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Krumbach: Bürgermeisterwahl: Das politische Duell zweier Freunde

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Bürgermeisterwahl: Das politische Duell zweier Freunde

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    Bei der Bürgermeisterwahl treten sie gegeneinander an. Privat sind Gerhard Weiß (links) und Hubert Fischer befreundet. Unser Bild zeigt sie bei einer Rockparty im Stadtsaal im Jahr 2015.
    Bei der Bürgermeisterwahl treten sie gegeneinander an. Privat sind Gerhard Weiß (links) und Hubert Fischer befreundet. Unser Bild zeigt sie bei einer Rockparty im Stadtsaal im Jahr 2015. Foto: Monika Leopold-Miller

    „Manchmal haben wir mit unseren Schlafsäcken und Isomatten auch auf Bahnhofsvorplätzen übernachtet“, erinnert sich Gerhard Weiß. Interrail, 80er Jahre, quer durch Westeuropa, von Schottland bis zu den Pyrenäen war Gerhard Weiß unterwegs. Als er diese Geschichte erzählt, muss er dann doch schmunzeln. Denn sein Reisepartner damals war – Hubert Fischer. Fischer ist bekanntlich seit 2008 Krumbacher Bürgermeister. Und nun tritt Weiß bei der Bürgermeisterwahl gegen ihn an.

    Weiß und Fischer: Nicht wenige sprechen von „parallelen Leben“. Sie sind fast gleich alt. Weiß ist am 21. April 1966 geboren, Fischer am 14. Mai des selben Jahres. Sie waren in der Krumbacher Realschule in einer Klasse, sie haben gemeinsam die Fachoberschule besucht. Fischers beruflicher Weg führte ihn ins Amt für Ländliche Entwicklung, Weiß ins Landratsamt. Die persönliche Freundschaft blieb. Auch politisch gab es starke Parallelen. Als 1990 die Gruppierung Junge Wähler/Offene Liste (JW/OL) erstmals bei der Stadtratswahl antrat, standen beide auf der Kandidatenliste. Weiß wurde auf Anhieb in den Stadtrat gewählt, Fischer sechs Jahre später. Es ist die Zeit, in der sich die politischen Wege der beiden zu trennen begannen. Weiß wechselte 1996 zur CSU und seitdem wurde sein Name immer wieder genannt, als es um einen möglichen Bürgermeister für Krumbach ging. Aber dann kam das Jahr 2008. Hubert Fischer warf bei der Bürgermeisterwahl überraschend seinen „Hut in den Ring“. Und gewann gegen den damaligen Amtsinhaber Willy Rothermel (CSU).

    Weitere Informationen zur Bürgermeisterwahl in Krumbach und zur Kandidatur von Gerhard Weiß finden Sie hier:

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    Doch Fischer (JW/OL) war und ist ein Bürgermeister ohne die Mehrheit der eigenen Partei oder Gruppierung im Rat. 24 Mitglieder gehören dem Rat an, aktuell sind es fünf JW/OL-Stadträte. Angesichts dieser Mehrheitsverhältnisse ist es rückblickend durchaus bemerkenswert, dass es für Fischers Politik im Rat oft klare Mehrheiten gab – und oft auch Zustimmung aus den Reihen der CSU. 2014 war Amtsinhaber Fischer bei der Bürgermeisterwahl der einzige Kandidat und es hat wohl kaum mehr jemand damit gerechnet, dass eine Kandidatur für Gerhard Weiß irgendwann noch einmal ein Thema werden könnte.

    So fragen derzeit nicht wenige: Mit welcher klaren Alternative möchten die CSU und ein Bürgermeisterkandidat Gerhard Weiß jetzt in den Wahlkampf gehen?

    Gerhard Weiß und die Krumbacher CSU-Ortsvorsitzende Sabine Turek betonen im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die CSU in den vergangenen Jahren im Stadtrat durchaus eigene Akzente gesetzt habe. Beispielsweise habe die CSU beim Thema Verkehrskonzept für Krumbach die Initiative ergriffen. Von Anfang an sei die Entwicklung und Planung für das Schul- und Sportzentrum kritisch hinterfragt worden. Weiß sagt, dass bei den kommunalpolitischen Schwerpunkten zu viel von Bürgermeister und Verwaltung vorgegeben werde. Er wünscht sich eine stärkere Einbeziehung des gesamten Stadtrates. Dort stand die Frage, wie es mit dem Schul- und Sportzentrum weitergeht, zuletzt immer mehr im Vordergrund. Und dabei hat sich auch der Verlauf der Sitzungen atmosphärisch mitunter heftig zugespitzt.

    Plädoyer für einen anderen Politikstil

    Weiß lässt im Gespräch durchblicken, dass es auch die zunehmend „dicke Luft“ in der Krumbacher Kommunalpolitik war, die seine Entscheidung beeinfluss hat, jetzt doch zu kandidieren. Wer sich bei kommunalpolitisch Interessierten umhört, der hört wiederholt, dass Fischer auch mit Blick auf den heftigen Ablauf der Schul- und Sportzentrumsdebatte offenbar nicht mehr so unumstritten ist wie etwa 2014. „Wir brauchen einen anderen Stil, eine andere Sprache, mehr gegenseitige Wertschätzung“, meint Weiß. Es gelte die Bürger mehr einzubeziehen. Weiß sagt aber auch, dass er nicht gegen jemanden Wahlkampf machen wolle. Er werbe für sein Konzept und seinen Ansatz. Im Gespräch mit der Redaktion erläuterten Sabine Turek und Gerhard Weiß ausführlich die jüngsten politischen Entwicklungen und die Entscheidung von Gerhard Weiß.

    Weiß als Krumbacher Bürgermeisterkandidat? Das sah vor rund einem Jahr noch anders aus. Weiß hatte seinerzeit deutlich erklärt, dass er nicht als Bürgermeisterkandidat in Krumbach zur Verfügung stehe. So suchte die CSU über Monate hinweg nach einem geeigneten Kandidaten. Auf der eigenen Internetseite („Herzliche willkommen bei der CSU Krumbach. Bewerben Sie sich als Bürgermeisterkandidat.“) oder auch in der Bayerischen Staatszeitung. Doch die Suche verlief nach unseren Informationen zäh. Sabine Turek bestätigt, dass die Suche „schwer“ gewesen sei. Man sei zwar mit durchaus interessanten Persönlichkeiten im Gespräch gewesen, doch in der Kommunalpolitik spielen beispielsweise Erfahrungen im Verwaltungsrecht eine gewichtige Rolle. Da gab es offensichtlich große Defizite bei möglichen Kandidaten. Und hier hat wiederum Gerhard Weiß eine Menge vorzuweisen. Im Landratsamt gehörten unter anderem die Bereiche Schulfinanzierung und Baugenehmigungen (Teamleitung) zu seinen Aufgabengebieten. Seit rund zweieinhalb Jahren ist der 53-Jährige Leiter der Betreuungs- und Seniorenfachstelle im Landratsamt (unter anderem zuständig für die Aufsicht der Seniorenheime im Kreis). Zugleich ist Weiß einer der erfahrensten Kommunalpolitiker in der Region. 2002 wurde er CSU-Fraktionsvorsitzender, 2006 auch 2. Bürgermeister. Beides ist er bis heute.

    Persönlichkeiten mit Verwaltungserfahrung sind sehr gefragt, wenn es um die Suche nach Bürgermeisterkandidaten geht. So war Weiß in mehreren Kommunen, auch in Thannhausen, als Kandidat im Gespräch. Weiß (er ist seit 2000 mit seiner Frau Monika verheiratet, die beiden haben einen 18-jährigen Sohn und eine 16-jährige Tochter) hat sich nun für Krumbach entschieden. „Die Heimat, das ist eben doch etwas besonderes“, sagt er. Als politische Schwerpunktthemen nennt er unter anderem ein modernes Verkehrskonzept und eine zielgerichtete Stadtentwicklung mit einer Fortschreibung des Flächennutzungsplanes.

    Wer wen unterstützt

    Die CSU rechnet damit, dass es aus den Reihen der SPD für die Kandidatur von Gerhard Weiß durchaus Zuspruch geben könnte. „Auch Christoph Helmes hat mir einen entsprechenden Brief geschrieben, sagt Weiß. Hubert Fischer hingegen wird wohl auf einen „guten Draht“ zur UFWG setzen. UFWG-Fraktionsvorsitzender und 3. Bürgermeister Klemens Ganz hat sich wiederholt für einen Verbleib Fischers im Amt ausgesprochen.

    Gerhard Weiß ist zuversichtlich, dass er bei der Wahl gegen Fischer eine gute Chance hat. Weiß wird überdies wohl auf Platz 1 der CSU-Stadtratsliste stehen. Aber er sagt auch, dass er in einer gewissen Weise bei der Wahl alles auf eine Karte setze. Im Fall einer Wahlniederlage werde er nicht mehr als 2. Bürgermeister zur Verfügung stehen.

    Eine wichtige Rolle in Sachen Wahlausgang dürfte spielen, wie sich die kommunalpolitische Debatte – auch mit Blick auf das „Dauerbrennerthema“ Schul-und Sportzentrum in den nächsten Wochen atmosphärisch entwickelt. Doch unabhängig davon ist Weiß überzeugt, dass trotz aller unterschiedlichen politischen Ansätze die private Freundschaft zu Hubert Fischer erhalten bleibt. Also gar wieder mal eine gemeinsame Reise? Weiß hält es für denkbar. „Aber komfortabler als damals, in den 80ern!“

    Die Nominierungsversammlung der Krumbacher CSU findet am Mittwoch, 27. November, ab 19.30 Uhr im Gasthof Munding statt. Auch Gäste sind willkommen.

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