt Max Dinger, ist vierzehn Jahre alt und gehört zu den größten Klettertalenten im Freistaat. Mit sieben Jahren begann er in der Krumbacher Kletterjugend, ermutigt von seinen Eltern, die schon lange Mitglieder im Verein sind. Mit der Eröffnung der Kletterhalle im März 2016 entwickelte sich Max leistungsmäßig so stark weiter, dass er zunächst zum Training in der Leistungsklettergruppe Neu-Ulm und später am Landesstützpunkt in Augsburg eingeladen wurde. Der Halle seines Heimatvereins war der Nattenhauser schnell entwachsen.

    Max Dinger kann sich auf die Unterstützung seiner Mutter Marion und seines Krumbacher Trainers Klaus Schäffler verlassen.
    Max Dinger kann sich auf die Unterstützung seiner Mutter Marion und seines Krumbacher Trainers Klaus Schäffler verlassen. Foto: Daniel Kretschmer

    In der auf den Breitensport ausgelegten Halle kennt er schon jeden Griff, durchklettert die schwersten Routen mit Leichtigkeit. Heute ist Max Dinger längst beim Leistungssport angekommen. Zwei Mal pro Woche trainiert er im DAV-Kletterzentrum in Augsburg, das als Landesleistungszentrum für ganz Bayern ideale Trainingsmöglichkeiten bietet und in etwa die 20-fache Größe der Krumbacher Halle aufbietet. Er ist Teil des Bayernkaders und nimmt regelmäßig an Wettkämpfen teil.

    Max Dinger wurde bayerischer Vizemeister in seinem Jahrgang

    Das bedeutet Stress für ihn, aber auch für seine Familie. Mutter Marion und Vater Axel Dinger sind viel unterwegs für ihren ambitionierten Sohn. Denn der tritt mittlerweile auch schon im angrenzenden Ausland zu Wettkämpfen an, in Österreich, Italien, der Schweiz. „Natürlich investieren wir viel Zeit und auch Geld“, sagt Marion Dinger. „2018 waren wir ungefähr 6000 Kilometer unterwegs.“

    Beim Bouldern klettert Max Dinger ohne Sicherung. Das Bild entstand bei der Bayerischen Meisterschaft in Augsburg.
    Beim Bouldern klettert Max Dinger ohne Sicherung. Das Bild entstand bei der Bayerischen Meisterschaft in Augsburg. Foto: Daniel Kretschmer

    Auch für Max selbst bedeutet das Klettern viel Stress. Es kann schon mal vorkommen, dass der Realschüler den ein oder anderen Schultag verpasst und auf der Fahrt zu einem Wettkampf nebenbei für die Schule lernen muss. „Da hat die Schule aber zum Glück Verständnis und stellt mich frei“, sagt der Vierzehnjährige.

    Der Aufwand lohnt sich. In diesem Jahr holte Max Dinger den zweiten Platz in seinem Jahrgang bei der Bayerischen Jugendmeisterschaft und zeigte dabei sein Können in allen drei Disziplinen des Wettkampfkletterns (siehe Infokasten). Die sogenannte Olympische Kombination (oder auch „Overall“) wurde extra für die Premiere des Sportkletterns bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio erdacht und ist mittlerweile auch bei nationalen Wettkämpfen Standard.

    Klettern ist 2020 erstmals olympisch

    Kann es auch bei Max Dinger mal was werden mit Olympia, dem Traum eines jeden Sportlers? Der Vierzehnjährige gibt sich da realistisch. „Das ist eher unwahrscheinlich. Aber im Europa-Cup oder im Weltcup würde ich schon gerne irgendwann klettern.“

    Für dieses Ziel arbeitet Max mit seinem Trainer in Krumbach, Klaus Schäffler, viel im Kraftraum und am sogenannten Moonboard. Das ist ein überhängendes Kletterbrett, an dem verschiedenste Boulderrouten simuliert werden können. Außerdem arbeitet das Klettertalent in Augsburg viel mit Trainingsplänen, die Landeskadertrainerin Ines Dull aus Memmingen für ihn zusammenstellt.

    Die Disziplinen im Sportklettern

    Wettkampfkletterer müssen sich in der Halle in drei verschiedenen Disziplinen messen. Die Kombination aus allen drei ist bei den Olympischen Spielen 2020 als einzige Wettkampfform anerkannt. In der Regel gibt es mehrere Wettkampfrunden.

    Lead: Hier müssen die Kletterer eine ihnen unbekannte, bis zu 15 Meter lange Route nachklettern, die extra für den Wettkampf festgelegt wird. Die Kletterer dürfen sie nur vom Boden aus besichtigen. Die Routen werden von Runde zu Runde schwieriger, Ziel ist, möglichst weit zu kommen. Zeit spielt nur eine untergeordnete Rolle.

    Bouldern: Hier wird ohne Sicherung in Absprunghöhe (nicht mehr als drei Meter) geklettert. Ziel ist, mehrere vorgegebene Kurzroute (sogenannte Boulder) mit möglichst wenigen Versuchen zu durchklettern. Markiert sind Start-, Zonen- (für eine Teilwertung) und Schlussgriff.

    Speed: Hier ist Route weltweit genormt und immer gleich. Ziel ist es, sie in möglichst kurzer Zeit zu durchklettern. Dabei treten zwei Athleten parallel gegeneinander an. Die Weltrekorde für die 15 Meter hohe Normwand liegen bei 5,48 (Männer) und 6,99 (Frauen) Sekunden.

    Wie soll es also weitergehen? Der Aufwand wird für die Dingers nicht weniger werden. Deshalb hoffen sie, für Max einen Sponsor zu finden, der sich an den Kosten beteiligt. Ohne gehe es im Leistungssport auf Dauer nicht, sagt Trainer Klaus Schäffler. „Das ist nicht wie im Profifußball. Geld verdienen vielleicht 100 Kletterer auf der Welt.“

    Klettern fordert großen Körpereinsatz

    Und auch der Körper muss diesen kraftraubenden Sport mitmachen. Max Dinger wurde, wie alle Kaderathleten, von einem Spezialisten in München untersucht. So soll sichergestellt werden, dass sein noch im Wachstum befindlicher Körper die hohen Belastungen, insbesondere der Finger, mitmacht. Zudem steht am Stützpunkt in Augsburg ein Physiotherapeut für die jungen Kletterer bereit. Von schweren Verletzungen ist der Vierzehnjährige bisher aber verschont geblieben.

    Mit einem zweiten Platz beim länderübergreifenden Arge-Alp-Cup in Südtirol ist für ihn das Wettkampfjahr zu Ende gegangen. Im Winter heißt es nun weiter: trainieren, trainieren, trainieren. Und vielleicht kann Krumbach dann irgendwann stolz sagen, dass es einen Weltklasse-Kletterer hervorgebracht hat.

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